Zinskurve (Yield Curve)

cello

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26. Dez. 2011
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Svizzera
Die Zinskurve (engl. Yield Curve) stellt das Verhältnis der Renditen aus verschiedenen Laufzeiten von Anleihen der selben Kreditqualität graphisch dar. Meistens ist die Rede von Zinskurven von Staatsanleihen. Interessant sind aber auch Zinskurven von Zinsswaps und Geldmarktzinsen.

Hier mal die aktuellen Zinskurven von Staatsanleihen einiger Länder:

Anhang anzeigen 7752

Datenquelle: http://www.six-swiss-exchange.com/servi ... s_de.html#

Es gibt drei verschieden Grundtypen von Zinskurven.

[SIZE= px]Normale (steigende) Zinskurve[/SIZE]

525px-Zinskurve_normal.svg.png


Die Zinskurve ist meist steigend, d. h. für längere Bindungsdauern werden höhere Zinsen bezahlt. Das kann der Ausdruck dafür sein, dass der Markt höhere Zinsen in der Zukunft erwartet; ebenfalls wird die längere Bindungsdauer mit einer Liquiditätsprämie und einer Risikoprämie abgegolten.

Wie der Name andeutet ist dies die häufigst auftretende Form einer Zinsstrukturkurve.

[SIZE= px]Flache Zinskurve[/SIZE]

525px-Zinskurve_flach.svg.png


Dies bedeutet, dass die Zinsen von der Bindungsdauer unabhängig sind. Unter der Annahme, dass der Markt eine Liquiditätsprämie und Risikoprämie zahlt, bedeutet dies, dass fallende Zinsen erwartet werden.

[SIZE= px]Inverse (fallende) Zinskurve[/SIZE]

525px-Zinskurve_invers.svg.png


Für langfristige Anlagen werden weniger Zinsen bezahlt als für kurzfristige Anlagen. Dies bedeutet, dass der Markt für die Zukunft stark fallende Zinsen erwartet (z. B. durch Leitzinssenkungen der Notenbank) und die Akteure folglich lieber in langfristige Anlagen investieren. Die dadurch entstehende Nachfrage „am langen Ende“ drückt die entsprechenden Zinssätze.

Dies war in der Vergangenheit oft ein Vorzeichen für Wirtschaftskrisen. Aber es gibt auch außerordentliche wirtschaftliche Umstände, die eine inverse Zinskurve bedingen. Kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands war die Zinskurve beispielsweise invers.

[SIZE= px]Unregelmäßige Zinskurve[/SIZE]

525px-Zinskurve_unregelmaessig.svg.png


Unter den unregelmäßigen Zinskurven ist die "buckelige" (wie abgebildet) die häufigste.

Hier noch ein praktisches Animationstool, wo man die Zinskurven seit 2000 mit dem entsprechenden Verlauf des S&P500 vergleichen kann:

http://stockcharts.com/freecharts/yieldcurve.php

 
Inverse (fallende) Zinskurve - Dies war in der Vergangenheit oft ein Vorzeichen für Wirtschaftskrisen.
Bei den beiden Tops 2000 und 2007 waren die Zinskurven in der Tat eine Zeit lang invers oder zumindest flat bevor der Einbruch kam. Momentan haben wir eine normale Zinskurve.
Anhang anzeigen 7753

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bei den beiden Tops 2000 und 2007 waren die Zinskurven in der Tat eine Zeit lang invers oder zumindest flat bevor der Einbruch kam. Momentan haben wir eine normale Zinskurve.
Es ist schon interessant, wenn man den ganzen Bereich des SPX vom Anfang bis zum Ende durchgeht im Originalchart von Stockcharts. Interessant sind nicht nur die Hochs, sondern auch die Tiefs. Im 03 waren auch die Kurzen noch irgendwo um die 1%, die langen über 5%. Im 09 waren die Kurzen bei 0.25% die langen um die 4%. Heute sind wir im SPX praktisch auf Allzeithoch, aber sowohl die kurzen wie die langen Zinsen sind tiefer als beim Tief im 09. Unter diesen Umständen ist wohl kaum von einem Major-Top auszugehen. Die Kurzen müssten wohl zuerst massiv steigen, oder es reicht plötzlich ein schon ein kleiner Anstieg, damit alle in Panik ausbrechen. :shock: :oops:
 
Interessant sind nicht nur die Hochs, sondern auch die Tiefs. Im 03 waren auch die Kurzen noch irgendwo um die 1%, die langen über 5%. Im 09 waren die Kurzen bei 0.25% die langen um die 4%.
Ich habe zur Ergänzung der Grafik oben noch die Zinskurven der Tiefs von 2002 und 2009 hinzugefügt.Anhang anzeigen 7990
 
Das wird Draghi und Co aber freuen...
Weiss nicht, was die für Ziele haben ... vermutlich Inflation in Hinblick auf die Staatsschulden. Aber das braucht uns nicht zu kümmern.Bleiben wir mal bei der Frage, was zu einem Kurseinbruch bei (US-)Anleihen führen könnte:1. Anstieg der Zinsen. (Naturgegeben: Steigen die Zinsen, sinken die Kurse)2. Steigende Inflationserwartung (Aktien bieten Inflationsschutz, Anleihen nicht).3. Verkäufe von ausländischen Gläubigern (käme einer Flucht aus dem Dollar gleich)weitere ... ?
 
Mit Anleihen kann man in diesem Umfeld eigentlich nur verlieren. Die Zinsen können nicht mehr weiter sinken. Bei Immobilien sehe ich das gleiche Problem. Die Hypo-Zinsen können nicht mehr weiter sinken und wenn sie steigen werden die Immo-Preise sinken. Immos sollte man bei hohen Zinsen und tiefen Preisen kaufen. Aktien sind somit die einzige vernünftige Anlageklasse im Moment und abgesehen von einigen Überfliegern noch einigermassen fair bewertet.

 
Ich habe mich vermutlich nicht klar ausgedrückt. Ich meinte: "Unter diesen Umständen ist wohl kaum von einem Major-Top bei den Aktien-Indices auszugehen."

Das unterstreicht die letzte Aussage von Migelito, dass es im Moment kaum gute Alternativen gibt zu Aktien. Die Frage ist nur was passiert, wenn die Zinsen wirklich anziehen sollten. Die Frage war eigentlich: wie viel dürfen die Zinsen steigen, ohne dass bei den Aktien ein grosses Gewitter über uns hereinbricht?

 
Die Frage war eigentlich: wie viel dürfen die Zinsen steigen, ohne dass bei den Aktien ein grosses Gewitter über uns hereinbricht?
Ich denke mir es ist nicht eine Frage der Höhe, sondern der Geschwindigkeit, welche die Aktien belasten würden. Da wir in den nächsten 2 bis 5 Jahren keine eklatant höheren Zinsen zu erwarten haben, sehe ich in diesem Zeitraum und aus dieser Sicht, keine Gefahr durch steigende Zinsen für einen grösseren Aktienkorrektur.
 
Ich denke mir es ist nicht eine Frage der Höhe, sondern der Geschwindigkeit, welche die Aktien belasten würden. Da wir in den nächsten 2 bis 5 Jahren keine eklatant höheren Zinsen zu erwarten haben, sehe ich in diesem Zeitraum und aus dieser Sicht, keine Gefahr durch steigende Zinsen für einen grösseren Aktienkorrektur.
Ich sehe einfach eine grosse Diskrepanz zwischen den vorangegangenen Hochs und der Situation heute. Gehen wir nochmals kurz die verschiedenen Phasen durch. Ich nehme dazu einfach die von Marcello gezeigte "Dynamic Yield Curve", da lässt sich das Ganze schön similieren. Die beiden Tops von 2000 und 2007 hat Marcello bereits gezeigt. Die Zinskurve war fast flach, kurze und lange Zinsen fast gleich. Im 2000 bei ~6% im 2007 ~5%, lässt sich im Chart nicht ganz genau ablesen.Beim Tief im 03 waren die Kurzen je nach Datum zwischen 1-1.5%, die Langen um die 5%. Im 09 waren die Kurzen zwischen 0-0.25%, die Langen bei gut 3%. Heute, bei einem SPX Höchststand sind die Kurzen immer noch bei praktisch Null, die Langen bei ~3.5%. Ab 2003 hat sich die Wirtschaft erholt und der Leitzins wurde sukzessive erhöht. Bei den Hochs im 00 und 07 hatte demzufolge die FED die Möglichkeit, den Leitzins wieder zu senken und die Wirtschaft neu anzukurbeln. Ab 09 hat sich die Wirtschaft auch wieder erholt, aber die Zinsen sind nach wie vor auf einem rekordtiefen Niveau. Das ist ein krasser Gegensatz im Vergleich zur Erholung ab 03. Die FED hat ihr Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren reduziert, trotzdem sinken die Zinsen weiter. Offensichtlich ist die Nachfrage nach Anleihen immer noch gross, obschon damit kaum etwas zu verdienen ist. Ich bringe das Ganze irgendwie nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
 
Ich sehe einfach eine grosse Diskrepanz zwischen den vorangegangenen Hochs und der Situation heute.
Das liegt darin, dass man aus Charts halt doch nicht alles herauslesen kann :pDer Unterschied ist die Geldmenge, die mit diesen Zinsen verzinst werden muss! Die ist im Vergleich zu 2000 in den USA etwa sechsmal so hoch, seit 2006 etwa viereinhalb mal.[SIZE= px](2000: 601 Mrd.; 2006: 830 Mrd.; 2014: 3900 Mrd.; Quelle)[/SIZE]Das kann (muss nicht, aber kann) bedeuten, dass wir nicht zwingend den Beispielen von 2000/2006 folgen werden.
 
Die Zinskurve der US Treasuries hat sich in den letzten Wochen etwas abgeflacht. Wir haben jedoch immer noch eine normale (steigende) Zinskurve.

YieldCurve_20140801.PNG

 
Die Kurve hat sich kaum verändert, seit Marcello sie zum letzten Mal  gezeigt hat, lediglich der SPX steht wieder etwas höher. Wir haben immer noch eine "normale" Zinskurve, aber auf einem sehr tiefen Grundniveau.

Ich sehe einfach eine grosse Diskrepanz zwischen den vorangegangenen Hochs und der Situation heute.
Das liegt darin, dass man aus Charts halt doch nicht alles herauslesen kann :pDer Unterschied ist die Geldmenge, die mit diesen Zinsen verzinst werden muss! Die ist im Vergleich zu 2000 in den USA etwa sechsmal so hoch, seit 2006 etwa viereinhalb mal.(2000: 601 Mrd.; 2006: 830 Mrd.; 2014: 3900 Mrd.; Quelle)Das kann (muss nicht, aber kann) bedeuten, dass wir nicht zwingend den Beispielen von 2000/2006 folgen werden.
Ich möchte nicht behaupten, dass man alles aus den Charts lesen kann.   In einem gewissen Sinn kann man schon heute sagen, dass er nicht den Beispielen von 2000/2006 folgen wird. Der Anstieg im SPX ab 2009 beträgt bereits jetzt fast das 1.8-fache verglichen mit dem Anstieg 2003-07. Trotzdem sind die kurzen Zinse immer noch auf rekordtiefem Niveau und auch die längeren nicht besonders hoch. Dass die Zinsen immer noch so tief sind bedeutet doch, dass die Wirtschaft noch nicht so im Schuss ist, wie man das gerne hätte, vor allem in Europa, aber auch in den USA. Zu welchen Mitteln wird man also greiffen, wenn trotz tiefer Zinsen die Wirtschaft noch mehr schwächelt? Bedeutet eine inverse Zinskurve bald einmal, dass sie unterhalb von Null ist?  ;-)   :?

Dynamic_Yield_Curve.png

 
Ist es möglich, eine Zinskurve direkt am Markt abzulesen? Kann Mann lediglich Zinsen zu einzelnen Zeitpunkten beobachten?

 
Die Zinskurve der US Treasuries hat sich gegen Ende Januar 2015 weiter abgeflacht:

Yield Curve per 30.01.2015

UST_YieldCurve_20150130.PNG

unterdessen ist sie aber wieder steiler geworden:

Yield Curve per 30.05.2015

UST_YieldCurve_20150531.PNG

 
Die Zinskurve der USTs hat sich, trotz Zinswende, nicht sonderlich verändert in den letzten Monaten.

yieldcurve_20160522.PNG

 
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