Was ich nicht ganz nachvollziehen kann... wenn die Shorts jetzt also ihre Posi mit Gewinn schliessen möchten, dann müssten sie ja kaufen und den Short zu schliessen. Dies würde jedoch den Preis nach oben drücken.
Mal grundsätzlich und unberücksichtigt ob Gold oder Aktien oder sonst was:Banken spekulieren als Teilnehmer im Future oder als Emittenten für Calls und Puts auf ein Asset. Dabei haben sie einen bestimmten Kurs im Hinterkopf.
Wenn die Kurse hoch sind, verlieren sie mit emittierten Calls, gewinnen aber mit Puts, die wertlos verfallen.
Und umgekehrt.
Da eine Bank immer beides draussen hat, Calls wie Puts, ergibt sich aus der Menge der verkauften Derivate und deren Strike irgend wo ein Kurs, der für die Bank den optimalen Gewinn verspricht. (Nennt sich auch "MaxPain")
Fiktives Beispiel: Man hat 1000 Calls draussen mit strike 100 und 500 Puts mit Strike 95. Bei einem Kurs zwischen 96 und 99 am Verfallsdatum würden dann beide wertlos verfallen. Die Bank wird also bestrebt sein, den Kurs per Verfallstag in diesen Bereich zu bringen.
Dabei steht sie mit einer anderen Bank in Konkurrenz, die den Kurs am liebsten bei 102 sehen würde.
Das ist der Grund, weshalb an Verfallstagen die Kurse verrückt spielen und absolut losgelöst von Fundamentaldaten oder Nachrichten mal rauf mal runter flippen. Es ist in diesem Moment reines Casino, ein Tauziehen verschiedener Big-Player.
Die COT-Daten sagen aus, wie die Banken
in der Summe positioniert sind. Aber die Interpretation der COT-Daten ist nicht immer einfach, denn oft werden Futures zur Absicherung verwendet. Das heisst: Man ist long in S&P (hat also Aktien), geht aber short im Future, um diese Positionen abzusichern.
Commercials bauen in steigende Kurse hinein ihre Shortpositionen auf. Das sieht aus unserer Sicht idiotisch aus, denn ich will ja lieber bei tiefen Kursen long gehen und dann bei hohen Kursen verkaufen bzw. mit short auf sinkende Kurse spekulieren. Aber aus Sicht des Commercials macht das Sinn.
Das sieht man am besten am Beispiel der Kartoffelpreise, bei denen der Bauer ja der Commercial ist: Je höher der Kartoffelpreis, um so eher ist der Bauer gewillt, Kartoffeln zu verkaufen. Und wenn der Kartoffelpreis sehr hoch ist, ist er sogar bereit, die Ernte 2012 jetzt auf Termin zu verkaufen. Er geht also bei steigenden Preisen short in Kartoffeln.
Eigentlich ist der Bauer ja ohnehin immer short in Kartoffeln, denn das ist ein Gut, das er nur verkauft, nicht kauft
Sollte sich also der seltene Fall ergeben, wo die Commercials long gehen (der Bauer kauft auf dem Markt Kartoffeln), ist das ein Zeichen dafür, dass der Kartoffelpreis so niedrig ist, dass man mit bald steigenden Preisen rechnen kann.
Deshalb liegen aus unserer Sicht die Commercials immer falsch: Sie bauen in steigende Kurse ihre Shorts aus und in sinkende Kurse ihre Longs.
Interessant wird's an Wendepunkten. Also dann, wenn die Positionen extrem short oder extrem long sind. Dann ist jeweils Vorsicht geboten, denn die Preisentwicklung steht kurz davor zu kippen!
Beispiel:
Sind die Shorts der Comms sehr niedrig (grüne Kreise, Mitte 2008 mit nur 70000 Short-Kontrakten), kann man von einer bevorstehenden Rally ausgehen.
Sind die Shorts mit über 300'000 Kontrakten sehr hoch (rote Kreise) steht ein Abverkauf bevor.
Sehr aussagekräftig sind diese Daten aber nicht, denn auf diesem 5-Jahres-Chart sieht man auch, dass sich die Anzahl der Short-Kontrakte in den letzten Jahren generell erhöht hat.
2007 wären z.B. 200k Short-Kontrakte "viel" gewesen und hätten auf einen Kurseinbruch hingewiesen (Mitte 2007 und Anfang 2008).
Aber 2010 wurden die Shorts kaum jemals auf weniger als 200k abgebaut und der Goldpreis stieg weiter (Autsch! für die shortenden Banken!)
Derzeit schwankt die Zahl der Shortkontrakte also so zwischen 200k und 300k, wobei wir grob festhalten können: Bei unter 200k dürfte der Goldpreis demnächst steigen, bei über 300k steht ein Preisverfall an.
Mit derzeit 164k Shortkontrakten der Comms ist also eher von einem Anstieg des Goldpreises zu rechnen. Die Comms haben seit dem Preis-Hoch im September ja auch locker ihre Short-Position verringert.