Uhrengruppe Richemont ist wertvoller als CS
Schweizer Uhren sind begehrt wie nie zuvor. Heute ist der Uhren- und Schmuckhersteller Richemont an der Börse mehr wert als die Credit Suisse, die Swatch Group hat ihren Wert in zehn Jahren vervierfacht.
In kurzer Zeit haben sich die Gewich- te verschoben. Die Grossbank Credit Suisse wurde im Juni 2010 von der Börse noch mit 48 Mrd. Fr. bewertet, während die Genfer Richemont-Gruppe damals nicht einmal auf die Hälfte kam. Heute jedoch ist die Credit Suisse auf 29,2 Mrd. Fr. gesunken, während Richemont mit einer Börsenkapitalisierung von 30,4 Mrd. Fr. die zweitgrösste Schweizer Bank übertrifft.
Dabei handelt es sich keineswegs um ein Kurzfrist-Phänomen: Der Uhrenkonzern Swatch Group hat in den vergangenen zehn Jahren seinen Wert vervierfacht - und wird inzwischen an der Börse mit 20,9 Mrd. Fr. veranschlagt. Die Bewertung widerspiegelt die enorm gestiegene Wertschöpfung.
Die «NZZ am Sonntag» hat erstmals die drei tonangebenden Giganten der Branche (Rolex zählt auch dazu, publiziert aber keine Zahlen) einem Direktvergleich unterziehen können. Richemont schliesst das Geschäftsjahr jeweils erst per Ende März ab, aber aufgrund verschiedener Firmenangaben liess sich der Umsatz per Ende Jahr berechnen. Der Gewinn wurde auf Basis des ersten Semesters geschätzt, die Euro-Werte in Franken umgerechnet.
Die Branche floriert wie nie zuvor: Die Umsätze kletterten 2011 durchwegs zweistellig, die Gewinnmargen liegen weit über dem Durchschnitt der Industrie (siehe Tabelle), der Überschuss von Richemont erreicht inzwischen das Niveau von Grossbanken.
Die Finanzmärkte verlangen stets noch mehr. «Die Erwartungen sind mittlerweile genauso ungesund wie früher gegenüber den Grossbanken», sagt Nick Hayek, Chef der Swatch Group, der vergangene Woche seine Resultate bekanntgab. Das überschäumende Wachstum liegt vor allem am Aufstieg Asiens: Mehr als die Hälfte aller Schweizer Uhrenexporte gehen in den gelben Kontinent; im vergangenen Jahr konnten dort 26% mehr Swiss-made-Uhren abgesetzt werden.
«In China stehen Uhren an erster Stelle unter allen Luxusprodukten, noch vor Kosmetika und Lederwaren», sagt Luc Perramond, Chef von «La Montre Hermès» in Brügg (BE). Kein Wunder, drängen immer mehr Konzerne in das lukrative Uhrengeschäft. Die französische LVMH-Gruppe expandiert aggressiv über Zukäufe und hat ihre Uhrensparte in kurzer Zeit auf ein Umsatzvolumen von 2,4 Mrd. Fr. gesteigert. Die Uhren ihrer Hauptmarken werden in der Schweiz hergestellt.
Auch das französische Luxushaus Hermès drängt verstärkt in den Markt. Letztes Jahr erzielte die in Brügg angesiedelte Uhrensparte rund 170 Mio. Fr. Umsatz, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. «Dieses Metier hat noch viel Potenzial. Heute machen Uhren etwa 5% des Umsatzes von Hermès aus, in fünf Jahren sollten wir etwa 10% erreichen», sagt Luc Perramond. Das entspräche gegen 400 Mio. Fr. Umsatz.
Rasch ist auch die Genfer Richemont-Gruppe unterwegs: Die Umsätze stiegen 2011 auf über 10 Mrd. Fr., das sind 24% mehr als im Vorjahr. Jetzt zeigen sich bei den teuersten Uhren erste Bremsspuren. «Seit Dezember schwächt sich die Wachstumsrate im obersten Segment ab», warnt Nick Hayek. In China liesse sich damit nur noch ein einstelliges Wachstum erzielen, die Käufer würden günstigere Produkte bevorzugen: «Ich rechne für die Schweizer Uhrenbranche im laufenden Jahr noch mit einem Wachstum von 5 bis 10 Prozent.» Hayeks Ansatz ist nicht schnellstes Wachstum, sondern eine breite Angebotspalette, welche das Geschäftsmodell robuster machen soll. Gegenwärtig plagen ihn jedoch noch Engpässe. «Wir haben massive Lieferrückstände, weil gewisse Komponenten fehlten», so Hayek. Alleine wegen der Zunahme der unfertigen Produkte sei das Inventar 2011 um 450 Mio. Fr. gestiegen. Zusätzliches Personal hilft, die Engpässe zu beheben: Im letzten Jahr hat die Swatch Group über 2800 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Quelle: NZZ am Sonntag
Schweizer Uhren sind begehrt wie nie zuvor. Heute ist der Uhren- und Schmuckhersteller Richemont an der Börse mehr wert als die Credit Suisse, die Swatch Group hat ihren Wert in zehn Jahren vervierfacht.
In kurzer Zeit haben sich die Gewich- te verschoben. Die Grossbank Credit Suisse wurde im Juni 2010 von der Börse noch mit 48 Mrd. Fr. bewertet, während die Genfer Richemont-Gruppe damals nicht einmal auf die Hälfte kam. Heute jedoch ist die Credit Suisse auf 29,2 Mrd. Fr. gesunken, während Richemont mit einer Börsenkapitalisierung von 30,4 Mrd. Fr. die zweitgrösste Schweizer Bank übertrifft.
Dabei handelt es sich keineswegs um ein Kurzfrist-Phänomen: Der Uhrenkonzern Swatch Group hat in den vergangenen zehn Jahren seinen Wert vervierfacht - und wird inzwischen an der Börse mit 20,9 Mrd. Fr. veranschlagt. Die Bewertung widerspiegelt die enorm gestiegene Wertschöpfung.
Die «NZZ am Sonntag» hat erstmals die drei tonangebenden Giganten der Branche (Rolex zählt auch dazu, publiziert aber keine Zahlen) einem Direktvergleich unterziehen können. Richemont schliesst das Geschäftsjahr jeweils erst per Ende März ab, aber aufgrund verschiedener Firmenangaben liess sich der Umsatz per Ende Jahr berechnen. Der Gewinn wurde auf Basis des ersten Semesters geschätzt, die Euro-Werte in Franken umgerechnet.
Die Branche floriert wie nie zuvor: Die Umsätze kletterten 2011 durchwegs zweistellig, die Gewinnmargen liegen weit über dem Durchschnitt der Industrie (siehe Tabelle), der Überschuss von Richemont erreicht inzwischen das Niveau von Grossbanken.
Die Finanzmärkte verlangen stets noch mehr. «Die Erwartungen sind mittlerweile genauso ungesund wie früher gegenüber den Grossbanken», sagt Nick Hayek, Chef der Swatch Group, der vergangene Woche seine Resultate bekanntgab. Das überschäumende Wachstum liegt vor allem am Aufstieg Asiens: Mehr als die Hälfte aller Schweizer Uhrenexporte gehen in den gelben Kontinent; im vergangenen Jahr konnten dort 26% mehr Swiss-made-Uhren abgesetzt werden.
«In China stehen Uhren an erster Stelle unter allen Luxusprodukten, noch vor Kosmetika und Lederwaren», sagt Luc Perramond, Chef von «La Montre Hermès» in Brügg (BE). Kein Wunder, drängen immer mehr Konzerne in das lukrative Uhrengeschäft. Die französische LVMH-Gruppe expandiert aggressiv über Zukäufe und hat ihre Uhrensparte in kurzer Zeit auf ein Umsatzvolumen von 2,4 Mrd. Fr. gesteigert. Die Uhren ihrer Hauptmarken werden in der Schweiz hergestellt.
Auch das französische Luxushaus Hermès drängt verstärkt in den Markt. Letztes Jahr erzielte die in Brügg angesiedelte Uhrensparte rund 170 Mio. Fr. Umsatz, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. «Dieses Metier hat noch viel Potenzial. Heute machen Uhren etwa 5% des Umsatzes von Hermès aus, in fünf Jahren sollten wir etwa 10% erreichen», sagt Luc Perramond. Das entspräche gegen 400 Mio. Fr. Umsatz.
Rasch ist auch die Genfer Richemont-Gruppe unterwegs: Die Umsätze stiegen 2011 auf über 10 Mrd. Fr., das sind 24% mehr als im Vorjahr. Jetzt zeigen sich bei den teuersten Uhren erste Bremsspuren. «Seit Dezember schwächt sich die Wachstumsrate im obersten Segment ab», warnt Nick Hayek. In China liesse sich damit nur noch ein einstelliges Wachstum erzielen, die Käufer würden günstigere Produkte bevorzugen: «Ich rechne für die Schweizer Uhrenbranche im laufenden Jahr noch mit einem Wachstum von 5 bis 10 Prozent.» Hayeks Ansatz ist nicht schnellstes Wachstum, sondern eine breite Angebotspalette, welche das Geschäftsmodell robuster machen soll. Gegenwärtig plagen ihn jedoch noch Engpässe. «Wir haben massive Lieferrückstände, weil gewisse Komponenten fehlten», so Hayek. Alleine wegen der Zunahme der unfertigen Produkte sei das Inventar 2011 um 450 Mio. Fr. gestiegen. Zusätzliches Personal hilft, die Engpässe zu beheben: Im letzten Jahr hat die Swatch Group über 2800 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Quelle: NZZ am Sonntag