(von Addison Wiggin)
Es geht weiter mit meinen Prognosen für 2013. Die provokativste Prognose ist vielleicht die, welche ich “Leben nach dem Dollar” nenne. Das ist der Name, den ich gewählt habe, aber der Verdienst für diese Idee geht an einen Briten namens Dominic Frisby – einer der provokantesten jungen Denker, bei dem ich das Privileg hatte, ihn zu treffen.
“Das Monopol, welches Regierungen und Banken in Bezug auf Geld halten, gibt ihnen zu viel Macht”, schrieb er letzten Herbst. “Ob durch Inkompetenz oder Schlimmeres, diese Macht wird unweigerlich missbraucht werden. Die beste Art, diesen Missbrauch von Macht zu stoppen, ist, diese so weit und dünn wie möglich zu verstreuen…”
“In meiner idealen Welt gibt es kein Monopol auf Geld. Wir stellen die Wahlmöglichkeiten wieder her. Wir stellen die Transparenz wieder her. Wir nutzen das Geld, welches wir mögen. Wir haben unabhängiges Geld.”
“Was wollen Sie nutzen, Sir? Gold, Silber, Bitcoins, Schuldscheine eines Farmers, abgesichert mit den Waren in seinem Lager, die Währung von Dominic Frisby (ich denke, ich werde die `Dominus nennen), Pfund, Dollar? Sie benennen es, und sie können es nutzen.”
“Das Bezahlen mit diesen alternativen Währungen ist so leicht wie das klicken von auf der App Ihres Smartphones oder auf einer Internetseite.”
Ein Traum? Kaum. Denn der Gedanke der “alternativen Währungen” ist nicht neu. Der Nobelpreisgewinner Friedrich Hayek untersuchte dies in seinem langen und produktiven Leben. Was neu ist, so Mr. Frisby, ist, dass wir kurz davor stehen, dass solche Alternativen alltägliche Realität werden. Egal, was die Federal Reserve, Goldman Sachs und JPMorgan Chase auch wünschen mögen.
“Viele Währungen können auf praktischer Tag-für-Tag-Basis funktionieren”, sagt er. “Ich komme gerade aus Istanbul zurück. Händler im großen Basar akzeptieren da Dollar, Euro, türkische Lira, Pfund, russische Rubel – alles, solange es Umsätze für sie bedeutet.”
Wie Sie sich vorstellen können, wird so eine Umstellung ein manchmal hässlicher Prozess sein – einer, der Hand in Hand mit meinen anderen Prognosen gehen kann. Aber am Ende dieses Prozesses liegt eine Zukunft des Reichtums, von welchem nur wenige Menschen zu träumen wagen.
Nicht nur, dass es ein “Leben nach dem Dollar” geben wird, sondern es gibt ach ein “Leben nach dem Staat”. Das ist der Arbeitstitel eines Buches, an dem Mr. Frisby arbeitet, und von dem ich hoffe, dass es 2013 veröffentlicht werden wird.
Eines Tages wird jemand eine akademische Studie finanzieren, welche den Spalt im menschlichen Gehirn identifiziert, welcher nach Prognosen für die kommenden 12 Monate giert. Wo auch immer dieser Spalt ist, er übt starke Kraft auf die Bevölkerung aus, mehr als deren Streben nach Nachrichten über, sagen wir einmal, das “fiscal cliff” oder über Football-Neuigkeiten.
Im Finanzsektor werden solche Prognosen sichtbar. “Macro surprises” von Morgan Stanley, 13 Favoriten für 2013 von der Deutschen Bank, und dann noch die beliebten Prognosen von der dänischen Saxo Bank. Und wissen Sie was? Diese Prognosen sind überhaupt nicht bindend.
So beschreibt Saxo die eigenen Prognosen als “jährliche Übung darin, einen relativ extremen Markt zu schlagen, und politische Ereignisse, deren Eintrittswahrscheinlichkeit vielleicht niedrig ist, wenn sie immer noch allgemein unterschätzt werden.” Mit anderen Worten, es sind “gedankliche Experimente”. Die sind aber natürlich nützlich, wenn es darum geht, den Hintern irgendwo hinzusetzen.
Und dann wollen die Kunden und Aktionäre auch solche Prognosen. Wenn auf Saxos Liste stehen würde, dass der deutsche Aktienmarkt im laufenden Jahr um 33% fallen wird – was der wichtigste Punkt auf der Liste wäre -, und das könnte einige oder mehrere der Adressaten unbehaglich machen. Deshalb geben die ihre Prognosen eher abstrakt.
Ich hingegen habe keine solchen Interessenskonflikte. Ich steige und falle mit dem Vertrauen, welches Sie in meine Analysen stecken. Ein befreiender Zustand, besonders da ich sehe, wieviel Freiraum sie mir bereitwillig geben.
Meine Prognosen sind keine Gedankenexperimente, welche Ende Dezember per Pressemiteilung rausgehen und dann schnell vergessen werden. Das sind Themen, von denen ich erwarte, dass sie sich in den kommenden 12 Monaten voll entwickeln werden. Jetzt werde ich Ihnen noch einige weitere Prognosen geben…
Ich prognostiziere: Die “Mutter aller Finanzblasen” wird platzen… aber nicht, bevor sie sich nicht noch mehr aufgebläht hat! Einer der Favoriten des Vancouver Symposiums, Barry Ritholtz, fertigte vor kurzem eine Tabelle an. Die zeigte eine monatliche Umfrage unter Ökonomen, von Bloomberg durchgeführt, welche bis ins Jahr 2002 zurückging, und die Einschätzungen der “Experten” in Bezug auf die Entwicklung der Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen jeweils für die folgenden 6 Monate wiedergab.
Barrys Fazit: “In der Finanzgeschichte können wir keine einseitigere Meinung über einen freien (…) Markt finden.” 97% der Zeit prognostizierte eine Mehrheit der Ökonomen höhere Renditen. Drei Mal, darunter letzten Mai, war der Konsens einhellig: Im Durchschnitt wurde ein Anstieg der Rendite auf 2,4% prognostiziert. Oops…dann waren es doch nur 1,7%. Ein bisschen daneben.”
Die jüngste Umfrage? 94% der Ökonomen, welche befragt wurden, erwarten bis nächsten Mai ansteigende Renditen…und im Durchschnitt tippen sie auf 1,93%.
Ich hingegen schrieb letzten Oktober: “Wir denken, dass der 30jährige Bullenmarkt noch eine letzte Aufwärtsphase hat, bevor das Ende kommen wird. Sie sollten entsprechend handeln.”
Damals war der Faktor, den ich zitierte, der drohende Untergang von Geldmarktfonds. Ich räumte dem einen Zeithorizont von drei Jahren ein. Aber jetzt, wo wir einen so überwältigenden Konsens für höhere Renditen und niedrige Kurse sehen, sage ich: Wir werden Anfang nächsten Jahres einen “schwarzen Schwan” sehen – eine weitere Schuldenkrise in den USA (selbst wenn das “fiscal cliff” gelöst werden wird). Oder, noch wahrscheinlicher, eine weitere Euro-Krise.
Heißes Geld wird dann in die “Sicherheit” von US-Staatsanleihen fließen. Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen wird unter das bisherige Tief von 1,4% vom letzten Juli fallen. Sie könnte sogar unter 1% fallen.
Aber das wäre dann der finale Anstieg der Kurse der US-Staatsanleihen, was den Anfang eines größeren Bärenmarktes bei Anleihen signalisieren würde. Mit anderen Worten: Ich denke, dass die Zinsen in den nächsten paar Jahren substanziell steigen werden…aber noch nicht jetzt.
Barry sagt: “Ab einem bestimmten Punkt werden die Anleihen-Bären Recht haben.” Ich bin zuversichtlich, dass dieser Punkt vor dem Ende des Jahrzehnts eintreten wird.
*** In den USA gibt es die geburtenstarke Generation der sogenannten “baby boomer”, welche vor dem Eintritt in ihren Ruhestand steht. Und deren finanziell gesicherter Ruhestand könnte (erneut) ge-/zerstört werden, wegen der Entwicklung bei Junk Bonds und den falschen Dividenden-Aktien. Zunächst einmal hatten die “baby boomer” mit dem Platzen der Technologieblase ihre Hemden verloren.
Dann verloren sie ihre Hosen, als die Immobilienblase platzte. Und 2013 könnten sie noch ihre Unterwäsche verlieren,….dank der Nullzins-Politik der Fed.
Denn die US-Staatsanleihen mittlerer Laufzeit haben eine Rendite von fast Null. Sparer haben versucht, für ihre Ersparnisse irgendeine Rendite zu erhalten, wo immer sie die auch finden können. In diesem Kontext scheinen Junk Bonds reizvoll zu sein. Die bieten Renditen, die zumindest größer als Null sind, weshalb so viele Investoren an den Markt für Junk Bonds geeilt sind. Schlechter Zug.
Sie müssen die Priorität der Fed verstehen: Sparen und investieren sind deren Todfeinde. “Die wollen konsumieren und spekulieren”, so Dan Amoss, “und sie sind bereit, das gesamte Geldsystem dafür zu riskieren.” Ergebnis: “Die Investoren gehen dumme Risiken ein; sie haben die Kurse von Junk Bonds nach oben getrieben, und von Dividenden-Aktien, was deren Renditen nach unten gedrückt hat.”
Wenn das Investieren nur so einfach wäre – riskante Vermögensanlagen kaufen, wenn die Zinsen bei Null stehen.
Fragen Sie mal den durchschnittlichen japanischen Geldanleger, wie das für den in den vergangenen 20 Jahren funktioniert hat.
“Die Rally des Jahres 2012 in fast jeder Aktie und jeder Anleihe wird nicht von Dauer sein”, erklärt Dan. “Wenn die Investoren die Junk Bonds und die Aktienkurse nach oben treiben, in einem Null-Zins-Umfeld, dann verlagern sie einfach Erträge der Zukunft in die Gegenwart.”
Wenn die Zinsen wieder steigen werden, dann könnten die Anleihenkurse regelrecht einbrechen. Also Vorsicht vor den vermeintlich “sicheren” Anleihen.
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