Eure Strategie für das Depot, Chancen, Absicherungen nach SNB-Entscheid der Franken-Entkopplung

dodo

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06. Juli 2012
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Keine Ahnung, wie es Euch so geht heute im zweiten Tag vom freien Fall der Schweizer Märkte.

Mein Depot sieht ziemlich bescheiden aus.

Die Schweizer Titel mit fettem Abschlag.

Die ausländischen ebenso, weil in meiner Verbrauchswährung entsprechend weniger wert.

Habt Ihr bestimmte strategien, aktuell auf die neue Situation zu reagieren?

 
Also zuerst mal vorweg: Wer in Schweizer Aktien investiert hat, der hat Gestern nicht zwingend 10% verloren. Ist immer eine Frage der Betrachtungsweise.

Ein Amerikaner, welcher sein Einkommen, sein Vermögen und seine Auslagen grundsätzlich in USD hat, der hat Gestern mit seinen Schweizer Aktien plus gemacht. Sieht man gut im Vergleich vom S&P 500 und SMI (währungsbereinigt um den USD/CHF) unten:

SMIUSDCHFvsSPX_daily20150116.PNG

Ein Schweizer (oder von mir aus auch ein Deutscher ;-) ), welcher sein Einkommen, sein Vermögen und seine Auslagen grundsätzlich in CHF hat, der hat Gestern mit seinen Schweizer Aktien einiges verloren. Siehe Vergleich vom S&P 500 und SMI unten:

SMIvsSPX_daily_20140115.PNG

Für die meisten hier ist der erste Chart mit dem währungsbereinigten SMI jedoch nicht wirklich relevant. Denn sie haben ihr Einkommen in CHF, halten ihr Vermögen hauptsächlich in CHF und ihre Auslagen sind auch meistens in CHF, mal abgesehen von den Ferien oder anderen Ausnahmen. Und diese haben gestern halt eben trotzdem 10% verloren mit ihren Schweizer Aktien. Das kann man drehen und wenden wie man will.

 
Habt Ihr bestimmte strategien, aktuell auf die neue Situation zu reagieren?
Wir hatten jetzt halt fast drei Jahre eine ausserordentlich komfortable Ausgangslage mit der SNB Garantie von EUR/CHF 1.20. Das "Problem" mit dem starken CHF ist ja nicht neu. Ist es überhaupt ein Problem? Ist doch eigentlich gut für uns Schweizer. Mal abgesehen von denjenigen, welche von der Exportwirtschaft abhängig sind. Anyway, investiert man als CHF-Halter in Schweizer Aktien, dann ist es eben schon ein Problem. Oder zumindest eine zusätzliche Variable, welche man in die Anlageentscheide miteinfliessen lassen muss.

Je stärker der CHF wird, desto schlechter werden die Schweizer Aktien performen im Vergleich zum Ausland (allgemein gesehen).

Und eben diese Underperformance hatten wir ja schon vor der Einführung der Wechselkursuntergrenze. Im Jahr 2011 als der CHF immer stärker wurde, da sind auch die Schweizer Aktien eingebrochen und steuerten dabei fast nochmals die Tiefs aus dem Jahr 2009 an. Die jetztige Situation ist also nichts neues, sondern die Zeit dazwischen war eine aussordentlich komfortable Situation. Finanziert durch die SNB. Man musste sich als Halter von Schweizer Aktien keine Sorgen mehr machen um einen stärker werdenden CHF. Wie man jetzt im Nachhinein sieht, hätte man sich vielleicht doch etwas mehr Gedanken darum machen müssen.

Ok. Jetzt wie weiter? Gibt es eine Strategie? Der grosse Wumms ist ja schon durch. Da konnte wohl kaum jemand rechtzeitig reagieren, der nicht darauf vorbereitet war. Und jetzt haben wir halt wieder eine zusätzliche Variable, welche wir miteinbeziehen müssen. Wird der CHF noch stärker? Pendelt er sich auf dem aktuellen Niveau ein? Oder war das nur eine Übertreibung und schwächt er sich wieder ab? Die Auswirkungen dieser drei Szenarien auf die Schweizer Aktien sind uns ja bekannt. Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, dass wir beim CHF wieder eine Zeit sehen werden, wo es eben nur in eine Richtung geht. Und zwar nach oben. Will heissen, das würde auch für Schweizer Aktien eine harte Zeit. Ist aber nur meine Meinung.

Was gibt es für Strategien um sich für ein Szenario "steigender CHF" abzusichern?

- In Aktien investieren, welche nicht so stark vom Export bzw. von den ausländischen Währungen abhängig sind. Also nicht in Swatch, Richemont, usw. und vielleicht eher in Swisscom,...

- Einen Hedge machen und sich damit gegen einen stärkeren CHF absichern. Damit könnte man allfällige Verluste aus sinkenen Aktienpreisen durch den CHF Effekt ausgleichen. Jedoch würde man damit im Falle eines sinkenden CHF die Gewinne der durch den CHF Effekt gestiegenen Aktienpreisen natürlich auch wieder abgeben. Ein Hedge halt.

 
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Hmmm ...

Ja, hast Du gut zusammengefasst.

Viele Schweizer Aktien sind aktuell nun auf einem Niveau, auf das ich kaum zu hoffen gewagt hätte für dieses Jahr, um (nach-) zu kaufen.

So Dinger wie Roche, Novartis, Nestle habe ich tatsächlich noch gar nicht im Depot. Waren mir zu weit gelaufen.

Jetzt alles so um 12-18% tiefer, was auf der Watchlist klebt.

Bin gespannt, wie nachhaltig die Kerbe von dieser Woche über das Jahr für den Schweizer Aktienmarkt bleibt.

Habe aktuell praktisch keine Kohle, um zu investieren - das muss ich die nächsten Wochen noch ändern :evil:

 
Wenn sich also die Kurse nächste Woche stabilisieren sollten, sollte man wohl nachkaufen..

Wie schnell werden sich die Aktien erholen?

Es bleibt nämlich die Frage ob da nicht die Wahlen vom 25.Januar in Griechenland abzuwarten sind, da diese doch durchaus Einfluss auf den Euro haben könnten.

Auf der anderen Seite scheint mir ein Grexit jedoch nicht sehr naheligend, da eine eigenständige Währung für die Griechen vermutlich nicht gerade gut wäre.

Wie schätzt ihr diesen Aspekt ein?

 
@ dodo

Ich wäre sehr vorsichtig mit der Aussage, Nestle, Novartis und Roche seien jetzt günstiger.

Diese Firmen sind mehrheitlich in Ausländischem Besitz, Gewinn und Umsatz werden grösstenteil im Ausland erzielt. Man sollte sie in USD oder EUR anschauen. So sind sie sogar noch teurer geworden.

Das heisst, wenn der Franken sich nicht wieder abschwächt, sind diese Firmen nicht günstiger geworden.

 
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@ dodo

Ich wäre sehr vorsichtig mit der Aussage, Nestle, Novartis und Roche seien jetzt günstiger.
Wäre oder ist es in der aktuellen Lage interessanter europäische Top-Aktien aus dem €-Raum (Deutschland) zu kaufen. Denke da z.B. an Bayer, etc.! Habe nach dem Kurseinbruch im SMI noch Nestlé N nachgekauft. Allerdings sind die NesN danach noch weiter eingebrochen. Ich denke ich werde jetzt mal Gewehr bei Fuss halten und kurzfristig nichts mehr kaufen. Allerdings verkaufe ich auch keine Titel auch meinem Depot. Mein PF ist zu 3/4 noch grün und ich hoffe, dass bald wieder alles in den grünen Bereich steigt. Es bleibt im Moment der Trost, dass schon bald die Dividenden ankommen, was dann die Stimmung wieder etwas hebt. Ich hoffe einfach, dass sich die Börse einfach so schnell als möglich wieder beruhigt und sich die Aktienkurse in der Schweiz wieder normalisieren.

Welche europäischen Topaktien sind akutell ein Kauf?

Karat1

 
Habe nach dem Kurseinbruch im SMI noch Nestlé N nachgekauft. Allerdings sind die NesN danach noch weiter eingebrochen.
Du hast nicht nach dem Kurseinbruch gekauft, sondern während dem Einbruch. Nach dem Einbruch wäre, wenn sich schon ein Boden gebildet hätte.

Ich hoffe einfach, dass sich die Börse einfach so schnell als möglich wieder beruhigt und sich die Aktienkurse in der Schweiz wieder normalisieren.
Jetz hat sich Situation gerade normalisiert. :cool:   Die Kurse wurden durch eine "abnormale" Situation dreieinhalb Jahre nach oben gedrückt. Jetzt ist wieder alles beim Marktwert.

Gruss

fritz

 
Wäre oder ist es in der aktuellen Lage interessanter europäische Top-Aktien aus dem €-Raum (Deutschland) zu kaufen.
Grundsätzlich eine gute Überlegung. Geht man davon aus, dass der CHF weiter ansteigen wird, dann würden Aktien in EUR oder auch in USD vergleichsweise besser performen. Für dich als Schweizer Anleger, der in CHF denkt, macht dies jedoch keinen Unterschied. Denn deine Aktien in EUR oder in USD würden zwar besser performen, jedoch läuft es durch den tieferen Wechselkurs EUR/CHF oder USD/CHF netto wieder auf das gleiche hinaus. Es sei denn du sicherst das Währungsrisiko ab. Dann kannst du aber auch Schweizer Aktien kaufen und den gleichen FX Hedge machen.

 
Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, dass wir beim CHF wieder eine Zeit sehen werden, wo es eben nur in eine Richtung geht. Und zwar nach oben. Will heissen, das würde auch für Schweizer Aktien eine harte Zeit.
In einem solchen Szenario könnte der SMI gut und gerne nochmals auf 6'500 bis 7'000 runter. Das wären dann Einstiegskurse von welchen wohl viele nur träumten bis vor kurzem ;-)

SMI_monthly_20150116.PNG

Kurzfristig ist jedoch mit einer technischen Gegenbewegung nach oben zu rechnen.

 
Der Schweizer Franken hat ja wieder ganz schön abgegeben. EUR/CHF bis ans 38.2er Retracement* und USD/CHF bis ans 50% Retracement. Gleiches Bild folglich beim SMI.

Nach dieser technischen Korrektur rechne ich jedoch schon bald wieder mit einem stärkeren CHF und damit auch mit einem schwächeren SMI. Wenn es wieder richtig brodelt in der Eurozone, dann können auch die Negativzinsen nichts bewirken gegen die Kapitalflucht in den CHF.

EURCHF-USDCHF_daily_20150206.PNG

*je nach Low, hier ohne Extremspikes wie bei anderen Feeds

 
Sehr wahrscheinlich wird der starke Franken die Gewinne der meisten Schweizer Firmen in den nächsten Quartalen stark belasten.

Doch mit der Stärke des Frankens hatte die Schweizer Wirtschaft schon vor dem Euro immer wieder phasenweise zu kämpfen. Vielleicht war dies ein wichtiger Beitrag dazu, dass die Firmen ihre Kosten im Griff hatten und innovativ bleiben mussten um konkurrenzfähig zu bleiben.

Mittelfristig könnte sich der SMI einiges schlechter entwickeln als z.B. die Europäischen Aktien. 

Doch längerfristig muss man solche Schwankungen eben in Kauf nehmen. Qualität hat seinen Preis :mrgreen:

Die Massnahmen der EZB zur Unterstützung der Wirtschaft ist ja auch kein Wundermittel sondern eher ein Medikament mit unbekannten Nebenwirkungen welche man aber nicht zuerst testete, sondern gleich dem breiten Publikum verabreicht.

Die EU ist nicht die USA, tut aber so als wäre sie dies. Aber die USA ist ja selber nicht mehr das was sie spiegelt zu sein, im historischen Kontext. Das war mal das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und zwar für die breite Masse und nicht für eine kleine Oberschicht. Die USA ist gesellschaftlich auf dem Weg ein Drittweltland zu werden, was die Unmöglichkeiten der Armen anbelangt und die Möglichkeiten der Reichen. Und die EU wackelt mit dem Schwanz und will das auch. :mrgreen:

Denn diese ganzen Lockerungen und Flutungen laufen auf eine weitere Umverteilung hinaus zugunsten der reichen Schichten auf Risiko der Allgemeinheit, da die Assetpreise weiter aufgeblasen werden. Seltsamerweise regt sich kaum politischer Widerstand. Im Gegenteil. Man stellt mittlerweile dieses Pumpen von aberwitzigen Summen für normal und gesund dar.

Es ist zu vermuten, dass die EZB genauso von Lobbyisten manipuliert wird wie die EU-Zentralregierung in Brüssel :mrgreen: Es gilt zu verhindern, dass man zur Bewältigung der Krise zum normalen und gesunden Mittel greift, welches das Anzapfen (Sondersteuern) der aufgeblasenen Vermögen wäre. Damit liessen sich Staatsschulden reduzieren und Projekte finanzieren. Mit dem drücken von Zinsen werden nur die Risiken weiter verzerrt bis zum Tag X wo es klar wird, die Welt lebt auf Pump und wird es nie zurückzahlen können.

Na ja...is ja Samstag.... :cool:

 
Der SMI hat am Freitag die MA 200 im Daily nochmals von unten angetestet. Diese liegt aktuell bei 8'662.50. Mal schauen ob er am Montag mit den guten Vorgaben aus Übersee wieder darüber schliessen kann.

Ich wäre natürlich eher dafür, dass er daran abprallt und wieder runter geht :D

 
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Aber die USA ist ja selber nicht mehr das was sie spiegelt zu sein, im historischen Kontext. Das war mal das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und zwar für die breite Masse und nicht für eine kleine Oberschicht. Die USA ist gesellschaftlich auf dem Weg ein Drittweltland zu werden, was die Unmöglichkeiten der Armen anbelangt und die Möglichkeiten der Reichen. Und die EU wackelt mit dem Schwanz und will das auch. :mrgreen:
Arm in den USA  und arm in einem Drittweltland zu sein dürfte doch noch ein himmelweiter Unterschied sein. Wenn die USA so auf dem Abstieg sein soll, wundert es mich doch sehr, warum so viele Leute, nicht nur aus Drittweltstaaten, ums verre...  dorthin emigrieren wollen. Vermutlich sind sie alle schlecht informiert und wissen nicht, wie miserabel das Leben dort ist.

Es ist halt wie in der Schweiz: jammern auf sehr hohem Niveau (das 14er Tram hatte schon wieder 5 Minuten Verspätung. "jaja, früher war das besser".

 
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Aber die USA ist ja selber nicht mehr das was sie spiegelt zu sein, im historischen Kontext. Das war mal das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und zwar für die breite Masse und nicht für eine kleine Oberschicht. Die USA ist gesellschaftlich auf dem Weg ein Drittweltland zu werden, was die Unmöglichkeiten der Armen anbelangt und die Möglichkeiten der Reichen. Und die EU wackelt mit dem Schwanz und will das auch. :mrgreen:
Arm in den USA  und arm in einem Drittweltland zu sein dürfte doch noch ein himmelweiter Unterschied sein. Wenn die USA so auf dem Abstieg sein soll, wundert es mich doch sehr, warum so viele Leute, nicht nur aus Drittweltstaaten, ums verre...  dorthin emigrieren wollen. Vermutlich sind sie alle schlecht informiert und wissen nicht, wie miserabel das Leben dort ist.

Es ist halt wie in der Schweiz: jammern auf sehr hohem Niveau (das 14er Tram hatte schon wieder 5 Minuten Verspätung. "jaja, früher war das besser".
Ja das war vielleicht etwas polemisch und übertrieben. Habe aber geschrieben "auf dem Weg dahin"..... steht unter dem Eindruck, dass ich kürzlich in Baltimore war. Einer Stadt zwischen Washington und Philadelphia die einmal von der Stahlindustrie lebte und bei jeder Krise weiter abrutschte und nun ein deprimierendes Bild abgibt. Es gibt Quartiere die sehen fast aus als hätte ein Krieg getobt. Einzelne Häuser sind zusammengebrochen oder ausgebrannt inmitten bewohnter Häuser und die Ruinen werden sich selbst überlassen. Die öffentlichen Schulen und Verkehrsmittel und die Infrastruktur sind in USA vernachlässigt worden. Also das, was den Wohlstand der Allgemeinheit ausmacht. 

 
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