Iran Krise

cello

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26. Dez. 2011
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Svizzera
Was denkt ihr über den Iran Konflikt? Da ist sich ja momentan auch so einiges am tun wenn man die Medien anschaut:

USA sehen "rote Linien" im Konflikt mit Iran



Der Konflikt mit Iran köchelt weiter



Iran: Angeblicher US-Agent zum Tode verurteilt



Irankrise: Westen bereitet sich auf Ölblockade vor‎

Was denkt ihr ist das nur heisse Luft. Oder könnte sich diese Krise zuspitzen und zu einem echten Problem werden?

Dies würde ja dann schon einige Auswirkungen auf die Märkte haben. Z.B. die Ölpreise usw.

 
Die Rettung der Iranischen Fischer tönt nebensächlich, ist aber relativ wichtig. Sie zeigt klar, dass der Iran die Lage in diesem Gebiet nicht so klar wie behauptet unter Kontrolle hat. Hier Prognosen zu wagen ist heikel. Ich weiss nicht, ob der Iran die Drohung die Strasse von Hormus zu sperrent tatsächlich wahr machen würden oder könnten. Auf jeden Fall wären da wohl nicht nur die Amerikaner sauer. Das Konfliktpotenzial und die Risiken für die Börsen sind auf jeden Fall gross. Ein der parallel mit der Konjunktur absinkenden Oelpreis wirkt stimulierend auf die Wirtschaft. Schiesst der Preis nun wegen diesem Konflikt in die Höhe wäre das doppelt hart.

 
Nun ja, die Geschichte mit den Fischern, die die Amis lobenswerter Weise aus den Fängen somalischer Piraten befreit haben: Die Iraner haben nie behauptet, sie hätten Einfluss bis nach Somalia. Soweit ich verstanden habe, besteht die iranische Kriegsmarine hauptsächlich aus einer grossen Flotte kleiner Schnellbote, die relativ effizient Anti-Schiff-Raketen abfeuern können, um ggf. einen Tanker zu versenken um die Strasse von Hormuz zu blockieren. Aber Hochsee-Schiffe haben sie wohl keine.Ansonsten spielen die Iraner derzeit dasselbe Spiel mit den Amis wie es die Amis 1823 (Monroe Doktrin) mit den Briten gespielt haben: Man beharrt einfach darauf, dass man als lokale Macht der Region gewisse Ansprüche stellt und der globalen Macht die Hegemonie-Ansprüche streitig macht.Ich finde es dennoch "neben den Schuhen", wenn die Iraner jetzt von den Amis verlangen, für jedes Militär-Schiff eine Genehmigung im Iran einzuholen. Die USA haben einen Vertrag mit den UAE, diese militärisch zu beschützen (die UAE selbst haben kein namhaftes Militär) und kriegen dafür $7 Mrd. pro Jahr. Logisch, dass die Amis die Kriegsschiffe im persischen Golf auch versorgen müssen.

 
Ich weiss nicht, ob der Iran die Drohung die Strasse von Hormus zu sperrent tatsächlich wahr machen würden oder könnten.
Eins ist klar: Wenn die Iraner die Strasse von Hormus wirklich sperren würden, dann schnellt der Ölpreis in die Höhe und dies würde wie du gesagt hast natürlich auch auf die Wirtschaft drücken.
sara_hormus_DW_Pol_1542350z.jpg


Was denkt ihr zu Ahmadinedschad? Den mag wahrscheindlich niemand. Aber denkt ihr der wird sich noch lange an der Macht halten können im Iran? Oder wird sich dort das Volk eventuell ähnlich wie in Äqypten auch gegen ihn durchsetzten können?

 
Aber denkt ihr der wird sich noch lange an der Macht halten können im Iran? Oder wird sich dort das Volk eventuell ähnlich wie in Äqypten auch gegen ihn durchsetzten können?
Wenn die Amis weiter Druck auf den Iran ausüben, wird er sich noch sehr lange halten. Denn wenn Druck von aussen kommt, steht jedes Volk fester zusammen und hinter seinen Führern.Ich glaube übrigens nicht, dass Ahmadinedschad im Iran unbeliebt ist (nach Erzählungen meiner iranischen Freunde). Unbeliebt sind die Mullahs und A. steht zwischen jenen Mullahs und dem modernen Teil des Volkes.

Er ist auch nicht ganz so der Falke, wie er im Westen gerne dargestellt wird.

Beispiel ist eine Aussage: "Wenn es damals (1967 und 1973) gelungen wäre, die Israelis ins Meer zu treiben, hätten wir jetzt Frieden in der Region."

Übersetzt wurde das dann bei uns mit "A. will die Isrealis ins Meer treiben."

Nicht ganz dasselbe!

 
Wenn die Amis weiter Druck auf den Iran ausüben, wird er sich noch sehr lange halten. Denn wenn Druck von aussen kommt, steht jedes Volk fester zusammen und hinter seinen Führern.
Da könnte wirklich was dran sein. Der wird im Iran selber wahrscheinlich als der Held angesehen, welcher sein Land und dessen Kultur vor dem "bösen Westen" schützt. Obwohl den Amis würde es wohl mehr als Recht sein, wenn im Iran auch noch eine Revolution gegen die Führung stattfinden würde. Da könnten durchaus auch Ambitionen von US Geheimdienst vorhanden sein, dort einen Volksaufstand zu inszinieren.

Er ist auch nicht ganz so der Falke, wie er im Westen gerne dargestellt wird.

Beispiel ist eine Aussage: "Wenn es damals (1967 und 1973) gelungen wäre, die Israelis ins Meer zu treiben, hätten wir jetzt Frieden in der Region."

Übersetzt wurde das dann bei uns mit "A. will die Isrealis ins Meer treiben."

Nicht ganz dasselbe!
Da wären wir wiedermal beim Thema Manipulation durch die Medien :evil:
Uns wird etwas vorgegaukelt und wir glauben es. Was sollen wir auch anderes tun, wir sehen ja nur das was uns in den Medien gezeigt wird.

 
Der wird im Iran selber wahrscheinlich als der Held angesehen, welcher sein Land und dessen Kultur vor dem "bösen Westen" schützt.
Den "bösen Westen" gibt es bei den Iranern nicht. Sie hassen in erster Linie Israel und in zweiter Linie die USA. Punkt. Vielleicht hassen sie auch noch ein bisschen die Briten als ehemalige Kolonialmacht. Aber das war's dann auch schon. Die Chance, einen Iraner zu finden, der die Schweiz hasst, dürfte bei naht Null liegen. Dito für Deutschland, Österreich, Frankreich etc.Die rund 20 Iraner, mit denen ich persönlich diskutiert habe sind durchaus westlich eingestimmt. Sie orientieren sich an Europa und haben als erste Priorität, ihren Geschäften nachzugehen und gute und ehrliche Beziehungen zu pflegen.Das entspricht auch meiner persönlichen Erfahrung: Iranische Geschäftspartner sind um einiges ehrlicher und zuverlässiger als Araber, Russen oder Inder.Wenn sich auch an Deutsche, Schweizer etc. nicht herankommen ;)
 
Mal eine andere Betrachtungsweise der Sachlage (Ursachen / Wirkung)Iran akzeptiert keine Dollars mehr für seine Öllieferungen nach Indien, Japan und China http://www.politaia.org/wirtschaft/nach ... en-dollar/ bzw. die Quelle der Quelle: http://www.beaconequity.com/cuban-missi ... 012-01-09/Ach ja, wie war es damals beim anderen Hussein (auch aus der Region middle east)Es ist Wahljahr, Barack Hussein Obama kann sich keine wirtschaftliche Fehlentwicklung leisten (obwohl unumgänglich). Die Enttäuschende US-Konjunkturdaten zeigen einmal mehr auf, dass hinter der manchmal "überraschend" guten Statistik-Fassaden, nur leere Hüllen befinden. Knapp 47 Mio. food stamp reciepiens, http://www.usdebtclock.org/ deute ich auch auf 47 Mio. Wählerpotenzial...Da kommt eine Ablenkung der Facebook, Twitter und american idol Generation gerade recht.Überraschen würde mich ein Angriff der USA auf Iran überhaubt nicht, auf was ich gespannt bin, ist die offizielle Begrüngung vor der UN (Weapons of mass destruction ?, nicht schon wieder oder?)

 
Der wird im Iran selber wahrscheinlich als der Held angesehen, welcher sein Land und dessen Kultur vor dem "bösen Westen" schützt.
Den "bösen Westen" gibt es bei den Iranern nicht. Sie hassen in erster Linie Israel und in zweiter Linie die USA. Punkt. Vielleicht hassen sie auch noch ein bisschen die Briten als ehemalige Kolonialmacht. Aber das war's dann auch schon. Die Chance, einen Iraner zu finden, der die Schweiz hasst, dürfte bei naht Null liegen. Dito für Deutschland, Österreich, Frankreich etc.
Da ja die EU auch mitmacht an den Sanktionen gegen den Iran, wird sich diese Einstellung der Iraner gegenüber Europa wohl bald ändern. Wenn der Präsident über Europa wettert dann schwingt auch die Stimmung im Volk gegenüber Europa um. Man kann hier sicher nicht alle in den gleichen Topf werfen. Es gibt sicher auch Iraner welche ein Bisschen über die eigenen Grenzen hinausschauen. Aber trotzdem, die EU macht sich im Iran sicher keine Freunde mit den Sanktionen.
 
Ich zweifle diesen Satz mal an:

Da ja die EU auch mitmacht an den Sanktionen gegen den Iran,
Ist es wirklich ein Entscheid der EU als Ganzes oder vielleicht doch eher der Entscheid einzelner EU-Länder, ob sie auf Iranisches Öl verzichten wollen oder nicht?
Betrachten wir mal, wohin der Iran sein Öl verkauft:

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Auf den ersten Blick wird mal klar, dass es für die USA kein Problem ist, einen Boykott gegen den Iran auszurufen. Schliesslich beziehen sie überhaupt kein Öl von dort.

Deutschland bezieht 0.87% seines Öls aus dem Iran. Da können wir davon ausgehen, dass sich Deutschland schmerzlos ebenfalls am Boykott beteiligen kann.

Bei Italien, Spanien und Griechenland sieht es da schon anders aus: Werden, können die sich einen Boykott des Iran-Öls leisten?

Und wie sieht es mit China, Japan, Indien, Südkorea aus?

 
Ich zweifle diesen Satz mal an:

Da ja die EU auch mitmacht an den Sanktionen gegen den Iran,
Ist es wirklich ein Entscheid der EU als Ganzes oder vielleicht doch eher der Entscheid einzelner EU-Länder, ob sie auf Iranisches Öl verzichten wollen oder nicht?
Die EU hat es ja schon entschieden, also war es eine Entscheidung der EU als Ganzes. Zumindest alle Länder welche der EU angehören.ABER...Ich hab das mit den Sanktionen heute nur kurz im Radio aufgeschnappt. Wenn man etwas genauer hinschaut sieht man das das Einfuhrverbot für Erdöl aus dem Iran erst ab dem 1. Juli gilt. Also ein reines Kasperli Theater :roll: Im Streit um das iranische Atomprogramm verstärkt die EU den Druck auf Teheran: Ab dem 1. Juli gilt ein Einfuhrverbot für iranisches Erdöl. In Folge ist der Erdölpreis geringfügig gestiegen. Iranische Politiker fordern als Reaktion einen sofortigen Stopp der Öllieferungen nach Europa.Laufende Verträge können jedoch noch bis zum 1. Juli erfüllt werden. Das ist ein Zugeständnis an Länder wie Griechenland, Italien und Spanien, die einen grossen Anteil ihres Ölbedarfs aus Iran beziehen.NZZ ArtikelUnd zwar genau aus den Gründen welche du genannt hast...
Auf den ersten Blick wird mal klar, dass es für die USA kein Problem ist, einen Boykott gegen den Iran auszurufen. Schliesslich beziehen sie überhaupt kein Öl von dort.Deutschland bezieht 0.87% seines Öls aus dem Iran. Da können wir davon ausgehen, dass sich Deutschland schmerzlos ebenfalls am Boykott beteiligen kann. Bei Italien, Spanien und Griechenland sieht es da schon anders aus: Werden, können die sich einen Boykott des Iran-Öls leisten?Und wie sieht es mit China, Japan, Indien, Südkorea aus?
Jetzt mal angenommen die Lage entspannt sich nicht bis zum 1. Juli und das Import Verbot wird tatsächlich durchgesetzt. Die Iraner wird es wahrscheinlich nicht gross stören wenn die EU ihr Öl nicht mehr importiert. Ich wage jetzt mal so aus dem Bauch heraus zu behaupten, dass die schon genügend andere Abnehmer für Öl finden.
 
Jetzt mal angenommen die Lage entspannt sich nicht bis zum 1. Juli und das Import Verbot wird tatsächlich durchgesetzt. Die Iraner wird es wahrscheinlich nicht gross stören wenn die EU ihr Öl nicht mehr importiert. Ich wage jetzt mal so aus dem Bauch heraus zu behaupten, dass die schon genügend andere Abnehmer für Öl finden.
Ich glaube so einfach ist es nicht für den Iran. Momentan verkaufen sie Griechenland Öl auf Kredit (!) - ziemlich suizidal. Sie werden ihr Öl sicher nicht ohne Abschlag los. China wird wahrscheinlich kaum in die Bresche springen, sie haben angekündigt, sie würden ihren Bezug reduzieren. Indien ist an einer rel. kurzen Leine. Japan wird stark reduzieren. Russland ist Exporteur, also kein Bedarf. Es würde mich nicht überraschen, wenn durch die dortige Rezession oder wohl kommende Depression eine Revolte ausbrechen würde. Das wird sicher vom Westen in Kauf genommen oder herbeigewünscht. Spiel mit dem Feuer, mal schauen.
Hier eine Schlagzeile von debka.com: Saudis Brace for Iranian Reprisal -They calculate the oil embargo is already costing Iran 15-20% of its sales. Schön, dass sie so selbslos das iranische Angebot kompensieren...

PS: Weitere Schlagzeile extra für MF: India to pay gold instead of dollars for Iranian oil. Oil and gold markets stunned

Mit Vorsicht zu geniessen: http://www.debka.com/article/21673/

 
Einerseits kann man argumentieren: Die Saudis liefern jetzt mehr in die EU, dafür weniger nach China und die Chinesen würden mehr aus dem Iran beziehen. Somit bliebe die Menge dieselbe nur Käufer wechseln sich ab.Dem steht gegenüber, dass die Amis jedem Land mit Sanktionen (= Sperrung von Bankkonten in den USA) drohen, das dem Iran am 1. Juli noch Öl abkauft.http://www.cov.com/files/upload/Iran%20 ... n_1245.pdfOb allerdings die USA es wagen würden, chinesische Bankkonten in den USA zu blockieren, wenn China weiter Öl aus dem Iran bezieht, kann bezweifelt werden.

 
Teheran verfügt laut Israels Geheimdienst über 100 Kilogramm waffenfähiges Material

Iran besitzt nach Angaben des israelischen Militärgeheimdienstes bereits genug Uran für den Bau von vier Atombomben. Die Geheimdienste der Welt seien sich mit Israel einig, dass Iran 100 Kilogramm auf 20 Prozent angereichertes Uran besitze.

(sda/afp) Israel habe «Beweise», dass die Iraner versuchten, an Atomwaffen zu gelangen, sagte Militärgeheimdienstchef Awiw Kotschawi am Donnerstag an einer internationalen Sicherheitskonferenz in Herzlija.

Nach Angaben von Kotschawi würde der Iran ein Jahr zum Bau einer Atombombe brauchen, sobald ein entsprechender Befehl von der Teheraner Führung erteilt würde. Der Westen verdächtigt Iran, unter dem Deckmantel seines zivilen Atomprogramms am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist diese Vorwürfe zurück.

Nach Ansicht von Experten, besitzt Israel selbst 100 bis 300 Atomsprengköpfe. Offiziell hat Israel den Besitz der Atomwaffe nicht bestätigt, jedoch auch nie dementiert.

Anzeige:

Kotschawi warnte an der Konferenz, Israel sei in Libanon, in Syrien und in Iran mit insgesamt rund 200'000 konventionellen Raketen konfrontiert. Die meisten hätten eine Reichweite von 40 Kilometern, einige Tausend könnte jedoch mehrere hundert Kilometer weit fliegen.

Nach Informationen seines Dienstes fänden sich Raketen in jedem zehnten Haus im Süden Libanons, der von der Hisbollah kontrolliert wird. Israel hatte im Sommer 2006 einen blutigen Krieg in Südlibanon geführt, um die Stellungen der radikalislamischen Hizbullah zu zerstören.

Quelle: NZZ

 
Is Iran Trying to Develop a Missile That Could Reach America?

The missile under construction at an Iranian research-and-development facility, which was damaged by a mysterious explosion in November, was a long-range missile prototype with a range of 6,000 miles—enough to hit the United States, a senior Israeli official said Thursday in a speech to a defense and security forum.

CNBC Artikel

 
Is Iran Trying to Develop a Missile That Could Reach America?

The missile under construction at an Iranian research-and-development facility, which was damaged by a mysterious explosion in November, was a long-range missile prototype with a range of 6,000 miles—enough to hit the United States, a senior Israeli official said Thursday in a speech to a defense and security forum.

CNBC Artikel
Ja ja, der Boden wird bereitet. Irgendwie erinnert alles an die Massenvernichtungswaffen des Irak.......
 
Israel bereitet einen Militärschlag gegen Irans Atomprogramm vor. Die USA und Europa tolerieren das stillschweigend, weil sie mehr denn je von der iranischen Gefahr überzeugt sind. All die Jahre des Dialogs mit Iran scheinen in Teheran nur Selbstüberschätzung gefördert zu haben. Wird das Land angegriffen, könnte es zum Flächenbrand in der Region kommen.

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Der Präsident kämpft an vielen Fronten. Und es sieht nicht gut aus für Mahmud Ahmadinejads politische Zukunft. Noch nie war die Islamische Republik Iran international so isoliert wie jetzt, nach knapp sieben Jahren seiner Präsidentschaft: Alliierte wie der Diktator Bashar al-Asad in Syrien straucheln. Hochgerüstete amerikanische Flugzeugträger pflügen knapp ausserhalb der iranischen Hoheitsgewässer durch den Persischen Golf und demonstrieren die Macht der Gegner Teherans.

Auf den Websites der moderat Konservativen ist zu lesen, diese Regierung habe das Land an die Schwelle des Ruins geführt. Die katastrophale Wirtschaftspolitik und das westliche Embargo haben den Wert der Landeswährung Rial seit Jahresbeginn halbiert. In Teheran wird über die Inflation geschimpft, über den horrenden Dollarkurs, über die Restriktionen beim Bezug von Devisen: Jeder Iraner, der ins Ausland reist, darf gerade einmal 1000 Dollar mitnehmen. Hochzeiten müssen abgesagt werden, weil die Bräutigame sich die Goldgeschenke für die Brautfamilie nicht leisten können, Händler geraten in Schwierigkeiten, weil sie kaum noch von ausländischen Lieferanten importieren können.

Am 2. März sollen in Iran Parlamentswahlen stattfinden, bei denen natürlich auch über Ahmadinejad abgestimmt wird. Vermutlich lässt der 55-jährige Bauingenieur und ehemalige Teheraner Bürgermeister die Ergebnisse frisieren, so wie vor knapp vier Jahren schon. Im Sommer 2009 wurden bei den anschliessenden Protesten fast 100 Personen getötet, das Regime steckte Tausende in die Gefängnisse. Doch damit nicht genug Ungemach für den Herrscher am Berg Damavand, dem höchsten Gipfel im Elburs-Gebirge: Ebenfalls für Anfang März ist Ahmadinejad nach zähem Ringen mit Parlamentspräsident Ali Larijani vor die Abgeordneten zitiert, um ihnen Rede und Antwort zu stehen. Warum er falsche Zahlen zum Wirtschaftswachstum vorlegt, will man wissen, und warum er das Parlament konsequent missachte und zu umgehen versuche.

Taub gegen Propaganda

Und nun bereiten die Israeli auch noch einen Angriff vor. Experten sagen, der könne im Laufe des Jahres erfolgen. Unter den noch 25 000 Juden im Land wächst die Besorgnis. Irans Atomanlagen, etwa in Bushehr, Natanz, Isfahan, sollen zerstört werden. Alle Versuche, das Regime vom Bau einer Atombombe abzuhalten, sind fruchtlos gewesen. Ein gewiefter Taktiker würde nun diese äussere Bedrohung nutzen, um das Volk hinter sich zu scharen und von den internen Problemen abzulenken. Doch für Ahmadinejad verfängt diese Strategie nicht mehr. Über Israel und die Gefahr eines Angriffs auf die neueste Anreicherungsanlage in einem Berg in Fordo, 150 Kilometer südlich von Teheran, wird kaum geredet. Zu oft wurde schon die Gefahr eines Kriegs beschworen, zu dringlich sind die wirtschaftlichen Probleme.

Das war schon einmal anders, vor gut vier Jahren, als US-Präsident George W. Bush laut darüber nachdachte, Irans Atomprogramm mit Gewalt zu beenden. Auch heute würde kaum ein Iraner einen Angriff auf sein Land gutheissen. Das Trauma, von den Arabern im 7. Jahrhundert und von den Briten und Russen im 18., 19. und 20. Jahrhundert besetzt worden zu sein, sitzt tief. Jeder Angriff von aussen stärkt unweigerlich den Nationalismus. So wie damals, kurz nach der Islamischen Revolution. Ayatollah Khomeiny hatte sich zwar zum Führer aufgeschwungen, aber viele, die den Schah gestürzt hatten, wollten keine Diktatur des Klerus. Dann griff der Irak unter Saddam Hussein Iran an. Mit dem Plazet der Amerikaner, die sich vor einer religiösen Diktatur fürchteten. Hunderttausende Iraner zogen in den Krieg. Auf dem Märtyrer-Friedhof Behesht-e Zahra im Süden Teherans sind viele der Gefallenen begraben. Ihre Angehörigen, die an Feiertagen kommen, sind überzeugt, dass sie nicht für Khomeiny gestorben sind, sondern für Iran.

Unzufriedener Ayatollah

Dem wirklich Mächtigen in der Islamischen Republik, dem geistlichen Führer Ayatollah Ali Khamenei, gefällt gar nicht, was er da in Teheran sieht. Dieses Herumfummeln des Präsidenten an den Bilanzen, die sinnlosen Reisen von Ahmadinejad zu dubiosen Freunden wie Fidel Castro, Alexander Lukaschenko oder Hugo Chávez. In den Augen der Kleriker ist Ahmadinejad zu sehr Nationalist und zu wenig Religiöser. Für sie ist der Präsident der Stümper, der die unappetitliche Arbeit auf der Weltbühne erledigt. Seine Drohung, kein Öl mehr zu liefern, läuft ins Leere: Die Europäer kaufen keines mehr, grösster Abnehmer iranischen Öls ist China. Für den Fall, dass Iran die Strasse von Hormuz sperrt, haben andere Golfstaaten vorgesorgt: Die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman haben seit Jahren schon Hafenkapazitäten östlich des Eingangs zum Persischen Golf vergrössert, über die ein erheblicher Teil des Warenverkehrs abgewickelt werden kann.

In Iran ist das Verhältnis zwischen geistlichem Oberhaupt und Präsident etwa so wie das zwischen einem Intendanten am Theater und seinem Dramaturgen. Ayatollah Khamenei gibt als Nachfolger von Ayatollah Khomeiny die Richtung vor. Präsident Ahmadinejad ist das Gesicht eines Regimes, das im gesamten Nahen Osten von Israel bis Oman wegen seiner Unberechenbarkeit gefürchtet wird.

Es ist Khamenei, der entscheidet, ob Iran eine Atombombe baut. Er hat in den letzten Jahren über die Kompromissvorschläge der Europäer zum Atomprogramm befunden. Nach denen sollte etwa iranisches Uran in Russland angereichert werden, um es dann zur Energiegewinnung in Irans Atomkraftwerken zu nutzen. Aber Khamenei ging es nicht um Elektrizität. Er will ein Drohmittel, sei das nun eine reale Bombe oder auch nur die Aussicht darauf, diese bauen zu können.

Es macht den Anschein, als habe der Westen mit seinem Dialog und der Suche nach dem Kompromiss, der allen ermöglicht, das Gesicht zu wahren, massgeblich zur Selbstüberschätzung der Iraner beigetragen. So wie Saddam Hussein im Irak 2003 kurz vor Kriegsbeginn noch glaubte, mit der internationalen Gemeinschaft spielen zu können, und nicht erklärte, ob er nun Massenvernichtungswaffen habe oder nicht. Ähnlich scheinen die Mächtigen Irans in der heiligen Stadt Ghom, 150 Kilometer südwestlich von Teheran, zu glauben, das Katz-und-Maus-Spiel lasse sich zumindest so lange fortsetzen, bis die Bombe da sei. Zu oft haben sich die EU und die Internationale Atomenergiebehörde auf immer neue Verhandlungen eingelassen. Sogar US-Präsident Barack Obama hat Teheran nach seinem Amtsantritt den Dialog angeboten. Das war für die Iraner nur Geplänkel, um Zeit zu gewinnen und die Urananreicherung fortzusetzen.

Noch keinen Befehl erteilt

Israelische Geheimdienste und das Militär sind felsenfest überzeugt, dass Iran knapp zwei Jahre von einer Bombe entfernt sei. Für die Israeli ist es dabei unerheblich, dass das geistliche Oberhaupt offenbar noch nicht den Befehl gegeben hat, die Anreicherung waffenfähigen Urans zu beginnen. Verständlicherweise, denn allein die Aussicht, dass Teheran könnte, wenn der Ayatollah es wollte, ist für Israel Bedrohung genug. Der israelische Historiker und Militärexperte Ronen Bergman (siehe Interview) traf in den vergangenen Wochen mehrfach Verteidigungsminister Ehud Barak. Er ist dabei zur Überzeugung gelangt, dass ein Angriff Israels auf Iran im Laufe dieses Jahres sehr wahrscheinlich ist. Viele operative Aspekte einer solchen Operation scheinen kaum lösbar: Wie sollen israelische Kampfjets und Drohnen überhaupt nach Iran gelangen, ohne dass überflogene Länder wie der Irak, die Türkei oder Saudiarabien irgendwann einschreiten? Oder wie soll man angereichertes Material entsorgen, damit es nicht in unbefugte Hände gerät?

Greift Israel an, mit oder ohne Erfolg, ist ein Flächenbrand möglich: Mittelstreckenraketen aus Iran können Israel erreichen. Zehntausende Raketen iranischer Produktion sind von Südlibanon und aus dem Gazastreifen auf Israel gerichtet. Greift Israel nicht an, bestärkt das die Mächtigen in Ghom, dass man mit den Amerikanern, den Europäern, den Israeli und den Arabern spielen kann.

Umso wahrscheinlicher ist es, dass Israels Regierungschef und sein Verteidigungsminister Drohnen und Kampfjets gen Osten schicken werden.

Quelle: NZZ am Sonntag

 
Viele operative Aspekte einer solchen Operation scheinen kaum lösbar: Wie sollen israelische Kampfjets und Drohnen überhaupt nach Iran gelangen, ohne dass überflogene Länder wie der Irak, die Türkei oder Saudiarabien irgendwann einschreiten?
Genau das ist die Frage, die ich mir auch schon lange stelle: Ohne US-Tankflugzeuge über dem Irak wird nämlich nix mit einem Angriff Israels auf den Iran. Israel kann im Alleingang den Iran nicht wirklich nachhaltig angreifen. Ohne aktive Unterstützung der Amis läuft da gar nichts.
 
Viele operative Aspekte einer solchen Operation scheinen kaum lösbar: Wie sollen israelische Kampfjets und Drohnen überhaupt nach Iran gelangen, ohne dass überflogene Länder wie der Irak, die Türkei oder Saudiarabien irgendwann einschreiten?
Genau das ist die Frage, die ich mir auch schon lange stelle: Ohne US-Tankflugzeuge über dem Irak wird nämlich nix mit einem Angriff Israels auf den Iran. Israel kann im Alleingang den Iran nicht wirklich nachhaltig angreifen. Ohne aktive Unterstützung der Amis läuft da gar nichts.
Die Diskussion hatten wir glaub schon im C-Forum (?). Die Israelis haben eigene Tankflugzeuge, dieses Problem dürfte lösbar sein...http://www.airliners.net/photo/Israel-- ... 1779672/L/Israel hatte schon zwei ähnliche Luftangriffe in Nachbarländern durchgeführt gegen atomare Entwicklungen/Labors:http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Opera (1981)http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Orchard (2007)Israel schert(e) sich wenig um internationale Entrüstung und Reaktionen wenn es sich bedroht fühlt. Die USA als (stillen) Verbündeten dürfte das eher in Bedrängnis bringen.Es wäre also ein bekanntes Schema - obwohl der Iran besser bewaffnet ist als frühere Gegner - und viele Ziele im Land verteilt und gebunkert sind was die Durchführung erschwert.Heute noch die NZZ zum Thema:http://www.nzz.ch/nachrichten/startseit ... 64711.html