Gold würde ich grundsätzlich nie in Papierform kaufen sondern immer nur physisch halten, es sei denn ich wollte auf Sicht von ein paar Monaten auf den Preis spekulieren. Wenn man Gold als Absicherung kauft, sollte man es grundsätzlich sofort verfügbar haben.
Der Grund ist einfach:
Der Moment, wo Du Gold am dringenden brauchst, ist der Moment an dem die Banken geschlossen sein werden. Also z.B. im Falle einer unerwarteten Finanzkrise, Währungskrise.
Wir leben in einer Zeit, in der Papiergeld, Währung nicht mehr gedeckt ist. Das heisst, die Zentralbanken haben keinerlei Limite, die die Geldmenge nach oben begrenzt. Das ist für Staaten eine sehr schöne Situation, denn sie können sich nun problemlos jederzeit weiter und immer höher verschulden und tun dies auch. Politiker in einer Demokratie sind meist auf 4 Jahre gewählt. Dieser Zeitraum bestimmt auch ihren Horizont. Ihr erstes Ziel ist es, wiedergewählt zu werden. Und das erreicht man am besten, indem man dem Volk teure Geschenke macht. Zum Beispiel mit dem Bau eines neuen Schwimmbades, einer Brücke oder einer Autobahn. Um die Schulden soll sich dann die nächste Politiker-Generation kümmern. Politiker, die Sparmassnahmen durchdrücken oder ein Projekt ablehnen, weil es nicht finanzierbar ist, haben keine grosse Zukunft.
Mit den Jahren geht somit jegliche Disziplin flöten. Die Finanzierung aus der Druckerpresse ist ja auch soooooo einfach, schnell und bequem. Das geht so lange gut, bis es eines Tages nicht mehr gut geht, sprich die Währung an Vertrauen verliert und durch eine neue ersetzt werden muss. In seltenen Fällen kommt es zur Hyperinflation, wenn der Staat nicht rechtzeitig reagiert.
In Zahlen: In der Geschichte der Menschheit gab es bisher 29 Hyperinflationen. 28 davon in den letzten 100 Jahren. Die erste war jene, die zur Französischen Revolution geführt hat.
Währungsreformen kommen häufiger vor. Davon gab es bisher etwa 3800. Währungsreformen sind also historisch betrachtet nichts aussergewöhnliches. Aussergewöhnlich sind sie nur für jene Menschen, die dabei einen Grossteil ihres Geldvermögens verlieren. (Inklusive Rentenersparnisse).
Die Geldmenge wächst also exponentiell. Exponentielle Funktionen haben die Eigenschaft, dass sie in der Endphase in einen steilen, fast senkrechten Anstieg übergehen. Auch bekannt als "Hockey-Stick". Dieser Hockey-Stick ist immer ein schönes Anzeichen dafür, dass das System bald kollabieren wird.
Hier als Beispiel die Geldmenge des US-Dollar (Quelle Fed St. Louis)
Ab diesem Moment scheiden sich die Geister:
Die meisten Marktteilnehmer und Analysten (vielleicht so 95%) sehen eine realistische Chance, dass die Geldmenge dereinst wieder reduziert werden kann, ohne dass das grosse Auswirkungen auf die Märkte und die Wirtschaft haben wird. Mögliche Ansatzpunkte hierfür:
* Negative Realzinsen,
* Hohe einstellige Inflation (vielleicht so 6-8%), um über die Zeit die Schulden in Kaufkraft zu entwerten.
* Höhere Vermögens- und Erbschaftssteuer, höhere Steuern für Reiche, um das Geld wieder "von oben nach unten" zu transferieren.
Eine kleine Minderheit (die übrigen 5%) von Monetaristen der österreichischen Schule (deren vehementester Vertreter in diesem Forum ich bin
) sehen das anders und behaupten, dass es nicht möglich sein wird, die Geldmenge sanft und marktschonend zu reduzieren.
Begründungen:
* Das hat in der Vergangenheit
noch nie geklappt. Wir haben 3800 Beispiele in der Geschichte, wo Gelddruckerei zur Währungsreform geführt hat und kein einziges Beispiel, wo die Geldmenge auf andere Weise reduziert werden konnte.
* Wie oben erwähnt gehen Politiker immer den einfachsten Weg und werden immer und jederzeit neue Schulden machen. Sie werden die Dose also weiterhin die Strasse runterkicken und weiterhin Geld drucken bis das System von alleine kollabiert.
* Generationenkonflikt: (Ich bin 52 Jahre alt). Wir haben in den letzten 40 Jahren Schulden aufgebaut, wir haben auf Pump gelebt. Das heisst, wir haben Geld ausgegeben, das die Generation unserer Kinder und Enkel erst noch erarbeiten muss.
Unsere Kinder haben nun zwei Möglichkeiten: Sie können diese Schuld akzeptieren und für etwa 70 Jahre den Gürtel enger schnallen, um unsere Schulden auf "legale" Weise zu tilgen. Das wird schwierig, denn wir kennen die Bevölkerungspyramide (Stichwort: Pillenknick) und wissen, dass unsere Kinder ohnehin die Last haben, uns Baby-Boomern die Rente zu finanzieren. Unsere Kinder werden also keine andere Wahl haben als sich zu entscheiden zwischen Rückzahlung von Schulden oder Altersversorgung ihrer Eltern. Vermutlich (hoffentlich) werden sie sich für letzteres Entscheiden und einen Schuldenschnitt durchziehen.
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Gegen einen wie auch immer gearteten Vertrauensverlust in Papierwährung kann man sich mit Gold absichern. Das war in der Geschichte schon immer so und wird - behaupte ich - auch immer so bleiben.
Mein Tip an Dich (und jeden anderen) lautet deshalb: Versuche für Dich selbst abzuschätzen, wie hoch Du die Wahrscheinlichkeit für "Soft-Landing bzw. Währungskollaps" einschätzt.
Als generelle Regel gilt dann:
Der Goldanteil in Deinem PF sollte so hoch sein wie die Wahrscheinlichkeit für den Währungskollaps.
Wenn Du also einen Währungskollaps praktisch ausschliesst und mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 1% bewertest, sollte der physische Besitz von Gold und Silber 1% Deines PF ausmachen.
Gibst Du dem Kollaps eine Wahrscheinlichkeit von 22%, entsprechend 22% Gold im PF ... usw.
Wie auch immer Du Dich entscheidest gilt - und damit bin ich wieder beim Startpunkt:
1. Wir sprechen nicht von
Eigentum an Gold sondern vom
Besitz von Gold! Also nicht von einem Anspruch auf Gold im Sinne von
"Ich besitze (habe physisch in meinem Besitz) einen Zettel von Bank x, wo draufsteht: soundsoviel schlagmichtot Unzen Gold lieferbar an Sombrero ... " sondern wir sprechen vom physischen Besitz von Barren und Münzen bei Dir zu Hause im Tresor oder vergraben im Garten unter der dritten Eiche von links. Denn wie gesagt: Am Tag der Währungsreform werden die Banken, Schliessfächer geschlossen sein und Du wirst über einige Zeit nicht an Dein Gold kommen.
2. Es gibt viele Anleger, die sich zutrauen, abschätzen zu können, ob sich dunkle Wolken am Horizont abzeichnen. Tenor:
"Wenn sich die Lage zuspitzt, kann ich immer noch Gold kaufen." Diese Einschätzung ist und war in der Vergangenheit immer falsch. Wenn es zu einer Währungsreform, einem Schuldenschnitt oder einem "zypern" von Bankkonten kommt, wird das immer überraschend und unerwartet sein. Erinnere Dich an den 15. Januar 2015: Es wird exakt so ablaufen wie die Aufhebung der Euro-Untergrenze der SNB.
Unerwartet aus heiterem Himmel und ohne jegliche Vorwarnung. Und selbst wenn es im Vorfeld Anzeichen gäbe, würden viele gut informierte Investoren in Gold flüchten. Und da dessen physische Menge begrenzt ist, gäbe es schlicht kein physisches Gold mehr zu kaufen.
3. Bedenke, dass das Verhältnis von Papiergold (Also Versprechen auf Gold) zu physischem Gold etwa bei Faktor 100:1 liegt. Das heisst: Für jeden Barren Gold gibt es 100
Zettel wo draufsteht "Anspruch auf einen Barren Gold.". Im Falle einer Krise wird also nur der schnellste von 100 Zettel-Besitzern "seinen" Barren auch physisch ausliefern lassen können.
So, jetzt habe ich wieder mal den "Gold-Bug" raushängen lassen. Dafür bitte ich um Entschuldigung
Als Entschädigung, liefere ich dafür die Argumente, die gegen Gold als Absicherung sprechen:
a) Wir wissen nicht nur
ob sondern erst recht nicht
wann es zu einer Währungsreform kommen wird. Bis es soweit ist, hast Du Kapital in Gold zu 0% Rendite - also unrentabel - gebunden. Du wirst Dir selbst also jeweils vorwerfen oder von anderen sagen lassen müssen: "Hättest Du in US-Aktien investiert, hättest Du dieses Jahr soundsoviel Rendite in Dollar gemacht."
Wir wissen nicht, ob es Wochen, Monate oder Jahre dauert, bis die Geldmenge (und Geldmenge = Schulden!) auf die eine oder andere Weise abgebaut ist. Soll man also 10 Jahre lang auf gute Renditen verzichten, wenn es noch 10 Jahre dauert bis das System kollabiert?
b) Offiziell ist Gold heutzutage kein Geld mehr sondern nur noch mehr oder weniger sinnloser Rohstoff, der bestenfalls für die Schmuck- und Elektroindustrie von Bedeutung ist. Gold ist somit zur Absicherung gegen Währungskrisen gänzlich ungeeignet.
Gegenargument des Gold-Bug: Das hat man uns bisher unter jedem Papierwährungs-Regime erzählt und schlussendlich hat Gold immer gegen ungedeckte Papierwährungen gewonnen.
Gegen-Gegenargument des Keynesianers: Ja, aber diesmal ist alles anders, die Zentralbanken haben alles im Griff.
c) Gold ist nicht die einzige Absicherung gegen eine Währungsreform.
Richtig. Grundsätzlich ist jeder Sachwert eine Absicherung. Auch eine Immobilie, ein Stück Land oder eine Aktie.
Gold ist als Absicherung aber sehr geradlinig abschätzbar:
Bei Immobilien besteht das Risiko, dass es bei zu hoher Inflation staatliche Regelungen geben wird, wonach die Mieten nicht erhöht werden dürfen. Man hat als Immobilienbesitzer dann konstante Mieteinnahmen, denen aber teuerungsbereinigte Kosten gegenüber stehen. Das kann im Extremfall die Immobilie "unter Wasser " drücken, wenn die Kosten die Mieteinnahmen übersteigen. Das führt wiederum zu Notverkäufen, die die Immobilienpreise drücken.
Bei Aktien kommt es darauf an, was die Firma macht: Eine Firma, die Sachwerte produziert wird weniger leiden als eine FIRE-Aktie (FIRE= Finance, Insurance, Real-Estate). Die Aktie, die während der Grossen Depression 1929-1937 am meisten gestiegen ist, war Homestake-Mining. Also eine Goldmine.
Bei Immos oder Aktien kann man also keine generellen Empfehlungen geben. Es kommt immer darauf an,
welche Immo oder
welche Aktie. Deshalb ist Gold geradliniger, denn es gibt kein
welches Gold. Die Diskussion zw. Barren oder Unzen-Münzen ist marginal.