Ein Rückblick auf das November-Posting ist diesmal nicht nötig, denn ich habe weder für den SMI noch für sonst was eine Prognose abgegeben.
Sonderlich interessant war der November auch nicht. Geprägt von zwei Stimmungen:
Einerseits durch die Euro-Krise, die sich nun definitiv auf Italien und Spanien auszubreiten scheint.
Andererseits durch die als QE verkauften gesenkten SWAP-Zinssätze der Zentralbanken in den letzten Tagen. Doch dazu später mehr.
Vom Preisverlauf her war der November im SMI ein Nullsummenspiel. Der SMI stand Anfang und Ende Monat in etwa auf demselben Niveau:
Der Aufwärtskanal der seit August laufenden Bärenmarktrally wurde am 18. November nach unten durchbrochen und in den letzten Tagen dank QE3-Euphorie wieder wettgemacht.
Über 5800 müsste der SMI aber steigen, um wieder in den alten Trendkanal zu gelangen. Ich halte das für unwahrscheinlich. Nicht, dass die 5800 und höher zurückerobert werden aber ein Wiederaufnahme des alten Trendkanals. Dazu steigt der Kanal auch viel zu steil. Wir werden also auf charttechnisch neue Marken und Trends warten müssen.
Eurobonds
Die leidige Diskussion um Eurobonds, die uns in der ersten November-Hälfte beschäftigt hat, lässt sich zusammengefasst etwa so auf den Punkt bringen:
Die PIIGS müssen, wenn sie sich selbst neue Kredite auf dem Kapitalmarkt besorgen müssen, immer höhere Zinsen bezahlen. Italien beispielsweise für 5 jährige derzeit 7%. Jeder Prozenpunkt mehr oder weniger Zinslast macht für Italien rund 20 Mrd. Euro Mehrbelastung aus. Geld, das der Staat nicht für sinnvolleres verwenden kann. 20 Mrd. Euro sind bei 60 Mio Einwohnern gut €330 pro Kopf.
Diese Länder geraten somit mehr und mehr in einen Teufelskreis: Je höher die Zinsen um so grösser die Last und um so unwahrscheinlicher wird es, dass sie die Schulden jemals zurückzahlen können. Damit steigt die Unsicherheit der Investoren und die Zinsen steigen weiter.
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Die EZB kauft zu einem günstigen Zinssatz direkt die Schulden auf. Hierzu wird im wesentlichen Geld gedruckt und verliehen. Es wäre somit vergleichbar mit dem QE2 der FED. Diese Zentralbankpolitik à la Robert Mugabe hätte kurzfristig den Vorteil, dass sich die Zinslast Italiens absenken würde und die Schulden noch etwas länger finanzierbar blieben. Aber eine Lösung ist das natürlich nicht.
2. Die umstrittenen Eurobonds, gegen die sich vor allem Deutschland wehrt. Bei Eurobonds nehmen die 17 Länder der Eurozone die Kredite gemeinsam auf und haften entsprechend auch solidarisch. Das bedeutet für die PIIGS ebenfalls niedrigere Zinsen. Es bedeutet aber für die starken Länder Deutschland, Österreich, Niederlande und Finnland, dass ihre Zinsen steigen werden. Der Zinssatz für Eurobonds dürfte sich nämlich irgendwo im Mittel zwischen den tiefen deutschen Zinsen von derzeit 1.14% und jenen Italiens von 7.15% einpendeln. Höhere Zinslast also für Deutschland und zugleich auch das Risiko, für ausfallende italienische oder spanische Kredite haften zu müssen.
Insofern ist es verständlich, wenn Deutschland im Gegenzug Mitspracherecht bzw. Einflussmöglichkeiten in die italienische Wirtschafts- und Schuldenpolitik sucht.
Eurobonds könnten zu einer Beruhigung der Märkte beitragen. Dazu, dass die starken Länder den schwachen stützend unter die Arme greifen. Sie könnten allerdings auch dazu führen, dass die schwachen Länder die starken mit in den Abgrund stürzen. Europa ginge dann gemeinsam pleite.
Zünglein an der Waage ist Frankreich, das derzeit noch auf der Kreditgeber-Seite steht aber nach einem jederzeit möglichen Downgrade auch auf die Nehmer-Seite wechseln könnte. Damit hätte Deutschland dann endgültig die Ar..karte gezogen.
Offiziell spielt Europa derzeit in der Öffentlichkeit und um Investoren zu beruhigen auf Austerität, also auf Sparen. Man beschliesst und diskutiert Sparpakete mit dem Zweck, den Euro stabil und das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten.
Nichts desto trotz zeigen uns die Erfahrungen mit Griechenland, dass ein harter Sparkurs von der Bevölkerung nicht getragen wird. Das bedeutet nichts anderes als dass eine Regierung, die diesen Weg beschreitet, bei der nächsten Wahl abgewählt werden wird. Aus Sicht vor allem der jungen Bevölkerung ist das auch verständlich, denn die haben keine Schuld an der aktuellen Krise, müssen sie aber voll ausbaden.
Ich behaupte deshalb nach wie vor, dass die Wege der Sparsamkeit bald wieder verlassen werden und die EZB ähnlich der FED zur Gelddruckmaschine greifen wird.
Notabene ist etwas anderes auch kaum möglich, denn:
Nehmen wir mal an, Europa würde sparen, also einen deflationären Kurs fahren, während die USA weiter Geld drucken. Das Wechselkursverhältnis Euroollar würde sehr schnell unangenehm hoch werden. Die europäische Exportindustrie wäre gegenüber der amerikanischen nicht mehr konkurrenzfähig.
Das Verhältnis Euro zu Dollar wäre dann ähnlich wie Franken zu Euro im August, als die SNB die Anbindung an den Euro beschloss, den Pfad der Tugend verliess und sich auf Druck der Export- und Tourismusindustrie der Gelddruck-Orgie anschloss.
Theoretisch könnten auch die USA anfangen zu sparen, was einen Einbruch der Wirtschaft um etwa 10% bedeuten würde und Jahrzehnte andauern müsste. Wie erwähnt: Politisch ist das nicht haltbar.
SWAPS = QE3?
Sehr vereinfacht ausgedrückt ist ein SWAP ein Tausch mit vereinbartem Rücktausch.
Z.B. die FED liefert der EZB 1300 Dollar, bekommt dafür 1000 Euro und man vereinbart, dass man in 5 Jahren wieder zum gleichen Kurs zurücktauscht.
Das ist dann sinnvoll, wenn die FED dringend Euros braucht oder die EZB dringend Dollars. Im Moment ist letzteres der Fall.
Es gibt nämlich viele europäische Banken, die Kredite in Dollar vergeben. Und dazu brauchen sie nun mal Dollars. Sie könnten sich diese Dollars normal auf dem Währungsmarkt organisieren. Das ist aber etwas teuer, denn sie müssen sich gegen das Währungsrisiko absichern.
Besser ist es für sie, sie können direkt Dollars bei der EZB beziehen. Das war bisher zwar auch möglich aber zu höheren Zinssätzen. Nun wurden diese Zinssätze gesenkt und somit kommen die Banken billiger an Dollars.
Bis zu diesem Punkt ist das also kein QE3. Es wurde ja kein Geld gedruckt.
Aber wie immer, wenn man durch Senkung von Zinsen die Lust auf billiges Geld stimuliert, kann man davon ausgehen, dass sich die Banken dieser Quelle bedienen und herzhaft zugreifen werden.
Es wird interessant sein zu beobachten, was die europäischen Banken mit den billigen Dollars anfangen werden. Kaufen die jetzt alle US-Staatsanleihen?
Oder ganz witzig: Werden sie gegen den Dollar spekulieren und somit gegen ihre eigene Zentralbank?
Aussichten Dezember
Der seit 25. November andauernde Anstieg ist nicht nur auf den SWAP-Deal zurückzuführen.
Wie gesagt: Die Senkung der SWAP-Zinssätze ist für sich genommen noch kein QE. Allerdings ist bemerkenswert, dass zum ersten mal, soweit ich mich erinnere, eine Gruppe von Zentralbanken weltweit eine koordinierte Aktion gestartet hat.
Positiv ist auch der gute Start des Weihnachtsgeschäftes in den USA sowie eine leichte Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Das alles gibt Grund zur Hoffnung und deshalb werden Aktien gekauft als gäbe es kein Morgen.
Auf die fundamentalen Hintergründe wollen wir nicht eingehen aber so lange die gute Stimmung anhält, steht einer Jahresendrally nichts im Wege.
Aus Sicht des SMI sollten deshalb die 5884 (Oktober-Hoch) nochmals angesteuert werden und dann wäre ein Überschiessen auf 6000 im Bereich des Möglichen.
Happy Trades
Marcus
Sonderlich interessant war der November auch nicht. Geprägt von zwei Stimmungen:
Einerseits durch die Euro-Krise, die sich nun definitiv auf Italien und Spanien auszubreiten scheint.
Andererseits durch die als QE verkauften gesenkten SWAP-Zinssätze der Zentralbanken in den letzten Tagen. Doch dazu später mehr.
Vom Preisverlauf her war der November im SMI ein Nullsummenspiel. Der SMI stand Anfang und Ende Monat in etwa auf demselben Niveau:
Der Aufwärtskanal der seit August laufenden Bärenmarktrally wurde am 18. November nach unten durchbrochen und in den letzten Tagen dank QE3-Euphorie wieder wettgemacht.
Über 5800 müsste der SMI aber steigen, um wieder in den alten Trendkanal zu gelangen. Ich halte das für unwahrscheinlich. Nicht, dass die 5800 und höher zurückerobert werden aber ein Wiederaufnahme des alten Trendkanals. Dazu steigt der Kanal auch viel zu steil. Wir werden also auf charttechnisch neue Marken und Trends warten müssen.
Eurobonds
Die leidige Diskussion um Eurobonds, die uns in der ersten November-Hälfte beschäftigt hat, lässt sich zusammengefasst etwa so auf den Punkt bringen:
Die PIIGS müssen, wenn sie sich selbst neue Kredite auf dem Kapitalmarkt besorgen müssen, immer höhere Zinsen bezahlen. Italien beispielsweise für 5 jährige derzeit 7%. Jeder Prozenpunkt mehr oder weniger Zinslast macht für Italien rund 20 Mrd. Euro Mehrbelastung aus. Geld, das der Staat nicht für sinnvolleres verwenden kann. 20 Mrd. Euro sind bei 60 Mio Einwohnern gut €330 pro Kopf.
Diese Länder geraten somit mehr und mehr in einen Teufelskreis: Je höher die Zinsen um so grösser die Last und um so unwahrscheinlicher wird es, dass sie die Schulden jemals zurückzahlen können. Damit steigt die Unsicherheit der Investoren und die Zinsen steigen weiter.
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Die EZB kauft zu einem günstigen Zinssatz direkt die Schulden auf. Hierzu wird im wesentlichen Geld gedruckt und verliehen. Es wäre somit vergleichbar mit dem QE2 der FED. Diese Zentralbankpolitik à la Robert Mugabe hätte kurzfristig den Vorteil, dass sich die Zinslast Italiens absenken würde und die Schulden noch etwas länger finanzierbar blieben. Aber eine Lösung ist das natürlich nicht.
2. Die umstrittenen Eurobonds, gegen die sich vor allem Deutschland wehrt. Bei Eurobonds nehmen die 17 Länder der Eurozone die Kredite gemeinsam auf und haften entsprechend auch solidarisch. Das bedeutet für die PIIGS ebenfalls niedrigere Zinsen. Es bedeutet aber für die starken Länder Deutschland, Österreich, Niederlande und Finnland, dass ihre Zinsen steigen werden. Der Zinssatz für Eurobonds dürfte sich nämlich irgendwo im Mittel zwischen den tiefen deutschen Zinsen von derzeit 1.14% und jenen Italiens von 7.15% einpendeln. Höhere Zinslast also für Deutschland und zugleich auch das Risiko, für ausfallende italienische oder spanische Kredite haften zu müssen.
Insofern ist es verständlich, wenn Deutschland im Gegenzug Mitspracherecht bzw. Einflussmöglichkeiten in die italienische Wirtschafts- und Schuldenpolitik sucht.
Eurobonds könnten zu einer Beruhigung der Märkte beitragen. Dazu, dass die starken Länder den schwachen stützend unter die Arme greifen. Sie könnten allerdings auch dazu führen, dass die schwachen Länder die starken mit in den Abgrund stürzen. Europa ginge dann gemeinsam pleite.
Zünglein an der Waage ist Frankreich, das derzeit noch auf der Kreditgeber-Seite steht aber nach einem jederzeit möglichen Downgrade auch auf die Nehmer-Seite wechseln könnte. Damit hätte Deutschland dann endgültig die Ar..karte gezogen.
Offiziell spielt Europa derzeit in der Öffentlichkeit und um Investoren zu beruhigen auf Austerität, also auf Sparen. Man beschliesst und diskutiert Sparpakete mit dem Zweck, den Euro stabil und das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten.
Nichts desto trotz zeigen uns die Erfahrungen mit Griechenland, dass ein harter Sparkurs von der Bevölkerung nicht getragen wird. Das bedeutet nichts anderes als dass eine Regierung, die diesen Weg beschreitet, bei der nächsten Wahl abgewählt werden wird. Aus Sicht vor allem der jungen Bevölkerung ist das auch verständlich, denn die haben keine Schuld an der aktuellen Krise, müssen sie aber voll ausbaden.
Ich behaupte deshalb nach wie vor, dass die Wege der Sparsamkeit bald wieder verlassen werden und die EZB ähnlich der FED zur Gelddruckmaschine greifen wird.
Notabene ist etwas anderes auch kaum möglich, denn:
Nehmen wir mal an, Europa würde sparen, also einen deflationären Kurs fahren, während die USA weiter Geld drucken. Das Wechselkursverhältnis Euroollar würde sehr schnell unangenehm hoch werden. Die europäische Exportindustrie wäre gegenüber der amerikanischen nicht mehr konkurrenzfähig.
Das Verhältnis Euro zu Dollar wäre dann ähnlich wie Franken zu Euro im August, als die SNB die Anbindung an den Euro beschloss, den Pfad der Tugend verliess und sich auf Druck der Export- und Tourismusindustrie der Gelddruck-Orgie anschloss.
Theoretisch könnten auch die USA anfangen zu sparen, was einen Einbruch der Wirtschaft um etwa 10% bedeuten würde und Jahrzehnte andauern müsste. Wie erwähnt: Politisch ist das nicht haltbar.
SWAPS = QE3?
Sehr vereinfacht ausgedrückt ist ein SWAP ein Tausch mit vereinbartem Rücktausch.
Z.B. die FED liefert der EZB 1300 Dollar, bekommt dafür 1000 Euro und man vereinbart, dass man in 5 Jahren wieder zum gleichen Kurs zurücktauscht.
Das ist dann sinnvoll, wenn die FED dringend Euros braucht oder die EZB dringend Dollars. Im Moment ist letzteres der Fall.
Es gibt nämlich viele europäische Banken, die Kredite in Dollar vergeben. Und dazu brauchen sie nun mal Dollars. Sie könnten sich diese Dollars normal auf dem Währungsmarkt organisieren. Das ist aber etwas teuer, denn sie müssen sich gegen das Währungsrisiko absichern.
Besser ist es für sie, sie können direkt Dollars bei der EZB beziehen. Das war bisher zwar auch möglich aber zu höheren Zinssätzen. Nun wurden diese Zinssätze gesenkt und somit kommen die Banken billiger an Dollars.
Bis zu diesem Punkt ist das also kein QE3. Es wurde ja kein Geld gedruckt.
Aber wie immer, wenn man durch Senkung von Zinsen die Lust auf billiges Geld stimuliert, kann man davon ausgehen, dass sich die Banken dieser Quelle bedienen und herzhaft zugreifen werden.
Es wird interessant sein zu beobachten, was die europäischen Banken mit den billigen Dollars anfangen werden. Kaufen die jetzt alle US-Staatsanleihen?
Oder ganz witzig: Werden sie gegen den Dollar spekulieren und somit gegen ihre eigene Zentralbank?
Aussichten Dezember
Der seit 25. November andauernde Anstieg ist nicht nur auf den SWAP-Deal zurückzuführen.
Wie gesagt: Die Senkung der SWAP-Zinssätze ist für sich genommen noch kein QE. Allerdings ist bemerkenswert, dass zum ersten mal, soweit ich mich erinnere, eine Gruppe von Zentralbanken weltweit eine koordinierte Aktion gestartet hat.
Positiv ist auch der gute Start des Weihnachtsgeschäftes in den USA sowie eine leichte Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Das alles gibt Grund zur Hoffnung und deshalb werden Aktien gekauft als gäbe es kein Morgen.
Auf die fundamentalen Hintergründe wollen wir nicht eingehen aber so lange die gute Stimmung anhält, steht einer Jahresendrally nichts im Wege.
Aus Sicht des SMI sollten deshalb die 5884 (Oktober-Hoch) nochmals angesteuert werden und dann wäre ein Überschiessen auf 6000 im Bereich des Möglichen.
Happy Trades
Marcus