Das "richtige" Unternehmensmodell

Der überwiegende Teil der MA einer Firma muss mit einem (möglichst Jahre) vorhersehbarem monatlichem Einkommen rechnen können. Diese Sicherheit ist für die allermeisten ein sehr hoher Motivationsfaktor für die Identifikation mit der Firma und einem entsprechenden Einsatz.
War vor 40 Jahren ein Motivationsfaktor mit "Erfolgsgarantie". Ist leider schon lange keiner mehr, wie die Entwicklung zu Zeitarbeit, Minijobs, Subunternehmen und weiteren "Alibi-Arbeitsbeschaffungsmassnahmen" zeigt.

Ich meine, die MA sollen nicht einfach über Aktienprogramme mitbeteiligt werden.
Aktienprogramme sind nicht das, was ich unter Mit- und Selbstbestimmung meine. Das ist bestenfalls eine Art Bonus mit sehr begrenztem Motivationscharakter. Bestenfalls durch die vertragliche Wartezeit bis die Aktien veräussert werden dürfen, gibt es eine begrenzte Bindung ans Unternehmen. Leistungssteigernd wirken die nie.

Die Mitwirkung jedes MA sollte sich auf die Bereiche beziehen, wo er/sie auch einen konstruktiven Beitrag leisten können. Mitbestimmung nur mit Mitverantwortung !
Mitbestimmung über Mitbeteiligung beinhaltet immer auch Mitverantwortung, denn solange die Beteiligung am Unternehmen zur Mitgestaltung wird, so wird automatisch auch die Verantwortung integriert. Einfacher ausgedrückt, wenn Mist beschlossen wird, so hat jeder unter den Folgen im Verhältnis seiner Mitbeteiligung zu leiden.
 
Meine Frage ob dieses Modell funktioniert ist nur teilweise hinfällig.Funktionieren tut es schon... Aber... hat es nicht doch mehr Schattenseiten als man in den Berichten über dieses System liest? Ist es für jede Branche übertragbar? Geht es auch wenn viele unterschiedliche Berufsgruppen in einer Firma existieren (Coiffeusen bis Anwälte)?Aber die wichtigste Erkenntnis für mich ist:Man lebt es 100% oder man lässt es sein. Ein bisschen Mitbestimmungsrecht funktioniert nicht (das sagen die auch alle selber). Weil mit ein bisschen Mitbestimmungsrecht trägt man zwar die Konsequenzen mit, kann aber nicht wirklich Mitentscheiden (so wie es wohl bei Migros zu sein scheint).Es gibt noch andere Firmen die so leben...http://www.getabstract.com/de/zusammenf ... hef/12464/http://www.getabstract.com/de/zusammenf ... ork/14693/Ach ja, ein Zusatz habe ich noch...40 Jahre im Betrieb gibt es auch heute noch... In unserer Firma gibt es jedes Jahr mindestens ein Jubiläum mit mehr als 30 Dienstjahren... Ob dies jetzt immer positiv ist, ist fragwürdig (ich bin der Meinung, dass es nicht gut ist soooo lange im selben Betrieb zu sein. Aber so 10 Jahre sind ganz gut). Aber es beweist, dass es auch heute noch möglich ist. Es kommt halt auch hier auf die Firma und die Mitarbeiter an....

 
Meine Frage ob dieses Modell funktioniert ist nur teilweise hinfällig.

Funktionieren tut es schon... Aber... hat es nicht doch mehr Schattenseiten als man in den Berichten über dieses System liest? Ist es für jede Branche übertragbar? Geht es auch wenn viele unterschiedliche Berufsgruppen in einer Firma existieren (Coiffeusen bis Anwälte)?

Aber die wichtigste Erkenntnis für mich ist:

Man lebt es 100% oder man lässt es sein. Ein bisschen Mitbestimmungsrecht funktioniert nicht (das sagen die auch alle selber). Weil mit ein bisschen Mitbestimmungsrecht trägt man zwar die Konsequenzen mit, kann aber nicht wirklich Mitentscheiden (so wie es wohl bei Migros zu sein scheint).

Es gibt noch andere Firmen die so leben...

http://www.getabstract.com/de/zusammenf ... hef/12464/

http://www.getabstract.com/de/zusammenf ... ork/14693/

Ach ja, ein Zusatz habe ich noch...

40 Jahre im Betrieb gibt es auch heute noch... In unserer Firma gibt es jedes Jahr mindestens ein Jubiläum mit mehr als 30 Dienstjahren... Ob dies jetzt immer positiv ist, ist fragwürdig (ich bin der Meinung, dass es nicht gut ist soooo lange im selben Betrieb zu sein. Aber so 10 Jahre sind ganz gut). Aber es beweist, dass es auch heute noch möglich ist. Es kommt halt auch hier auf die Firma und die Mitarbeiter an....
Interessante links. Danke.
Wie Du siehst, ist es fraglich ob verschieden Berufgruppen in der selben Firma die Mitbestimmung 100%ig leben können. Das ist es nämlich, was Du mit deiner Frage antönst. Und das ist es was ich mit den Einschränkungen meine. Ich bin ebenfalls für 100% Mitbestimmung, bin aber der Meinung (und habe da auch meine Erfahrungen), dass diese 100% sich auf die Gebiete beschränken müssen, welche man aus intellektuellen und Ausbildungs-Gründen auch abdecken kann. Es macht einfach keinen Sinn, wenn ALLE über ALLES Grundsatzdiskussionen führen. Jeder ist zwar fähig eine Meinung zu bilden, nicht jeder kann aber wirklich einen Beitrag zur Lösungsfindung leisten. Es ist also notwendig, alle Einbringungen unvoreingenommen zu prüfen, aber einfach den Mehrheitsbeschluss dann als Muss auszuführen kann nur ins Desaster führen. Ganz nach dem Motto "fresst Scheisse, 100 Milliarden Fliegen können nicht falsch liegen". Die Willensbildung kann durchaus durch Delegationen erreicht werden, es ist nicht notwendig, dass jeder Einzelne zu jedem einzelnen Thema seine Meinung detailliert kundtut.

100% Mitbestimmung ergibt sich aber jedenfalls durch die Mehrheitsbildung in Aktionariat. Solange die "einfachen" MA eine Mehrheit innerhalb der GV und innerhalb des VR bilden, lassen sich Massenentlassungen oder Schliessungen von Abteilungen, Aufgabe oder Aufnahme von einzelnen Geschäfts-Tätigkeiten oder aber auch extreme Entlöhnungen usw. nicht über den Willen der MA hinweg durchführen!

 
Ich denke eben, deine Einstellung ist zuwenig radikal. Von mir aus funktioniert das System nur wenn man das radikal anwendet.Einen Mehrheitsbeschluss nicht ausführen weil die "Bosse" eben das Gefühl haben es führe ins Desaster geht nicht. Weil was ist, wenn die Mitarbeiter ihren Lohn eben selber bestimmen anhand des Unternehmenserfolges und auf der anderen Seite die "Bosse" die Strategie festlegen, welche eben auch nicht immer das Optimum ist...In dem Fall sind die Kompetenz und die Verantwortung nicht gleich verteilt und es kommt nicht gut.Ich bin überzeugt, wenn man den Weg geht, dann nicht einfach ein wenig, sondern 100%. Und sonst kann man den Weg nicht gehen. Esinfach ein wenig geht nicht.Ich denke die fehlende Bereitschaft es radikal zu machen ist "Schuld" daran das es nicht mehr praktiziert wird.

 
Ich denke eben, deine Einstellung ist zuwenig radikal. Von mir aus funktioniert das System nur wenn man das radikal anwendet.Einen Mehrheitsbeschluss nicht ausführen weil die "Bosse" eben das Gefühl haben es führe ins Desaster geht nicht.
Die radikale Anwendung funktioniert nicht. Ein gegenteiliges Beispiel wäre interessant zu wissen (natürlich für grösseren Betrieb). In einem Betrieb werden täglich Entscheide auf allen Ebenen gefällt. Der Begriff "Bosse" ist in diesem Zusammenhang schon etwas polemisch. Für einen Lagermitarbeitenden ist der Gruppenchef der "Boss". Er hat z.B. ein Budget für Lagergestelle. Ist er ein guter Vorgesetzter und hat motivierte und mitdenkende Mitarbeiter wird er Entscheide betr. der Auswahl für neue Gestelle mit ihnen besprechen und einen Konsens finden. Selbst ein Mehrheitsentscheid schliess ich hier nicht aus. Schliesslich ist es auch in seinem Interesse, wenn die MA's dann produktiv arbeiten können. Geht es dann um ein neues Fabrikgebäude, wird in einem guten Betrieb der Fabrikleiter zusammen mit seinen Abteilungs- und Gruppenleitern die Konzepte besprechen, wiederum in einem ureigensten Interesse.Ich weiss nicht, ob das "management by delegation" noch ein aktuelles Führungsmodell ist, aber bewährt hat es sich meines Erachtens.Es ist auf allen Stufen ein Problem, dass inkompetente Leute mitbestimmen. Unbedingt immer wieder lesenswert "Parkinson's Laws of Triviality". Wird z.B. in einer Geschäftsleitung etwas triviales besprochen (Velounterstand, Standort Getränkeautomat) kann das sehr lange dauern, da jeder dazu eine Meinung hat. Ist etwas kompexes auf der Traktandenliste (bei Parkinson natürlich überspitzt ein Atomkraftwerk) geht das schnell durch, da wohl alle eine Meinung haben, sich aber aus Furcht sich als inkompetent zu blamieren, nicht tun. In meiner Erfahrung könnte man Veloständer durch Marketingkonzept und Atomkraftwerk durch Softwareprojekt ersetzen.Vergessen wir immer wieder nicht: Ein Betrieb besteht aus Menschen. Das gibt es gute und "lätzgefederte". Für letztere (und natürlich auch für erstere) ist immer der zuständige Vorgesetzte verantwortlich, da er diese entweder selbst eingestellt oder nicht entfernt hat. Dies gilt für alle Führungsstufen !!
 
Alles unterschrieben. Genau so ist es.
Für letztere (und natürlich auch für erstere) ist immer der zuständige Vorgesetzte verantwortlich, da er diese entweder selbst eingestellt oder nicht entfernt hat. Dies gilt für alle Führungsstufen !!
Zum letzen Abschnitt: Generell ist jedes Problem ein Führungsproblem. In rein hierarchisch geführten Betrieben genauso wie in den beschriebenen Alternativen. Denn OHNE Führung geht es in keinem!Selbst nach einem Mehrheitsentscheid muss einer zum Telefon greifen und bestellen oder verkaufen. Es stehen dabei nicht die ganzen Abteilungen an der Seite....... ;)Der absolute Weg, wie ihn technischer vertritt, möchte ich einmal in einem Konzern mit 10'000 MA sehen.... Dieser 100%-Weg dürfte nur in Kleinstbetrieben möglich sei, wo wirklich alle sich fast täglich sehen und jederzeit eine ausführliche Kommunikation möglich ist. Aber dort glaube ich sofort, dass er sehr gut funktionieren kann wenn alle guten Willens sind und der finanzielle Anteil gleichmässig verteilt ist!!
 
Und das der Herr Semler selber sagt, dass es nur geht wenn man den radikalen Weg geht ist nicht so entscheidend aus Eurer Sicht?Und das Semco irgendwie 3'000 Mitarbeiter hat spielt aus eurer Sicht auch keine Rolle?Oder kann es eben sein, dass man eben doch nicht genug Vertrauen in die Leute hat und nicht bereit ist das radikal zu machen?Man kann ja ein 10'000 Mitarbeiter Betrieb in autonome, überblickbare Zellen aufteilen, oder?Wieso sprecht ihr von Budget und von Vorgesetztem der Verantwortlich ist? Den Artikel doch nicht gelesen...?Es gibt KEIN Budget, jeder kauft was er benötigt.Es gibt keinen direkt Vorgesetzter. Die "lätzgefederten" werden vom Kollektiv in die richtige Richtung gestellt und sonst wird das Kollektiv sie abwählen, weil es zu Ihren direkten Lasten geht wenn einer nicht mitmacht.Ist äusserst interessant... Man will die Mitarbeiter zwar mitsprechen lassen. Aber Verantwortung traut man ihnen dann doch nicht zu...Klar besteht eine Firma aus Menschen. Aus Menschen die durchaus Verantwortung übernehmen können. Oder denkt ihr allen Ernstes, einer der nicht in den Betrieb passt wird in 2 Jahren noch da arbeiten?

 
Und das der Herr Semler selber sagt, dass es nur geht wenn man den radikalen Weg geht ist nicht so entscheidend aus Eurer Sicht?Und das Semco irgendwie 3'000 Mitarbeiter hat spielt aus eurer Sicht auch keine Rolle?Oder kann es eben sein, dass man eben doch nicht genug Vertrauen in die Leute hat und nicht bereit ist das radikal zu machen?Man kann ja ein 10'000 Mitarbeiter Betrieb in autonome, überblickbare Zellen aufteilen, oder?Wieso sprecht ihr von Budget und von Vorgesetztem der Verantwortlich ist? Den Artikel doch nicht gelesen...?Es gibt KEIN Budget, jeder kauft was er benötigt.Es gibt keinen direkt Vorgesetzter. Die "lätzgefederten" werden vom Kollektiv in die richtige Richtung gestellt und sonst wird das Kollektiv sie abwählen, weil es zu Ihren direkten Lasten geht wenn einer nicht mitmacht.Ist äusserst interessant... Man will die Mitarbeiter zwar mitsprechen lassen. Aber Verantwortung traut man ihnen dann doch nicht zu...Klar besteht eine Firma aus Menschen. Aus Menschen die durchaus Verantwortung übernehmen können. Oder denkt ihr allen Ernstes, einer der nicht in den Betrieb passt wird in 2 Jahren noch da arbeiten?
Ich bitte um Nachsicht. Ich habe den Artikel noch nicht gelesen. Und ich habe mich nicht so intensiv mit existierenden Modellen befasst, dass ich darüber richten könnte. Habe noch etwas anderes zu tun zwischendurch...... :lol: Aber bin daran etwas Literatur zu besorgen, da mich das Thema interessiert. Genau, die 10k MA werden in autonome Zellen zu 5-50 MA aufgeteilt. Die Resultat dieser (10000/30=334) Zellen kommen in eine Zentrale Verwaltung oder rechnet jede selbständig ab, bestimmt die Lohn und Gewinnverteilung innerhalb selbständig? Und sollte sie Verlust machen??? Kann sie dann Konkurs anmelden oder muss dann eine andere Zelle geradestehen? Und wenn, dann welche?Doch das Vertrauen in die Selbständigkeit ist natürlich vorhanden. Aber die technische Durchführbarkeit scheint mir nicht ganz so einfach, wenn auch durchaus möglich sofern solche Dinge wie erwähnt geklärt sind.Übrigens ist noch die Frage erlaubt, ob solche Firmen von 0 aufgebaut wurden/werden, oder ob bestehende Firmen umstrukturiert werden. Dürfte wohl auch entscheidend sein, welches Modell dann angewendet werden kann da oberste Priorität dann natürlich die Lieferbreitschaft und Liefertreue ist. Bei neuen Firmen dürfte es einfacher sein, da solche kaum gleich mit tausenden von MA starten sondern mit "kleinen Zellen".
 
Okay, ich gebe zu, dass ich den Wiki-Link auf das Semco System nicht beachtet habe. :oops:

Ich masse mir auch nicht an, anzuzweifeln, dass diese Firma erfolgreich ist. Ich meine aber, dass es doch einige spezielle Umstände gibt (Geschichte aus bras. Wirtschaftskrise, charismatischer Gründer etc.). Der Erfolg der Firma könnte aber auch massgeblich auf exogene Faktoren (Wirtschaftsaufschwung BR) zurückzuführen sein.

Ohne zunächst mal auf einzelne Spezialitäten einzugehen, habe ich Mühe mit der Grundidee, dass alles ohne Autoritäten von oben, sondern allein durch "Kollegendruck" (peer pressure) funktionieren soll: Keiner genehmigt sich zuviel Lohn, macht schluddrige Arbeit, liest zuviel Zeitung, fliegt First Class etc. Ich persönlich könnte in einer solchen Umgebung sehr schlecht arbeiten, müsste ich mir doch immer vorstellen, dass ein paar Neider (ich verdiene ein paar Hunderter mehr als die) jede meiner Bewegungen merken und ich mich dann bei der nächsten Vollversammlung rechtfertigen muss.

Das System funktioniert offensichtlich, so dass alle, die sich diesem Gruppendruck nicht einordnen können, früher oder später "freiwillig" ausscheiden. Ob dann die übrigbleibenden , angepassten Mustermitarbeiter die Firma weiterbringen, wage ich zu bezweifeln (ich muss mich fest zusammennehmen, hier nicht den Begriff "Gutmenschen" reinzubringen).

Ich bringe noch ein Beispiel zum Thema Kontrolle: Wir hatten geleitende Arbeitszeit mit Stempeluhr (alle Hierarchiestufen). Im Rahmen der Mitwirkung wurde dann mal diskutiert, ob man die Stempeluhr abschaffen soll. Ausnahmslos alle MA waren dagegen und zwar mit folgenden Hauptargumenten

- "ich gehe immer um 4 Uhr, der Chef und andere MA um 6 oder später. Was die wohl denken, die wissen ja nicht, dass ich schon um 6.30 da bin"

- "bei unregelmässigen Arbeitszeiten (ich gehe zur Arbeit, wann ich ausgeschlafen habe, muss ich selbst Buch führen, damit ich nicht zu lange in der Bude bleibe.

Als Chef war ich natürlich froh, dass die Präsenzzeiten nie ein Thema waren und MA-Gespräche sich auf Ziele konzentrieren konnten.

Nun zu einigen Punkten aus dem Wiki Artikel:

Bosse

Mit der zunehmenden Demokratisierung der Arbeit sank der Bedarf an nötigen „Aufsehern" und wurde deren Zahl reduziert. Dies nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Verwaltung resp. bei Rechtsberatung, Buchhaltung und Marketing. Unter anderem wurden die Abteilungen Datenverarbeitung, Ausbildung und Qualitätskontrolle gänzlich abgeschafft, aber auch Speisesäle für leitende Angestellte oder reservierte Parkplätze.
Die Abschaffung der IT-Abteilung heisst also, dass z.B. jede Gruppe ihr SAP-Know How aufbaut, einen PC-Doktor hat etc. Wie schaffen die eine ISO 9000 Zertifizierung ohne QA-Abt. Natürlich kann man alles dezentralisieren, aber wo bleibt Effizienz/Kompetenz? Den reservierten Parkplatz habe ich geschätzt, gebe ich zu, aber ich dachte immer, dass dies für die Firma billiger sei als mehr Lohn. :D
Demokratie

Die repräsentative Demokratie im Unternehmen ist durch Werkskomitees und die Managerbewertungen stark verankert, bei wichtigen Entscheidungen, beispielsweise Werksverlegungen stimmen alle Mitarbeiter mit.
Damit alle eine begründete Meinung (z.B. neues Werk in Indien) haben und sinnvoll abstimmen können, braucht es einen riesigen Infoaufwand. Können und wollen alle MA dies über sich ergehen lassen? Diese Diskussion dringt mit Sicherheit auch an die Oeffentlichkeit. Dies Info dürfte für die Konkurrenz von grossem Wert sein.

Fertigungszellen

Arbeitplätze am Fließband wurden abgeschafft oder bei Betriebserweiterungen gar nicht erst eingeführt. Die Mitarbeiter stellen die Geräte komplett in Gruppenarbeit her, etwa eine ganze Waage, Geschirrspülmaschine, Mischmaschine oder ein andere Maschine der Erzeugungspalette. Das führt zu mehr Selbständigkeit und Verantwortung, das „macht sie glücklicher und unsere Produkte besser".[5] Die Fabrikarbeiter beherrschen mehrere Fachgebiete (beispielsweise Elektriker und Schlosser) und dürfen Rohmaterialien und Einzelteile selbst bei den Zulieferern einkaufen. Die Produktionsquoten werden oft von den Mitarbeitern selbst festgesetzt und sie entwickeln Verbesserungen ohne ein Bonifikationssystem.
Fertigungszellen = Schnee von gestern. Facharbeiter beherrschen mehrere Fachgebiete = reines Wunschdenken.Die Facharbeiter kaufen selbst ein: Freut die Zulieferer, da kein Mengenrabatt gegeben werden muss und diese Arbeiter vermutlich auch kein globales Sourcing betreiben.

Gewinnbeteiligung

Ein Viertel der Unternehmensgewinne wird an die „Arbeiter"[6] ausbezahlt, die selbst demokratisch bestimmen, wer wieviele Anteile erhält.
Da möchte ich mal dabei sein, wenn das diskutiert wird. Kommt dann der Jorge nach Hause und gesteht seiner Frau, dass er dafür gestimmt habe, dass der Nachbar eine grössere Gewinnbeteiligung erhalte als er. :twisted:

Hilfspersonal [bearbeiten]

Unbeliebte Jobs ohne Aufstiegschancen wurden bei Semco abgeschafft, so etwa sämtliche Empfangsdamen, Sekretärinnen und persönliche Assistenten. Wer einen Kaffee oder frischen Fruchtsaft haben will, holt ihn sich selber und wäscht auch danach das Geschirr ab. Briefe und Berichte werden selbst getippt, Kopien selbst erstellt und Besucher selbst abgeholt.
Immer das gleiche Thema: Jeder kann und macht alles, ob effizient/kompetent spielt keine Rolle. Hauptsache demokratisch. Chef reinigt die Toiletten (cool, muss er zuhause auch :D ). Am Empfang statt Dame ein Telephon, Kunden sind begeistert. Briefe und Berichte werden selbst getippt. Alle Schlosser/Elektriker können wie oben beschrieben alles. Sie lieben Korrspondenz, da portugiesisch so einfach ist! Kopieren kann heute tatsächlich jeder selbst.
Soweit mein Kommentar. Bin natürlich gerne bereit, auch zu andern Punkten meinen Senf dazuzugeben. Einige Punkte sind auch anderswo realisiert. Wer gegen Organigramme ist, lese den Klassiker "In Search of Excellence")

 
Also da ich ja eben nichts anderes mache habe ich ja tagelang Zeit darüber nachzudenken :) .Semco hat er von seinem Vater übernommen und sehr radikal auf dieses Modell umgebaut. Daher geht das wohl auch bei einem bestehenden Unternehmen.Man kann auch Zellen von vielleicht 150 MA schaffen. Das geht nach ihm auch. Dann nimmt die Anzahl Zellen doch gewaltig ab.Lohn und Gewinnverteilung wird grösstenteils wohl selber gemacht. Und die "Chefs" demokratisch gewählt.Klar hat das einige Herausforderungen zu lösen. Aber auch andere Modelle wie Aktien an Mitarbeiter die dann bei Ein- und Austritten gemanagt werden müssen scheinen nicht ganz so einfach gelöst werden zu können, oder?Es kauft ja nicht jeder Facharbeiter selber ein, aber vielleicht einfach einer der das gut kann. Vielleicht ist ja ein Mitarbeiter clever genug und merkt selber das der Kollege die viel besseren Einkaufskonditionen rauskriegt als ich. Also lasse ich das ihn machen, ganz ungezwungen und ohne das er nun zentraler und strategischer Einkäufer heisst.Die Denkweise ist eben vielleicht doch total anders und das mit um 4 Uhr gehen und 6.30 Uhr da sein stört einem nicht. Weil es eben nicht um Stunden sondern um Leistung geht.Unter Kollegen kann man locker zwei Fussballmannschaften machen ohne das es Streit gibt. Aber so zusammen zu arbeiten wird einem nicht zugemutet.Ich kenne die Semco-Story auch nicht so super gut. Aber irgendetwas muss ja daran sein wenn es geklappt hat. Und wenn wirklich die halbe Weltelite vor Ort schauen ging was die machen, dann lag das wohl auch nicht am brasilianischen Aufschwung, oder? Semco ist ja wahrscheinlich auch nicht ganz die einzige Firma in Brasilien...Ich bin ja nicht uneingeschränkt überzogen von der Idee. Aber wie gesagt, etwas muss wohl daran sein. Und vielleicht haben wir einfach nur zuviele Scheuklappen an und getrauen uns nicht etwas zu machen das eben nicht alltäglich ist... Sowas kann man ja auch nicht machen, das klappt garantiert nicht... Oder wie gehen die Kommentare? Aber versucht hat es von denen wohl noch keiner, oder?

 
Habe nun das Buch von Gernot Pflüger "Erfolg ohne Chef" gelesen. Wirklich interessant, wobei natürlich einige Fragen bleiben. Nun werde ich wohl auch noch die anderen Modelle etwas näher anschauen müssen, besonders Semco.Bisher kann ich nur feststellen, dass im vorliegenden Fall das System so gut funktioniert, da alle Beteiligten einigermassen auf der gleichen "Höhe" arbeiten. In jeder Beziehung. Zudem ist der "gleiche Lohn" durch den Unterschied für die Inhaber etwas zu relativieren. Dass dadurch nicht trotzdem eine Hierarchie entsteht lässt sich wohl nicht wegdiskutieren....Aber insgesamt ist dieses Modell bestechend. :repsekt: Mal sehen wie das bei Semco tatsächlich aussieht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei Grossunternehmen die Lohngleichheit ohne Wenn und Aber funktionieren kann. Schon allein, da es dort grösste Unterschiede in den Ausbildungswegen (=Kosten) zu berücksichtigen gibt. Ein Studium mit Verdienst-Eintritts-Alter 25-30 und ein ungelernter Arbeiter mit VEA 16 dürfte dabei etwas Probleme bieten. Irgendwo muss ja ein Ausgleich der ersten Jahre stattfinden. Mal sehen...... :bye:

 
Semco hat auch nicht das System das alle Löhne gleich sind. Aber die Mitarbeiter bestimmen die Löhne. Und anscheinend sind sie in der Lage, Löhne zu definieren wo alle damit zufrieden sind. Jeder kennt auch den Lohn des anderen.Wobei ich ab und zu feststelle, dass hier in unserer Firma die unterschiedlichen Löhne auch bekannt sind.Ich bin auch am lesen des Buches. Ich finde das Buch ReWork viel besser als Praxistipp. Erfolg ohne Chef ist ja fast mehr eine Biografie. Aber nach einem eher harzigen Start liest es sich doch besser mit der Zeit.

 
Semco hat auch nicht das System das alle Löhne gleich sind. Aber die Mitarbeiter bestimmen die Löhne. Und anscheinend sind sie in der Lage, Löhne zu definieren wo alle damit zufrieden sind. Jeder kennt auch den Lohn des anderen.Wobei ich ab und zu feststelle, dass hier in unserer Firma die unterschiedlichen Löhne auch bekannt sind.Ich bin auch am lesen des Buches. Ich finde das Buch ReWork viel besser als Praxistipp. Erfolg ohne Chef ist ja fast mehr eine Biografie. Aber nach einem eher harzigen Start liest es sich doch besser mit der Zeit.
Ja die Fragen werden erst gegen Schluss beantwortet. Ansonsten war es noch unterhaltend geschrieben, finde ich.