SVP-Politiker kämpft gegen «SchweizerInnen»
Da dachte ich doch gleich zuerst, dass ein SVP-Politiker was gegen Frauen habe, aber nein es geht um die geliebte deutsche Sprache
SVP-Nationalrat Maximilian Reimann wehrt sich gegen die «Verbastardisierung» der deutschen Sprache. Gemeint ist das sogenannte Binnen-I.
Ver..was? Spielt da quasi ein sprachlicher Rassismus rein? Da muss ich bei nächster Gelegenheit meinen Dr.phil. Schwager fragen. Im Duden nicht gefunden. Aber halt, Herr Molina weiss es
Fabian Molina findet neben dem Inhalt auch den Titel von Reimanns Vorstoss stossend. «Das Wort ‹Verbastardisierung› ist durch den Nationalsozialismus negativ besetzt.» Der Begriff ist geschichtlich vorbelastet, weil er zu der Zeit des Nationalsozialismus verwendet wurde, um gegen Mischehen zwischen «Volksdeutschen» und Juden vorzugehen.
Aber zur Sache selbst: das sog. Binnen-I (auch so ein köstliches Wort) ist nun wirklich ein seltsames Konstrukt, wobei ich zugeben muss, es in politial correctness Wallungen auch schon mal angewandt zu haben. Einziges Problem: wie spreche ich das aus? Vielleicht müssen wir den
Klicklaut meiner Zulu- und Xhosa-Kollegen einführen. Finde ich eine coole Idee.
Nun ein paar weitere lustige Sachen aus dem zitierten Artikel
Maximilian Reimann, SVP-Nationalrat aus dem Kanton Aargau, regt sich auf, weil das Eidgenössische Aussendepartement in einem Positionspapier von «SchweizerInnen» und «AuslandschweizerInnen» spricht. In einem Vorstoss will er wissen: «Wann schiebt der Bundesrat dieser Art von Verbastardisierung der deutschen Sprache endlich und konsequent den Riegel?»
so ein doch irgendwie sympathischer Vorstoss aus dem rechten Lager findet natürlich reflexartige Reaktionen von der linken Seite
Juso-Präsident Fabian Molina findet die Einstellung von Reimann antiquiert. «Man merkt definitiv, dass Reimann schon sehr alt im Kopf ist.» Die Gleichstellung der Geschlechter, auch in der Sprache, sei ein anerkanntes Ziel. «Wenn man sich heutzutage noch über das Binnen-I aufregt, kann ich mir nur an den Kopf fassen.»
Leute die das "anerkannte" Ziel nicht checken (ähh wie heisst das schon wieder auf deutsch?) sind eben alt im Kopf. Weg mit denen.
Da ist wohl die Wissenschaft gefragt, nachdem sich die Schöpfer unserer Sprache so verhauen haben
Die Genderforschung hat diesbezüglich bereits verschiedene Vorschläge gemacht. So setzten sich Germanistik-Studenten an der Uni Zürich für geschlechterneutrale Endungen mit Sternchen oder -x ein. Eine andere Möglichkeit ist der Unterstrich, wie zum Beispiel
«Schüler_innen».
Durch solche Endungen sollen auch Menschen berücksichtigt werden, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder sich nicht entscheiden wollen oder können. Bei der Stadt Bern hält man Mitarbeiter dazu an, geschlechtsneutrale Begriffe wie «Das Elter» anstatt «Mutter oder Vater» zu verwenden.
Gibt es den Unterstrich in der deutschen Sprache wirklich? (Trakt.2 für meinen Schwager). Also der "Binnenunterstrich". Scheint mir optisch ansprechender zu sein als das Binnen-I. Und der Vorschlag mit dem -x (Schüler-x)? Kommt die Idee vielleicht von der Naturwissenschaft (x-Chromosomen)? Da wäre die Logik aber -xx ...
Die Stadt Bern erfindet gar neue Wörter: Das Elter. Aber halt: beinhaltet das Wort nicht das Begriff "alt"? Ein 30-jähriges Elter soll unterschwellig als als diskriminiert werden?
Vielleicht ist die bernische Sprachinnovation auch genial und löst ein paar alte Konflikte, z.B. würde aus dem Vaterland ein Elterland, die Christen einigen sich, das Vaterunser durch Elterunser zu ersetzen ....
Tante und Onkel: das Tankel ?
Zu Genderforschung (auch so ein verbastardisiertes Wort) kann man in der
Wikipedia noch ein paar durchaus, höflich ausgedrückt, interessante Sachen finden, z.B. folgende Forschungsinhalte (u.a.)
- vergeschlechtlichte Arbeitsteilung als Gesellschaftsstruktur (etwa durch die kapitalistische Unterscheidung von Produktion und Reproduktion)
- Praktiken der Erzeugung der Geschlechterdifferenz („doing gender“)
- Verschränkung der Differenzachsen Geschlecht, Klasse (oder Schicht, Milieu usw.), Ethnizität/Hautfarbe, Sexualität.
Mir fällt es wie Schuppen von den Augen: ich bin ein Kapitalist, weil ich ein Leben lang zwischen Produktion und Reproduktion unterschieden habe.