«Wir haben bei uns in der Bank darüber diskutiert, ob von Müller ein Hochstapler sei», erzählt Bachmann. «Und wir waren geteilter Meinung. Ich habe geglaubt, dass er es macht. Er war gebildet, hochintelligent und ein absoluter Spitzenverkäufer. Und er war anständig.» Irgendwie waren sich die zwei, von Müller und Bachmann, in vielem ähnlich. Beide waren sie virtuos, wenn es darum ging, andere zu überzeugen. Ausserdem hatte man einen ähnlichen Lebensstil gewählt, der sehr viel Zeit auf einem Boot unter gleissender Sonne einschloss.
Der Nasdaq erreichte schliesslich am 9. März 2000 seinen absoluten Höchst- stand von 5046 Punkten erreichte. Allein in den vier Monaten davor hatte er 2000 Punkte oder 70 Prozent zugelegt. Bis zehn Tage vor dem Think- Tools-IPO am 24. März verlief alles normal. Think Tools war nur einer von 14 IPOs, bei denen Vontobel im Jahr 2000 mitmischte. Besonders war nur das unüblich kleine Budget für PR und Werbung. «Wir können uns das Geld sparen», erklärte von Müller dem IPO- Team. «Ich habe besonders gute Beziehungen zu Ringier. Wir bringen das dort im redaktionellen Teil unter.» So gelang es von Müller und der Bank Vontobel mit perfekten Shows (auch unter Instrumentalisierung von Altbundesrat Flavio Cotti - einem der Paten des Collegium Helveticums ) und perfektem Timing, die Aktien der Think Tool über ihre eigenen Erwartungen von 270 Franken pro Aktie auf 1300 Fr. hochzutreiben.
.... «Finanz- und Wirtschaft» schrieb als Aufmacher «Think Tools zu billig verkauft», Friedli wurde tatsächlich Fehlverhalten vorgeworfen, weil er deren Aktien zu billig verkauft habe. Die übrige Presse blökte mit, da überkam Friedli ein schales Gefühl. Doch von Müller liess sich auf seiner Jacht im tiefblauen Wasser von Antibes auf seiner in der «Schweizer Illustrierte» ablichten und liess verkünden, sein Tageshonorar betrage 100'000 Dollar. Der Journalisten Harry Bredies würdigte ihn als «Meister des Understatements» und unterstrich damit seine Glaubwürdigkeit als «genialer Denker» und «blitzgescheiten Philosophen». Hampi Bachmann rief in Antibes an: «Albrecht, das kommt nicht gut», sagte er ihm: «Das sind die falschen Zeichen». Von Müller liess sich nicht beirren und kündigte das baldige «Zünden der den zweiten Stufe» und sechs Joint Ventures an, um so die Erwartungen noch weiter hochzuschrauben.