Beim Thema "Langfristige Anlagen" geht es insbesondere - aber nicht ausschliesslich - um Aktien-Anlagen. Wobei hier der Zielhorizont bei 5 Jahren oder mehr liegen sollte.
Auch wenn Aktien im Vordergrund stehen, wollen wir nicht all jene Faktoren ausser Acht lassen, die Aktien direkt oder indirekt beeinflussen. Seien es die Wirtschaftslage, Zinsen oder weltpolitische Ereignisse.
Im Cash-Forum hat User TeeTasse83 in einem mittlerweile gelöschten (oder nicht mehr auffindbaren) Thread die Trendfolge gemäss Morning-Star angesprochen.
Nun, die einfachst mögliche Trendfolge Strategie richtet sich nach dem gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Börsentage (GD200, etwa 1 Kalenderjahr), wobei die Theorie besagt, dass man bei einen Durchbrechen der GD200 nach oben kaufen, bei einem Durchbrechen nach unten verkaufen soll.
Betrachten wir dies anhand des SMI der letzten 18 Jahre und beobachten, wann wir damit wie gut (oder schlecht) gefahren wären.
Dabei habe ich Verkaufssignale mit rot, Kaufsignale mit grün und Fehlsignale violett markiert:
(1)
Eine schlechte Zeit für Trendfolger: Das Ausstiegssignal erfolgte Ende 1998 beim Kurs von ca. 7200. Der ideale Ausstiegspunkt wäre allerdings 1200 Punkte höher, bei 8400 gelegen.
Das Ausstiegssignal hat zwar vor dem Sturz auf 5100 bewahrt, aber wir kriegen um 7200 wieder einen Einstiegepunkt. Und in der Folge - das ganze Jahr 2000 lang - abwechselnd Ein- und Ausstiegssignale.
Wären wir diesen also konsequent gefolgt, hätten wir bei konstanter Kursdifferenz viel Geld für Trading-Gebühren verloren.
(2)
Das Verkaufssignal Anfang 2001 war einfach perfekt.
(3)
Klassisches Fehlsignal. Wir wären im Frühling 2002 bei etwa 6450 wieder eingestiegen, nur um einige Monate später bei 6300 wieder mit Verlust von 150 Punkten ausgestoppt zu werden. Frustrierend, sicher. Allerdings hat uns Signal (2) rund 1400 Punkte an Verlust gespart.
(4)
Ein guter, wenn auch nicht perfekter Einstiegspunkt bei 4700. Perfekt wäre der Einstieg bei 3700 gewesen, der just am 13. März 2013 stattfand. Jenem Tag, an dem die USA ihre Kriege gegen den Irak und Afghanistan begannen. Dennoch ein guter Einstieg, denn die nächste Herausforderung fand erst knapp 1000 Punkte höher statt.
(5)
Wieder ein klassisches Fehlsignal um 5600 Punkte Mitte bis Ende 2004. Abgesehen von Trading-Gebühren wohl ein Nullsummenspiel.
Schlussendlich aber ein sehr gute Kaufsignal bei 5600 in einen fast 2 Jahre lang währenden ungebremsten Aufwärtstrend.
(6)
Wieder ein Fehlsignal. Man hätte bei 7500 verkauft, um kurz darauf bei 7700 wieder nachzukaufen.
(7)
Der grösste Renner! Erfolgreicher Verkauf um 9000 Ende 2007 (= Platzen der Immobileinblase).
Wer hier in Cash gewesen wäre, hätte die ein Jahr später folgende Finanzkrise 1 gar nicht gross zu spüren gekriegt. Und somit auch nicht die Halbierung der Aktienpreise innerhalb der folgenden 15 Monate.
(8)
Ein recht guter Wiedereinstieg bei 5400, obschon der untere Wendepunkt von 4300 natürlich weitaus profitabler gewesen wäre.
(9)
Ausstieg, Einstieg, Ausstieg, Einstieg, Ausstieg, Einstieg ... Hallo? Was soll's denn sein? Hiiiiiiilllfeeeee!
Schlussendlich ein Ausstieg, der knapp 10% auf den nächsten Wiederinstieg bringt.
(10)
Soweit perfekter Einstieg Mitte 2012 bei etwa 5900 und mehr als 2000 Punkte Gewinn bis zum nächsten Verkaufssignal.
(11)
Dies ist die aktuell seit 2 Jahren andauernde Periode. Wir haben zwar regelmässig abwechselnde Verkaufs- und Kauf-Signale aber der Trend läuft bisher nach oben.
Würden wir nur diese Periode betrachten und alles andere ausblenden, könnte man zum Schluss kommen: "Aktien kaufen und liegen lassen und alle 'Charttechnischen' Signale ausblenden."
Dies wie gesagt das funktionierende Rezept für die Zeit ab 2013. Allerdings nicht unbedingt in der Vergangenheit.
---
Schlussfolgerungen:
GD200 hinkt nach: Aus (1), (2), (4), (7), (8) und (10) sehen wir, dass die GD200 zwar grundsätzlich funktioniert, aber der Realität weit hinterher hinkt.
So hätte man (4) gut 1000 Punkte Profit machen können, wäre man am unteren Wendepunkt eingestiegen und hätte nicht auf die GD200 gewartet.
Auch eine so "lahme Ente" wie die GD200 liefert Fehlsignale. (3), (5) und (9).
Man kann nun einen "Filter" einbauen, der besagt, "ich reagiere erst auf die Signale, wenn sie sich x Tage lang bestätigen." Das hat allerdings zum Nachteil, dass man dann auf korrekte Signale zu spät reagieren würde.
2), (4), (7), (8) und (10)
Eine Variante, schneller ein Signal als bei der GD200 zu erhalten bestünde natürlich darin, eine andere GD mit niedrigerer Laufzeit als Signalgeber zu wählen. Also GD100, GD50, GD38 oder GD20.
Das ist soweit richtig. Nur, mit kürzeren GD's erhöht sich auch die Zahl der Fehlsignale.
Bei Seitwärtsbewegungen (1), (9) funktioniert eine Trendfolge-Strategie nicht. Da wäre es wohl besser, investiert zu sein, Divdidendenrenditen zu kassieren und Kurssteigerungen aussern-vor sein zu lassen.
Daraus folgt: Es geht nicht nur um den Trend (= Kurse steigen oder fallen tendenziell) sondern auch um das Momentum (also: wie stark steigen/fallen die Kurse). Dabei geht es schlussendlich darum, festzuhalten, wie stark oder schwach ein Markt ist.
Z.B.: Steigt der Markt, schwächt sich im Anstieg aber ab, ist das eine Warnung für eine kommende Trendwende.
Deshalb meine ich, dass man nicht nur den Trend sondern auch die Marktstärke (z.B. RSI) beachten sollte.
Auch wenn Aktien im Vordergrund stehen, wollen wir nicht all jene Faktoren ausser Acht lassen, die Aktien direkt oder indirekt beeinflussen. Seien es die Wirtschaftslage, Zinsen oder weltpolitische Ereignisse.
Im Cash-Forum hat User TeeTasse83 in einem mittlerweile gelöschten (oder nicht mehr auffindbaren) Thread die Trendfolge gemäss Morning-Star angesprochen.
Nun, die einfachst mögliche Trendfolge Strategie richtet sich nach dem gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Börsentage (GD200, etwa 1 Kalenderjahr), wobei die Theorie besagt, dass man bei einen Durchbrechen der GD200 nach oben kaufen, bei einem Durchbrechen nach unten verkaufen soll.
Betrachten wir dies anhand des SMI der letzten 18 Jahre und beobachten, wann wir damit wie gut (oder schlecht) gefahren wären.
Dabei habe ich Verkaufssignale mit rot, Kaufsignale mit grün und Fehlsignale violett markiert:

(1)
Eine schlechte Zeit für Trendfolger: Das Ausstiegssignal erfolgte Ende 1998 beim Kurs von ca. 7200. Der ideale Ausstiegspunkt wäre allerdings 1200 Punkte höher, bei 8400 gelegen.
Das Ausstiegssignal hat zwar vor dem Sturz auf 5100 bewahrt, aber wir kriegen um 7200 wieder einen Einstiegepunkt. Und in der Folge - das ganze Jahr 2000 lang - abwechselnd Ein- und Ausstiegssignale.
Wären wir diesen also konsequent gefolgt, hätten wir bei konstanter Kursdifferenz viel Geld für Trading-Gebühren verloren.
(2)
Das Verkaufssignal Anfang 2001 war einfach perfekt.
(3)
Klassisches Fehlsignal. Wir wären im Frühling 2002 bei etwa 6450 wieder eingestiegen, nur um einige Monate später bei 6300 wieder mit Verlust von 150 Punkten ausgestoppt zu werden. Frustrierend, sicher. Allerdings hat uns Signal (2) rund 1400 Punkte an Verlust gespart.
(4)
Ein guter, wenn auch nicht perfekter Einstiegspunkt bei 4700. Perfekt wäre der Einstieg bei 3700 gewesen, der just am 13. März 2013 stattfand. Jenem Tag, an dem die USA ihre Kriege gegen den Irak und Afghanistan begannen. Dennoch ein guter Einstieg, denn die nächste Herausforderung fand erst knapp 1000 Punkte höher statt.
(5)
Wieder ein klassisches Fehlsignal um 5600 Punkte Mitte bis Ende 2004. Abgesehen von Trading-Gebühren wohl ein Nullsummenspiel.
Schlussendlich aber ein sehr gute Kaufsignal bei 5600 in einen fast 2 Jahre lang währenden ungebremsten Aufwärtstrend.
(6)
Wieder ein Fehlsignal. Man hätte bei 7500 verkauft, um kurz darauf bei 7700 wieder nachzukaufen.
(7)
Der grösste Renner! Erfolgreicher Verkauf um 9000 Ende 2007 (= Platzen der Immobileinblase).
Wer hier in Cash gewesen wäre, hätte die ein Jahr später folgende Finanzkrise 1 gar nicht gross zu spüren gekriegt. Und somit auch nicht die Halbierung der Aktienpreise innerhalb der folgenden 15 Monate.
(8)
Ein recht guter Wiedereinstieg bei 5400, obschon der untere Wendepunkt von 4300 natürlich weitaus profitabler gewesen wäre.
(9)
Ausstieg, Einstieg, Ausstieg, Einstieg, Ausstieg, Einstieg ... Hallo? Was soll's denn sein? Hiiiiiiilllfeeeee!
Schlussendlich ein Ausstieg, der knapp 10% auf den nächsten Wiederinstieg bringt.
(10)
Soweit perfekter Einstieg Mitte 2012 bei etwa 5900 und mehr als 2000 Punkte Gewinn bis zum nächsten Verkaufssignal.
(11)
Dies ist die aktuell seit 2 Jahren andauernde Periode. Wir haben zwar regelmässig abwechselnde Verkaufs- und Kauf-Signale aber der Trend läuft bisher nach oben.
Würden wir nur diese Periode betrachten und alles andere ausblenden, könnte man zum Schluss kommen: "Aktien kaufen und liegen lassen und alle 'Charttechnischen' Signale ausblenden."
Dies wie gesagt das funktionierende Rezept für die Zeit ab 2013. Allerdings nicht unbedingt in der Vergangenheit.
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Schlussfolgerungen:
GD200 hinkt nach: Aus (1), (2), (4), (7), (8) und (10) sehen wir, dass die GD200 zwar grundsätzlich funktioniert, aber der Realität weit hinterher hinkt.
So hätte man (4) gut 1000 Punkte Profit machen können, wäre man am unteren Wendepunkt eingestiegen und hätte nicht auf die GD200 gewartet.
Auch eine so "lahme Ente" wie die GD200 liefert Fehlsignale. (3), (5) und (9).
Man kann nun einen "Filter" einbauen, der besagt, "ich reagiere erst auf die Signale, wenn sie sich x Tage lang bestätigen." Das hat allerdings zum Nachteil, dass man dann auf korrekte Signale zu spät reagieren würde.
Eine Variante, schneller ein Signal als bei der GD200 zu erhalten bestünde natürlich darin, eine andere GD mit niedrigerer Laufzeit als Signalgeber zu wählen. Also GD100, GD50, GD38 oder GD20.
Das ist soweit richtig. Nur, mit kürzeren GD's erhöht sich auch die Zahl der Fehlsignale.
Bei Seitwärtsbewegungen (1), (9) funktioniert eine Trendfolge-Strategie nicht. Da wäre es wohl besser, investiert zu sein, Divdidendenrenditen zu kassieren und Kurssteigerungen aussern-vor sein zu lassen.
Daraus folgt: Es geht nicht nur um den Trend (= Kurse steigen oder fallen tendenziell) sondern auch um das Momentum (also: wie stark steigen/fallen die Kurse). Dabei geht es schlussendlich darum, festzuhalten, wie stark oder schwach ein Markt ist.
Z.B.: Steigt der Markt, schwächt sich im Anstieg aber ab, ist das eine Warnung für eine kommende Trendwende.
Deshalb meine ich, dass man nicht nur den Trend sondern auch die Marktstärke (z.B. RSI) beachten sollte.