Risk- und Money Management

Bugatti

New member
27. Dez. 2011
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Möchte hier diesem überaus wichtigen Thema, speziell für Anfänger wie auch für Profis, einen Thread widmen.Dabei geht es in erster Linie um die Sicherung des vorhandenen Kapitals, Regeln für die Begrenzung von Verlusten und die Wichtigkeit von Disziplin im täglichen Trading-Alltag.Erhoffe mir entsprechende Unterstützung von Johnny P, Salla, MF, RPH, etc, (aber auch Mister Turbo ;) )Als Einsteig zum Thema soll dieser Artikel von Godmode-Trader dienen:http://www.godmode-trader.ch/nachricht/ ... 71755.html

 
Sehr gutes, aber auch ein extrem weites Thema! Eigentlich etwas, womit man beginnen muss, bevor man überhaupt ein Konto bei einem Broker eröffnet.

Ich bin kein Traderprofi und kenne mich mit Trendumkehrsignalen, verschiedenen Tradingstrategien u.s.w zu wenig aus, um darüber viele Worte zu verlieren. Deshalb will ich mich in meinem ersten Beitrag zu diesem Thema auf ganz grundsätzliche Dinge beschränken, die eigentlich jeden angehen.

Als allererstes sollte man sich über die eigene Situation im klaren sein. Ich hab mal in einem anderen Forum geschrieben:

[COLOR= #0080BF]"Ich unterscheide zwischen werterhaltender Anlage, bei der die Rendite absolute Nebensache ist und Risikoanteil, die ich versuche in Bullenmärkten anzulegen.[/COLOR]

Werterhaltender Anteil:

Physisches EM, CHF und Renditewerte (Dividendentitel, vermietete Immobilien)

Risikoanteil:

Minenaktien, Rohstoffe, Pharma, Lebensmittel, alternative Energien...

Je nach Anleger (Student, Single, Familienvater...), Risikobereitschaft, Zeitraum, in dem man investiert ist und Gesamtkapital ergibt sich daraus auch ein sehr unterschiedlicher Anteil am Edelmetall. Ich halte deshalb gar nichts von irgendwelchen Formeln, die einem einen bestimmten Anteil des PF in Goldanlagen empfehlen. Weder 5% noch 95% Edelmetalle sind generell richtig."

Das bezog sich vor allem auf den Anteil an Edelmetallen im PF, gilt jedoch selbverständlich auch für andere Anlagen.

Kann ein Student durchaus mal 100% seines Ersparten in einen riskanten Derivate-Trade stecken (mit dem Wissen, dass er sehr schnell alles verlieren kann), so hat man als über 40-jähriger Familienvater wie ich schon etwas mehr zu beachten:

- wieviel muss ich "totsicher" auf der Seite haben, um meiner Familie einen gewissen Lebensstandard zu sichern? Bei selbständig Erwerbenden wird das ein ganz anderer Betrag sein als bei einem Angestellten.

- wie finanziere ich mir meine Altersvorsorge?

- wie könnte ich eine längere Krankheit / Invalidität finanziell verkraften?

- was ist im Fall einer Scheidung?

- was, wenn die Hypothekarzinsen mal stark steigen würden und / oder ich eine Hypothek vorzeitig tilgen müsste?

- könnte ich notfalls neue Geldquellen erschliessen? (Vermietung eines Zimmers / Erbvorbezug / ...)

- ...

Aus diesen Überlegungen heraus wird der Anteil, den man in eher riskante Geschäfte stecken kann bei den meisten rapide sinken und es stellt sich die Frage, ob Aktienkäufe o.ä. überhaupt Sinn machen.

 
Ramschi, danke für Deinen Beitrag

Als Einstieg kann es sicherlich nicht schaden, wenn man sich eine persönliche Vermögensbilanz sowie eine Auflistung der (monatlichen/jährlichen) Ausgaben erstellt.

Ganz rudimentär könnten diese Aufstellungen folgendes beinhalten:

Vermögensbilanz Zwei Spalten: in Schweizer Franken und mit prozentualer Grössenordnung in Relation zum Gesamtvermögen

- Cash und Cashäquivalentes

- Buch- / Giralgeld

- Anleihen / Obligationen

- Edelmetalle

- Aktien

- Immobilien

- übrige Sachwerte (Fahrzeuge, Kunst, etc)

Total Vermögen (Activa)

Total Verbindlichkeiten (Passiva)

Auflistung der (monatlichen/jährlichen) Ausgaben

- Wohnen (Miete/Hypo)

- Essen

- Mobilität, Fahrspesen (öffentliche Verkehrsmittel)

- Versicherungen, Krankenkasse

- Schuldzinsen, Kredite, Leasing, etc

- ev Alimente

- Arzt, Medikamente

- Strom, Telefon, TV, Radio, Internet

- Steuern

- Anschaffungen

- Kleider

- Körperpflege (Coiffeur, Kosmetik)

- Weiterbildung

- Sparen

- Ferien

- Freizeit

- Haustiere

- Diverses

Total Ausgaben

Total Einnahmen ("aktiv"/"passiv")

Wie Ramschi bereits richtig erwähnt hat, gibt es keine "richtige" prozentuale Vermögensaufteilung. Diese ist von unzähligen Faktoren abhängig und entsprechend sehr individuell.

Auf Grund dessen kann nun jeder individuell bestimmen, wie hoch sein Anteil sein soll, bzw ist, der fürs "Traden" investiert werden kann, respektive soll.

Um den Bogen zum Risk- und Moneymanagement zu schliessen habe ich mir für das Traden, unter anderem, folgende einfache Regeln auferlegt.

Fürs "Traden" werden "x" % des Gesamtvermögen aufgewendet. Das "x" variert je nach marktwirtschaftlicher Situation, Risikobereitschaft, etc und wird deshalb fortlaufend überprüft.

Die "Positionsgrösse" eines Trades beträgt in der Regel maximal 10% des gesamten zur Verfügung stehenden Trade-Kapitals. Ausnahmen erlaubt.

Fällt ein Trade maximal 10% ins Minus, wird der Trade ohne Rücksicht auf Verlust sofort durch Stop Loss geschlossen. Dabei müssen allfällige Unterstützungen im Vorfeld entsprechend berücksichtigt werden.

 
Ich geb mal meinen Senf dazu:Vorweg: MM&RM ist das wichtigste Element einer Tradingstrategie!Ich kenne absolut keinen langfristig (!!!) erfolgreichen Trader der kein striktes Riskmanagement betreibt.Hier ist absolute Disziplin gefordert! Wenn die Regeln gebrochen werden, wird das langfristig sehr sehr Teuer!Es gibt einige verschiedene Ansätze die in Büchern beschrieben wird...die braucht ihr gar nicht erst zu kaufen! Ich habe verscheidene Ansätzte studiert und keines kann der ganz simplen konstante % Risk pro Trade- Methode nur annähernd das Wasser reichen.Im Allgemeinen wird empfohlen max. 3% pro Trade zu riskieren...einem Anfänger würde ich sogar max. 1% pro Trade empfehlen.Kleines Bsp. warum MM so wichtig ist:0.5% Risk pro Trade:Für >20% Verlust braucht es 45 Verlusttrades in Folge!Für >50% Verlust braucht es 139 Verlusttrades in Folge!---------------------------------------------------------------1% Risk pro Trade:Für >20% Verlust braucht es 23 Verlusttrades in Folge!Für >50% Verlust braucht es 69 Verlusttrades in Folge!---------------------------------------------------------------2% Risk pro Trade:Für >20% Verlust braucht es 12 Verlusttrades in Folge!Für >50% Verlust braucht es 35 Verlusttrades in Folge!---------------------------------------------------------------3% Risk pro Trade:Für >20% Verlust braucht es 8 Verlusttrades in Folge!Für >50% Verlust braucht es 23 Verlusttrades in Folge!---------------------------------------------------------------10% Risk pro Trade:Für >20% Verlust braucht es 3 Verlusttrades in Folge!Für >50% Verlust braucht es 7 Verlusttrades in Folge!---------------------------------------------------------------Ein Drawdown von 20% ist für einen Anfänger schon ein ziemlich heftiger Schlag...geschweige den einen Verlust von 50%. Ein Anfänger wird sicher mehr Verlustrades haben als ein Profi...er wird auch viele Fehler und unsinnige Trades eingehen...bei 10% Risk pro Trade ist schon schnell einmal Game Over! Mit 1% wird das Depot sehr lange leben, egal wie schlecht der Trader ist. Diese Zeit die ihm die kleinen Verlüsten gegenüber den grossen bringen, machen den Trader erfahrener und gibt ihm die Chance an seiner Strategie zu feilen.Mit grösserer Sicherheit im Trading und dem Wissen, das man den Account mit 1% Risk konstant zum wachsen bringt, kann man dann in kleinen Schritten das Risiko erhöhen. Wobei ab einer gewissen Accountgrösse psychologische Faktoren ins Spiel kommen.Was wenn man nur 1000 Euro zum traden hat?Das ist in der Tat schwierig! Ich würde mit einer solchen Accountgrösse nur Forex traden. Da dort die Positionsgrössen auf den Cent genau variert werden können. Eine andere Möglichkeit ist längere Zeit mit Demotraden verbringen und dann bereits mit 3% Risk einzusteigen (und vielleicht kann man ja in der Zwischenzeit etwas sparen um den Account zu vergrössern).Es ist aber ein absoluter Trugschluss, wenn man denkt man müsse bei einem kleinen Account mehr riskieren als bei einem grossen Account!KorrelationenEs bringt nichts mit 10 verschiedenen Positionen von hochkorrelierenden Titeln sein MM System auszuhebeln. Wenn die Positionen stark korrelieren müssen die Positionen verkleinert werden oder gleich ganz weggelassen werden!Scale in & VerbilligenUnter verbilligen versteht man eine martingale Strategie, bei der Verlustpositionen aufgestockt werden um den EInstandspreis zu senken. Solche Strategien funktionieren gut bis irgendwann der Kollaps kommt...den keiner hat unendlich Geld zur Verfügung um seine Einsätzte weiter zu verdoppeln! Fragt sonst mal Jerome Kerviel (ehemaliger Händler bei der SocGen )Gegen Scale.in hingegen ist nichts einzuwenden, wenn der Positionsaufbau geplant ist und die daraus entstehende Gesamtrisikoposition innerhalb der Grenzen des MM liegt!

 
Vollständigkeitshalber noch ein sehr weitverbreitetes Problem bei Tradern, das immer unterschätzt wird!Betroffen sind vor allem Futurestrader, da die Kontrakte meistens zu gross sind für die Kontogrössen, v.a. beim FDAX!Bsp. Kontogrösse 30k, es wird ein System mit fixem 20 Punkte Stop getradet. 2% Risk pro Trade:Nach MM könnte er 600 Euro pro Trade riskieren. Pro Kontrakt hat er aber nur 500 Euro Risiko (Slippage + Gebühren etc. mal einfachheitshalber weggelassen.) Er riskiert also nur 1,66%. Er verdient jetzt 20% weniger mit dem Gewinntrade als wenn er die perfekte Grösse hätte eingehen können. Die Kontraktzahl kann er erst erhöhen, wenn sein Konto bei 50k ist ohne die Regeln zu verletzten.Der Hebel nimmt von der Kontogrösse 30 bis zu den erreichten 50k ständig ab. Bei 49k beträgt das Risiko nur noch 1%...also bevor wir die 50k erreichen holen wir nur noch die Hälfte der möglichen Performance raus!Von Reite den Zinseszins keine Spur mehr!Die Erhöhung der Kontraktzahl bei 50k erweist sich dann meist als psychologische Falle. Der Trader konnte sich nicht schön langsam an eine höhere Kontraktzahl gewöhnen...im Gegenteil mit wachsendem Kapital hat sein Risiko sogar abgenommen. Nicht selten kommts dann mit der Verdopplung des Einsatzes zu Verlüsten, so das wieder auf ein Kontrakt geswitched werden muss.Die meisten Systeme erleiden Gewinn- und Verlustphasen...was passiert wenn die Gewinnphasen immer im Low-Leverage Bereich stattfinden und die Verlustphasen im High-leverage BereichEin eigentlich sehr gutes System kann durch mangelhaftes Positionsizing zu mittelmässigen bis schlechten Resultaten führen! Dazu kommt noch die psychologische Belastung des Traders die auch einen grossen Einfluss auf die Performance hat!Unter 10k sind eigentlich schon Konten mit Minilots ungeeignet, damit die positionsgrössen Perfekt umgesetzt werden können! Ich empfehle daher unbedingt einen Broker wie Oanda zu wählen, mit flexiblen PositionsgrössenMacht es euch nicht noch schwieriger als es schon ist!