Politisch korrekt, bitte!

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26. Dez. 2011
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Kalahari
Ich eröffne diesen Thread um das Verständnis der TF-User und -Userinnen für "political correctness" zu schärfen und beginne mit einem Event, welches vor 700 Jahren, am 15. Nov. 1315, stattgefunden hat. Bei der denkwürdigen "Schlacht am Morgarten" wurde das österreichische Heer (sie hiessen damals Habsburger) von den Eidgenossen mittels "Steine vom Berg hinunter rollen" in die Flucht geschlagen.

Dazu das Bild am Schwyzer Rathaus

340px-Morgarten_Rathaus_Schwyz.jpg


Selbst nach 700 Jahren muss dieses Ereignis unsern lieben Nachbarn östlich von Graubünden noch in schmerzhafter Erinnerung sein.

Es wäre daher ein Zeichen politischer Korrektheit, das Verkehrssignal 1.13A schweizweit im Sinne eines  freundnachbarschaftlichen Aktes zu bannen.

150px-CH-Gefahrensignal-Steinschlag%282%29.svg.png


(Für MittelländerInnen: das Zeichen bedeutet "Steinschlag")

Es wäre als Kompromiss auch denkbar, dass das Zeichen 1.13 Bestand haben könnte,da hier, aus habsburgischer Sicht, die Steine von der andern Seite herunterrollen und daher nicht mit der Schmach von 1315 in Verbindung gebracht werden kann.

150px-CH-Gefahrensignal-Steinschlag_%281%29.svg.png


 
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Das hat sich ja bis heute auch auf den Staatsflaggen etabliert:

Die Schweizer (wie übrigens auch die Dänen!) haben ein weisses Plus auf rotem Grund.

Die Österreicher haben ein weisses Minus auf rotem Grund!

:p

 
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Wie sagten wir damals: "Vor ein paar Woch wusst ich nicht, wie man Inschinör schreibt, jetzt bin ich selbst einen."

Ingenieur.jpg

(Tagi)

Dachte bisher (fälschlicherweise), dass analog zu Coiffeur <-> Coiffeuse es Ingenieur <-> Ingenieuse heissen müsste.

Aber hallo und kurz gescheckt. Nach Duden heisst es tatsächlich Ingenieurin, Coiffeurin und Chauffeurin.

Im übrigen kann es durchaus sein, dass ihr beim nächsten Delikatessen-Einlauf statt vom Traiteur himself von seiner Frau, der Traiteuse bedient wird.

 
SVP-Politiker kämpft gegen «SchweizerInnen»

Da dachte ich doch gleich zuerst, dass ein SVP-Politiker was gegen Frauen habe, aber nein es geht um die geliebte deutsche Sprache

SVP-Nationalrat Maximilian Reimann wehrt sich gegen die «Verbastardisierung» der deutschen Sprache. Gemeint ist das sogenannte Binnen-I.


Ver..was?  Spielt da quasi ein sprachlicher Rassismus rein? Da muss ich bei nächster Gelegenheit meinen Dr.phil. Schwager fragen. Im Duden nicht gefunden. Aber halt, Herr Molina weiss es

Fabian Molina findet neben dem Inhalt auch den Titel von Reimanns Vorstoss stossend. «Das Wort ‹Verbastardisierung› ist durch den Nationalsozialismus negativ besetzt.» Der Begriff ist geschichtlich vorbelastet, weil er zu der Zeit des Nationalsozialismus verwendet wurde, um gegen Mischehen zwischen «Volksdeutschen» und Juden vorzugehen.


Aber zur Sache selbst: das sog. Binnen-I (auch so ein köstliches Wort) ist nun wirklich ein seltsames Konstrukt, wobei ich zugeben muss, es in politial correctness Wallungen auch schon mal angewandt zu haben. Einziges Problem: wie spreche ich das aus? Vielleicht müssen wir den Klicklaut meiner Zulu- und Xhosa-Kollegen einführen. Finde ich eine coole Idee.

Nun ein paar weitere lustige Sachen aus dem zitierten Artikel

Maximilian Reimann, SVP-Nationalrat aus dem Kanton Aargau, regt sich auf, weil das Eidgenössische Aussendepartement in einem Positionspapier von «SchweizerInnen» und «AuslandschweizerInnen» spricht. In einem Vorstoss will er wissen: «Wann schiebt der Bundesrat dieser Art von Verbastardisierung der deutschen Sprache endlich und konsequent den Riegel?»


so ein doch irgendwie sympathischer Vorstoss aus dem rechten Lager findet natürlich reflexartige Reaktionen von der linken Seite
 

Juso-Präsident Fabian Molina findet die Einstellung von Reimann antiquiert. «Man merkt definitiv, dass Reimann schon sehr alt im Kopf ist.» Die Gleichstellung der Geschlechter, auch in der Sprache, sei ein anerkanntes Ziel. «Wenn man sich heutzutage noch über das Binnen-I aufregt, kann ich mir nur an den Kopf fassen.»


Leute die das "anerkannte" Ziel nicht checken (ähh wie heisst das schon wieder auf deutsch?) sind eben alt im Kopf. Weg mit denen.

Da ist wohl die Wissenschaft gefragt, nachdem sich die Schöpfer unserer Sprache so verhauen haben

Die Genderforschung hat diesbezüglich bereits verschiedene Vorschläge gemacht. So setzten sich Germanistik-Studenten an der Uni Zürich für geschlechterneutrale Endungen mit Sternchen oder -x ein. Eine andere Möglichkeit ist der Unterstrich, wie zum Beispiel
«Schüler_innen».

Durch solche Endungen sollen auch Menschen berücksichtigt werden, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder sich nicht entscheiden wollen oder können. Bei der Stadt Bern hält man Mitarbeiter dazu an, geschlechtsneutrale Begriffe wie «Das Elter» anstatt «Mutter oder Vater» zu verwenden.


Gibt es den Unterstrich in der deutschen Sprache wirklich? (Trakt.2 für meinen Schwager). Also der "Binnenunterstrich". Scheint mir optisch ansprechender zu sein als das Binnen-I. Und der Vorschlag mit dem -x (Schüler-x)? Kommt die Idee vielleicht von der Naturwissenschaft (x-Chromosomen)? Da wäre die Logik aber -xx ...

Die Stadt Bern erfindet gar neue Wörter: Das Elter. Aber halt: beinhaltet das Wort nicht das Begriff "alt"? Ein 30-jähriges Elter soll unterschwellig als als diskriminiert werden?

Vielleicht ist die bernische Sprachinnovation auch genial und löst ein paar alte Konflikte, z.B. würde aus dem Vaterland ein Elterland, die Christen einigen sich, das Vaterunser durch Elterunser zu ersetzen ....

Tante und Onkel:  das Tankel ?

Zu Genderforschung (auch so ein verbastardisiertes Wort) kann man in der Wikipedia noch ein paar durchaus, höflich ausgedrückt, interessante Sachen finden, z.B. folgende Forschungsinhalte (u.a.)

  • vergeschlechtlichte Arbeitsteilung als Gesellschaftsstruktur (etwa durch die kapitalistische Unterscheidung von Produktion und Reproduktion)
  • Praktiken der Erzeugung der Geschlechterdifferenz („doing gender“)
  • Verschränkung der Differenzachsen Geschlecht, Klasse (oder Schicht, Milieu usw.), Ethnizität/Hautfarbe, Sexualität.


Mir fällt es wie Schuppen von den Augen: ich bin ein Kapitalist, weil ich ein Leben lang zwischen Produktion und Reproduktion unterschieden habe.

 
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Den Begriff "Verbastardisierung" finde ich daneben, ansonsten hat er schon recht.

Die SBB sucht laut Plakaten am Bahnhof schon lange nach neuen ControllerInnen. Das ärgert mich jedesmal, wenn ich das Plakat sehe.

Gruss

fritz

 
Es könnte sich herausstellen, dass die Herren Reimann und Molina die Tragweite des Problems nicht erkannt haben, wenn sie glauben, dass es nur Frage von weiblich oder männlich ist. In der angelsächsischen Welt ist man mit der Problemfindung erheblich weiter.

Im Englischen sind die Substantive ja zu 99,9 % geschlechtsneutral. Da ist "a student" a student und beinhaltet keine Aussage, ob männlich oder weiblich. Die Differenzierung kommt erst bei der Verwendung eines Personalpronomen. Also: The student sat down and put his books on the desk. Jetzt ist klar, dass es sich um einen Studenten handelt. Fest eingebürgert hat sich die dauernde Verwendung von his or her resp. him or her (Every visitor is kind asked to rake  his or her shoes off)

Wo also ist jetzt das neue Problem? Das Stichwort heisst "binär" ein dem heutigen Computergebildeten ein absolut geläufiges Wort. Den Sprachen ist hinterlegt, dass das Geschlecht (Gender) zweiwertig (binär), also weiblich oder männlich ist. Dazu ein Artikel der BBC:

Beyond 'he' and 'she': The rise of non-binary pronouns

In the English language, the word "he" is used to refer to males and "she" to refer to females. But some people identify as neither gender, or both - which is why an increasing number of US universities are making it easier for people to choose to be referred to by other pronouns.


Grob vereinfacht: Gender ist nicht mehr binär sondern vierwertig: "männlich", "weibllich", "weder-noch" oder "sowohl-als-auch"

Dem Mensch steht es in einem politisch korrekten Umfeld zu, sich mit einer dieser 4 Arten oder aber, als fünfter Variante "keine" zu identifizieren,

Die Lösung im Englischen ist they/them/their statt he/she/him/his/her
 

Kit Wilson's introduction when meeting other people is: "Hi, I'm Kit. I use they/them pronouns." That means that when people refer to Kit in conversation, the first-year student at the University of Wisconsin-Milwaukee would prefer them to use "they" rather than "she" or "he".


Der obige Beuspielsatz hiesse nun: The student sat down and put their books on the desk.

Die University of Vermont geht noch einen Schritt weiter und bittet die Student_xxx das bevorzugte Pronomen einzutragen

At the University of Vermont, which has led this movement, students can choose from "he," "she," "they," and "ze," as well as "name only" - meaning they don't want to be referred to by any third-person pronoun, only their name.

"It maximises the student's ability to control their identity," says Keith Williams, the university's registrar, who helped to launch the updated student information system in 2009. Most people stick to the default option, "none", which means they are not registering a pronoun - presumably because they are content to let people decide whether they are a "he" or a "she".


Aber wichtig: Die Uni macht keine Rückschlüsse auf die Gender ein_xxx Student_xxx. Das wäre ja der Gipfel von politischer Unkorrektheit.

Hier noch zwei Links zur korrekten Terminologie

A guide to transgender terms

How to talk about Caitlyn Jenner: a guide to speaking and writing about transgender people

Da haben wir im deutschen Sprachraum noch einiges vor uns.

Und im Trader-Forum? Da seh ich doch, dass die meisten bei ihrem Profil unter Gender "Not telling" angeben ...  :?

 
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Ein einig Volk von Ungehorsamen


Andreas Thiel sagt von sich, dass er ja «selber deutsche Vorfahren habe» und deswegen auch «so wahnsinnig gut Deutsch sprechen» könne. Thiel beschreibt die nationalen Unterschiede so: Die Deutschen seien «ein geknechtetes Volk mit einer unbeugsamen Regierung». Die Schweizer hingegen «ein unbeugsames Volk mit einer geknechteten Regierung». Das sieht man ja von weitem, dass das nicht gut gehen kann. Das habe schon der Infanterie-Steinbrück nicht verstanden, als er mit der Peitsche gedroht hat. Die Schweizer sind ein einig Volk von Ungehorsamen.

 
Mohrenkopf ist natürlich leicht gefährlich ;) Aber auch nur, wenn man denn so denkt, wie man denkt. ... An sich ist es ja nicht verwerflich.

 
Mohrenkopf ist natürlich leicht gefährlich ;) Aber auch nur, wenn man denn so denkt, wie man denkt. ... An sich ist es ja nicht verwerflich.


Die Anmerkung ist durchaus berechtigt. Ich wurde vor einigen Jahren von der Tante im Bio-Laden ziemlich angepflaumt, als ich "eine Schachtel Mohrenköpfe" geordert hatte.

"Das sagt man heute nicht mehr", meinte sie, leicht konsterniert.

Ich haber mich daraufhin entschuldigt und meine Bestellung auf "eine Schachtel Schoggineger" korrigiert.

... das war dann das letzte mal in diesem Laden ... :p

 
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Mag sein, wobei diese Ulknudel ja noch keine (alte) Schachtel war sonder nur eine Pflaume.

Und "Nudel" und "Pflaume" sind ja meines Wissens noch nicht sexistisch, rassistisch, fremdenfeindlich oder sonst wie negativ behaftet.

Noch nicht! Oder irre ich mich da? :p

 
Ich habe gerade bei meiner südafrikanischen Bank an einer Umfrage im Anschluss von Internet Banking teilgenommen. Neben den üblichen Fragen zur Zufriedenheit, Alter, Einkommensklasse dann diese letzte Frage

Absa.jpg

Politisch korrekt: "ethnicity" und nicht "race" und die Frage muss man auch nicht beantworten (als Schweizer widerstrebt es einem ja eh, mit Baslern, Zürchern und Wallisern in den gleichen Topf geworfen zu werden).

Ob es eine Schweizer Bank je wagen würde, nach dem Ethnik- oder Migrationshintergrund zu fragen?