Leerverkauf (short selling)

cello

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26. Dez. 2011
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Svizzera
Beim Leerverkauf oder englisch short selling wird auf einen sinkenden Kurs eines bestimmten Instrumentes gesetzt. Der Begriff Leerverkauf beschreibt den Verkauf von Waren oder Finanzinstrumenten, über die der Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt nicht verfügt. Um seine künftige Lieferverpflichtung erfüllen zu können, muss er sich bis zum Erfüllungszeitpunkt durch den Kauf der Waren oder Finanzinstrumente eindecken. Leerverkaufen oder "shorten" kann man heutzutage fast alle Instrumente wie z.B. Aktien, Rohstoffe, Indizes, etc.

Beim Leerverkauf als Kassa-Geschäft leiht der Leerverkäufer einem anderen Markteilnehmer das entsprechende Instrument aus, verkauft es am Markt und kauft es zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück um es dem Verleiher wieder zurückzugeben. Dies natürlich mit der Absicht das der Kurs des entsprechenden Instrumentes sinkt und er es später zu einem tieferen Kurs wieder kaufen kann. Dabei macht der Leerverkäufer einen Gewinn in der Grösse der Differenz zwischen dem Preis welchen er bekommen hat als er es am Markt verkauft hat und dem Preis welchen er bezahlt hat als er es am Markt wieder zurückgekauft hat. Der Leerverkäufer muss den verkauften Wert innerhalb der marktüblichen Fristen liefern. Bei Wertpapieren sind das je nach betrachtetem Markt meist zwei bis drei Geschäftstage.

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Beim Leerverkauf als Termingeschäft bei Futures (z.B. Index Future, Rohstoff Futures, ...) und ähnlichen Instrumenten muss der Wert erst in der Zukunft geliefert werden. Der Leerverkäufer kann den Leerverkauf vor dem Verfallstermin glattstellen, indem er den gegenläufigen Terminkauf tätigt, oder er kann den Basiswert vor dem Fälligkeitstermin kaufen und bei Verfall liefern. Gewinn- und Verlustmöglichkeiten entsprechen denen des Kassageschäftes.

Lange Rede kurzer Sinn:

Beim Leerverkauf (short selling) profitiert man von sinkenden Kursen. Dies wird vorallem interessant wenn man sich in einem Bärenmarkt befindet in welchem die Kurse über eine lange Zeit sinken.

Die Leerverkäufer kamen vor allem in der Finanzkrise vor einigen Jahren stark in Verruf. Sie wurden teilweise für Kursstürze bei Bankaktien verantwortlich gemacht und dabei beschuldigt Unternehmen mit ihren Leerverkäufen in den Ruin zu treiben. Ob diese Vorwürfe nun gerechtfertigt sind sei mal dahingestellt.

Leerverkaufs Verbot (short selling ban)

Im Zuge der Finanzkrise wurden dann auch Leerverkaufsverbote für Aktien von gewissen Finanzinstituten verhängt. Die nackten Leerverkäufe (naked short selling) auf diese Aktien wurden dadurch verboten. Damit wollte man die Unternehmen schützen. Ob dies nun ein sinnvolles Kriseninstrument ist oder nicht ist umstritten.

 
Konkret könnte man noch ergänzen, dass einige Aktien schwierig zu beschaffen sind für den Broker für Short-Selling. Englischsprachige Broker umschreiben das mit Begriffen wie "hard to borrow" (HTB).- Ein Leerverkäufer muss dann mehr zahlen (Zinsen) für diese Aktie. Es lohnt sich unter Umständen nicht, die Aktie über längere Zeiträume leer zu verkaufen.- Konkrete "hard to borrow" Beispiele sind etwa wenn eine Aktie in einen Finanzskandal verwickelt ist, bei Aktien mit kleiner Marktkapitalisierung oder kurz nach einem IPO. Meist dauert es einige Wochen nach erstem Handelsbeginn ab IPO bis genug Aktien für Leerverkäufe vorhanden sind.Man sollte sich also erkundigen, ob der Broker genug Aktien für Leerverkäufe besitzt, sonst könnte einem die Leerverkaufs-Position in einem ungünstigen Moment geschlossen werden (da ungedeckte Leerverkäufe wie von marcello oben erwähnt nicht erlaubt sind).