Autobranche

cello

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26. Dez. 2011
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Svizzera
Opel verliert pro Auto 1100 Franken

Schon krass wie sich diese Branche verändert hat in den letzten Jahren. Hier der Gewinn/Verlust pro Auto nach Hersteller:

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Und der entsprechende Artikel aus der NZZ:

Massenhersteller wie PSA Peugeot verlieren das Vertrauen der Anleger. Von Daniel Hug

938 Euro oder umgerechnet 1135 Franken Verlust hat der deutsche Automobilhersteller Opel im ersten Halbjahr auf jedem Neuwagen verkraften müssen, wie Ferdinand Dudenhöffer von CAR, Center Automotive Research, ausgerechnet hat. Das ist kein langfristiges Geschäftsmodell: In der vergangenen Woche hat Opel für 10 000 Beschäftigte denn auch Kurzarbeit angekündigt. Das sei erst der Anfang eines gewaltigen Stellenabbaus, verbreitete die «Bild»-Zeitung am Samstag, jede dritte Stelle sei gefährdet. Diese Behauptung sei verantwortungslos, entgegnete am Samstag Opel-Chef Stephen Girsky: Bis 2014 seien Kündigungen vertraglich ausgeschlossen. Er räumte aber ein, man arbeite daran, «Strukturen zu verschlanken, um schneller aus der Verlustzone zu kommen».

Unerfreulich ist die Lage auch bei Frankreichs PSA Peugeot Citroën, dem zweitgrössten Automobilhersteller Europas: Er verliert im Schnitt 948 Franken auf jeden Neuwagen, wenn man den Betriebsgewinn im reinen Autogeschäft (ohne Zulieferbetriebe und Finanzierungsgeschäft) als Massstab nimmt. PSA verbrennt im Moment effektiv Bargeld, konnte aber immerhin sein Lager an Neuwagen inzwischen auf historische Tiefstwerte abbauen, wie die UBS in einer Analyse festhält.

Der PSA-Konzern hat bereits angekündigt, ein Werk in der Nähe von Paris mit 8000 Mitarbeitern zu schliessen, was zu heftigem Protest der Regierung geführt hat. Diese Einmischung des Staats in eine notwendige Restrukturierung habe das Vertrauen der Finanzmärkte in PSA Peugeot unterminiert, schätzen die UBS-Analysten.

Tatsächlich ist der Wertverlust des einstigen Flaggschiffs der französischen Industrie gigantisch: Der PSA-Konzern, der dieses Jahr einen Umsatz von rund 55 Mrd. € erzielen dürfte, wird von der Börse bloss noch mit 2,3 Mrd. € bewertet. Innerhalb eines Jahres ist der Aktienkurs um 67% eingebrochen. Längerfristige Anleger haben mit der PSA-Aktie in fünf Jahren 89% verloren; haben sie in Franken gerechnet, sind es sogar 92,3%, weil der Euro an Wert eingebüsst hat. Anfang September könnte die PSA-Aktie wegen ihrer tiefen Bewertung aus dem 40 Titel umfassenden Leitindex der Pariser Börse (CAC 40) fallen. PSA Peugeot Citroën ist nun ein heikler Sanierungsfall; ob die Kooperation mit Opel (GM hält 7% am PSA-Kapital) und die Auslagerung eines Teils der Produktion nach Deutschland die Lösung der Probleme sein wird, ist mehr als fraglich.

Die Autoindustrie präsentiert sich heute als ausgeprägte Zweiklassengesellschaft: Auf der einen Seite gut verdienende Marken, die sich weltweit dank Qualitäts- und Nobel-Image relativ teuer verkaufen können (Porsche, BMW-Mini, Audi, Mercedes). Sie erzielen hohe Renditen - im Fall von Porsche mit einem Betriebsgewinn von 20 000 Franken pro Wagen sind sie schon fast unglaublich hoch.

Auf der Gegenseite sind die Massenhersteller ohne klares Profil, die zudem auf den darbenden europäischen Markt fixiert sind (Opel, Peugeot, Citroën, Ford Europa). Sie sind stark gefordert und müssen gegen den überraschendsten Aufsteiger des Jahres kämpfen: Die koreanische Hyundai-Kia trumpft so stark auf, dass Frankreich nun den Antrag an die EU gestellt hat, die koreanischen Autoimporte überwachen zu lassen und möglicherweise die Einfuhr einzuschränken.

 
Danke, marcello, interessanter Beitrag zur Automobilbranche. Dies ist ja eigentlich eine Globale eng mit den Regierungsgewalten verknüpfte Industriebranche. Für die grenzenlose Mobilität von Gütern und Personen ist die Branche gar überlebenswichtig. Doch wenn Aktionäre der Meinung sind, hier lohne ein Investment, dann merken sie nach einer gewissen Phase, dass in diesem Segment alles marrod läuft und dass Aktionäre ausgeblutet werden. Es gab ja seit ca. einem Jahr Lobgesänge wie da toll Autos gekauft würden und die Konsumenten nicht genug kriegen können an neuen Modellen. Die Kurse hatten sich im Vorfeld von Tiefstkursen etwas erholt, doch dann war Ende des Kurs-Booms und es loff alles flach abwärts, teilweise bei unglaublichen PE, Ford mit PE 2, VW mit PE 5 usw. Selber hab ich in der Vergangenheit nur schlechte Erfahrungen gemacht mit Automobilwerten, auch mit Nutzfahrzeugen. VW galt mal als unverwüstlich, da lag ich Jahrelang in tiefen Buchverlusten, hab dann einen Kursschub erwischt, raus praktisch zu Einstand, dann hat sich der Kurs in kurzer Zeit verdoppelt. VW wird schwer manipuliert durch Insider- und Bankaktivitäten, läuft flach entgegen dem Geschäftsgang. Daimler war ebenfalls eine Misere, hab den liquidiert für alle Zeiten. BMW nie angefasst. Mit GM praktisch in Bankschrott gefahren, kurz vorher noch mit hohem Verlust verkauft. Kürzlich mit Ford und flotten Verkaufszahlen mit ca. 60% Buchverlust verabschiedet endgültig. MAN schreibt Verlust.Mein Fazit: die Automobilbranche gehört bei mir auf die Kloliste, genauso wie Airlines oder die Textilbranche, dank den ernüchternden Erfahrungen. :bye:

 
Sehr negativ bin ich zu Opel/GM Europa, Fiat und Peugeot-Citroen eingestellt. Alle drei sind zu stark oder sogar nur von Europa abhängig...bis die Autoverkäufe in die Gänge kommen in der EU kann es noch lange dauern.Besonders bei Opel könnte GM bald den Geldhahn abdrehen...http://www.iol.co.za/motoring/cars/opel ... FCaHRjRyK42009 war es ja schon fast soweit.

 
Vor allem in Europa wird es die nächsten 2-3 Jahre schwierig bleiben, wie oben schon besprochen:

Alarmstimmung vor Pariser Autosalon

...

In Europa sehen die Autobauer kein Licht am Ende des Tunnels. Das trifft Opel, Peugeot oder Fiat, aber auch Daimler hat Probleme. Experten sind überzeugt: Beim Pariser Autosalon droht dicke Luft.

...

Europas Automarkt ist im Sinkflug, eine Trendwende nicht in Sicht. Im Gegenteil: Experten sehen schwarz und sagen beim Absatz ein 20-Jahres-Tief voraus. Vor dem Pariser Autosalon (29.9. bis 14.10.) ist die Stimmung schlecht - obwohl einige Konzerne wie Volkswagen oder BMW weiter Rekorde feiern.
http://www.handelsblatt.com/auto/nachri ... 67878.html
 
Spanien PKW-Neuzulassungen mit -36,8% zum Vorjahresmonat

Portugal: PKW-Neuzulassungen mit -30,9% zum Vorjahresmonat

Italien: PKW-Neuzulassungen mit -25,74% zum Vorjahresmonat

Frankreich: PKW-Neuzulassungen mit -18,3% zum Vorjahresmonat

Deutschland: PKW-Neuzulassungen mit -10,9% zum Vorjahresmonat

Niederlande: PKW-Neuzulassungen mit -27,7% zum Vorjahresmonat

US-Autoverkäufe mit +12,8% zum Vorjahresmonat.

Damit stiegen die US-Autoverkäufe immerhin bereits den 16. Monat in Folge, im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Aber zu berücksichtigen, dass der Autoabsatz in den USA von 2007 bis 2010 deutlich stärker eingebrochen ist, als in Europa, so dass ein Nachholbedarf besteht.

Griechenland: PKW-Neuzulassungen mit -48,5% zum Vorjahresmonat

 
Wenn schon dann BMW, Daimler, Porsche und VWauch hier sind wie in der Uhrenindustrie Brands entscheidend. Und weltweit ist eben nicht nur Europa für diese Marken wichtig. Auch hier in Thailand ist Mercedes Symbol für Qualität und Prestige genau wie eine Rolex aus der Schweiz. Deutschland und die Schweiz sind genau wegen diesen Brands in einer ganz anderen wirtschaftlichen Verfassung als der Rest von Europa.

 
Aus zwei Sorgenkindern eines machen ?

Fusion von Opel und Peugeot ist eine Option

12.10.2012, 18:40 Uhr

Ende Oktober sollen Ergebnisse über die geplante Kooperation von General Motors und dem französischen PSA-Konzern vorliegen. Ein mögliches Ergebnis macht bereits die Runde: Eine komplette Fusion von Opel und Peugeot.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 49904.html
Dann wäre ein grosses Sorgenkind und noch Fiat übrig in Europa, die allesamt grosse Defizite schreiben. Fusion könnte auch viele Stellen kosten, wird wohl heftige Proteste in F und D geben. Wobei die Zukunft (besonders von Opel) so oder so düster aussieht in Europa. PSA hat ja bereits viele Kündigungen erwogen.

 
Wie schon besprochen hier, Artikel in der NZZ:

Massenhersteller in der Automobilbranche

Europas Autohersteller leiden unter Europa

...

Schwere Zeiten machen vor allem Peugeot, Fiat, Renault und die General-Motors-Tochter Opel durch. Die vier Unternehmen sind sehr stark auf Europa fokussiert und kaum in China sowie den USA vertreten. Dabei ist das Reich der Mitte der Wachstumsmarkt schlechthin, und in den USA dauert die Erholung des weltgrössten Autosektors seit dem Absturz in der Finanzkrise an. Während sich die Verkäufe in der Neuen Welt erholen, sehen Beobachter auf dem alten Kontinent die grösste Absatzkrise der vergangenen 20 Jahre. Inzwischen mussten sogar VW, Porsche und Daimler die Absatz- oder Gewinnerwartungen reduzieren. Noch keine Korrekturen der Ziele nahmen hingegen Audi und BMW vor.
http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/nz ... 1.17688740
Finde es aber nicht richtig, Renault in diese Gruppe der drei Defizitbrüder einzubeziehen; Renault hat - auch via Nissan - international bessere Ausgleichsmöglichkeiten und ist nicht so stark von Europa abhängig wie Fiat, Peugeot und Opel:

(Reuters) - Renault plans to sell more than 50 percent of its vehicles outside Europe by next year (2013), from the current 48 percent, chief operating officer Carlos Tavares said on Wednesday during a press conference in Seoul.
http://in.reuters.com/article/2012/06/2 ... 2W20120627
PS: Wobei in der Print-Ausgabe der NZZ (Equityteil) heute etwas von 65% Europaanteil stand für Renault. Vielleicht ist einmal Renault und einmal Renault-Nissan (oder Stückzahlen vs. Umsatz?) gemessen worden...ich vertraue mal den Renault-eigenen Zahlen von oben.

 
Google, Carmakers Discuss Robotic Autos With U.S. Regulators
Google, which developed its autonomous car in secret, is testing it on U.S. roads....Google, as a technology company getting attention for its foray into the automotive sector, “has to be right the first time” on autonomous vehicles, said Chris Urmson, the company’s technical leader on the project.
Google als Autoentwickler ... spannende Idee.Dieser Video zeigt, wie das ungefähr funktioniert.
 
Könnte das Opels letzter Chef werden...

Dieses ständige Kommen und Gehen hat nicht zuletzt dazu beigetragen, den Autobauer immer tiefer in die Krise zu manövrieren. Die Europa-Tochter macht Jahr für Jahr Milliardenverluste. Allein in diesem Jahr rechnet GM mit einem operativen Minus von bis zu 1,4 Milliarden Euro aus seinem Europa-Geschäft. Akut leidet Opel wie andere Massenhersteller unter der Absatzkrise auf seinem Kernmarkt Europa, der zudem von deutlichen Überkapazitäten geprägt ist.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 64976.html
 
VW-Konzern hat kühne Pläne mit speziellem Fokus China:

Die Marschroute ist klar: Bis 2018 will Volkswagen zum größten Autokonzern der Welt aufsteigen - und so an Toyota und der Opel-Mutter General Motors vorbeiziehen. Gemeinsam hat der Aufsichtsrat um den Firmenpatriarch Ferdinand Piëch dafür heute einen Drei-Jahresplan mit Milliardeninvestitionen beschlossen, der die Wolfsburger ihrem Ziel ein Stückchen näher bringen und die jährliche Produktion auf zehn Millionen Einheiten schrauben soll.
In den nächsten drei Jahren wollen die Wolfsburger 50,2 Milliarden Euro in ihre zwölf Marken investieren. Von 2013 bis 2015 will VW fast 25 Milliarden Euro allein in neue Automobile und Varianten stecken. 60 Prozent der Sachinvestitionen sollen allein auf die 27 deutschen Standorte entfallen. „Trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds investieren wir mehr als jemals zuvor“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Auch die Kosten sollen durch die neue Baukastentechnik deutlich sinken. „Der Kostensenkungsdruck ist definitiv höher in diesen schwierigen Zeiten, aber wir müssen weiter investieren um unsere Wachstumsziele zu erreichen", sagt Audi-Betriebsratschef Peter Mosch der Nachrichtenagentur Reuters. China soll dabei eine Schlüsselrolle spielen.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 24188.html
 
Europas Autoindustrie erlebt eine historische Krise. Verkäufe und Umsätze rutschen ab, eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht, Zigtausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. VW, Mercedes, Renault und Co. - wer geht unter?
Guter Ueberblick zur Branche:
Volkswagen - Krösus aus Wolfsburg Mercedes profitiert von Premiumrendite BMW hat sicheres Standbein in den USA Weltkonzern Renault gerät in Bedrängnis Ohne Alimente aus den USA ist Ford in Not Konzerntochter Chrysler hält Fiat über Wasser PSA ohne erkennbare Krisenstrategie Opel-Werker zittern vor dem Spardiktat aus Detroit
http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 68759.html
 
Bitter, aber war absehbar...

Der defizitäre Hersteller Opel legt die Autoproduktion in Bochum 2016 still. Bis zu 3000 Stellen könnten wegfallen, das Warenverteilzentrum mit derzeit 430 Beschäftigten soll aber erhalten und sogar ausgebaut werden.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 71900.htmlWie lange wird GM Tochter Opel noch halten können/wollen ? Die "besser alleine ohne GM"-Rufe in Deutschland verstehe ich auch nicht. Trotz den Problemen von GM wäre Opel im Alleingang wohl schon lange verschwunden, besonders nach der jetzigen Euro-Krise. Opel sinkt im Gleichschritt mit der europäischen Wirtschaft, völlig von Europa abhängig...PW-Absatz in Südeuropa ist katastrophal seit Monaten.
 
The global car industry

Wheels of mixed fortune

America will enjoy a fourth consecutive year of growth in car sales in 2013, predicts IHS, a research firm. India and China will have further strong rises—though not at the double-digit rates seen until 2010. Brazil and Britain will suffer reverses. The end of subsidies to car buyers will lead to a slump in Japan, just as its carmakers’ output recovers from the 2011 tsunami. In the European Union, car sales will fall for the sixth year in a row: they are now back at early 1990s levels. Although some European car factories face closure, elsewhere assembly lines are being built at a rapid clip. So once again worldwide car production, at 82.8m, will exceed sales, at 81.9m. As the metal stacks up on dealers’ forecourts, motorists can look forward to some great deals on wheels in 2013.
http://www.economist.com/news/business/ ... ed-fortune
Sieht weiterhin sehr schlecht aus in Europa, siehe auch Grafik im Link.