Ein Meilenstein für den YuanChinesische Notenbank flexibilisiert das WechselkursregimeDie chinesische Regierung ringt sich dazu durch, die Wechselkursbildung beim Yuan stärker den Märkten zu überlassen. Die beschlossene Erhöhung der Schwankungsmarge gegenüber dem Dollar ist ein wichtiger Liberalisierungsschritt.Norbert Hellmann, SchanghaiPünktlich vor der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IMF) und der Weltbank wartet die chinesische Regierung mit einem Bonbon für die in Washington versammelten Finanzexperten auf. Der nicht frei konvertierbare und von der Zentralbank an einer sehr kurzen Leine geführte Yuan soll von diesem Montag an stärker von Marktkräften getrieben gegenüber dem Dollar schwanken dürfen.China bewegt sichDamit kommt China den Forderungen der US-Regierung, der Europäischen Union, des IMF und zahlreicher Wirtschaftsexperten, die mit dem chinesischen Wechselkursregime verbundene «künstliche Unterbewertung» des Yuan aufzugeben, zumindest ein Stück weit entgegen. Nach Mitteilung der Peoples Bank of China wird bereits an diesem Montag die zulässige Schwankungsmarge für den Yuan gegenüber dem Dollar um einen von der Zentralbank täglich festgesetzten Referenzkurs von 0,5 Prozentpunkte auf 1 Prozentpunkt in beide Richtungen ausgeweitet. Damit können sich die jeweiligen Auf- oder Abwertungserwartungen bezüglich der chinesischen Währung in entsprechenden Devisenmarktbewegungen freier ausdrücken. Freilich handelt es sich zunächst nur um einen technischen Anpassungsschritt, mit dem China noch immer weit davon entfernt ist, seine seit 2007 im Rahmen eines sogenannten Managed Float nicht mehr ganz so starr an den Dollar angebundene Währung in ein wirklich flexibles Wechselkursregime zu entlassen.Dennoch führt eine erweiterte Schwankungsmarge im Yuan-Dollar-Verhältnis zu einer besseren Abbildung von Marktkräften und zeigt die Bereitschaft, den Yuan einem härteren Test bei der vermuteten Unterbewertung gegenüber dem Dollar und anderen Weltwährungen auszusetzen.Die Massnahme ist ein wichtiges Signal dafür, dass Peking im Rahmen der auf das Jahr 2015 hin angelegten Reformagenda mit der angekündigten schrittweisen Liberalisierung des Währungsmanagements wie auch des Kapitalverkehrs Ernst macht. Gleichzeitig ist dies aber auch ein Zeichen, dass die Regierung die gegenwärtige Verfassung der stark abgekühlten chinesischen Wirtschaft für stabil genug hält, um die bisher mit dem starren Wechselkursregime verbundene Kontrolle über «destabilisierende» ausländische Kapitalzuflüsse zu lockern.In Peking scheint man fest daran zu glauben, dass sich der Wechselkurs des Yuan gegenüber dem Dollar einem Gleichgewichtsniveau angenähert hat. Damit würde sich trotz der gelockerten Wechselkursspanne der tatsächliche Interventionsbedarf via Dollarkäufe der Peoples Bank of China in Grenzen halten und die stetige Aufblähung der chinesischen Fremdwährungsreserven von zuletzt 3,3 Bio. $ abmildern.Mit Spannung erwartetDevisenmarktteilnehmer sehen nun mit Spannung der Reaktion des Yuan entgegen. In den vergangenen Jahren war die Interventionspolitik der chinesischen Zentralbank auf eine kontrollierte Aufwertung des Yuan gegenüber dem Dollar von 4% im Jahr 2010 und 5% im Jahr 2011 hinausgelaufen. Im bisherigen Jahresverlauf allerdings stellte sich nicht zuletzt im Zuge der verschlechterten Wachstumsperspektiven der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft nur noch eine sehr geringfügige Aufwertung von gerade einmal 0,15% auf zuletzt Yuan 6.30 je $ ein. Die Standard Chartered Bank in Schanghai erwartet zunächst keine heftigen Aufwertungsbewegungen des Yuan. Die chinesische Devise werde im Laufe dieses Jahres nur verhalten um etwa 1,4% gegenüber dem Dollar zulegen, teilte das Institut weiter mit.Quelle: NZZ von 16.4.12