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Nationalbank mit riesigem Gewinn

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) weist für die ersten neun Monate 2014 einen Rekordüberschuss von 28,5 Milliarden Franken aus. Allein aus den in früheren Jahren massiv ausgeweiteten Fremdwährungspositionen floss ein Gewinn von 25,2 Milliarden Franken.
28,5 Milliarden Gewinn - und jetzt?

Der sich abzeichnende Rekordgewinn dürfte daher die Begehrlichkeiten der Kantone wieder beflügeln.

....

Allein 25,2 Milliarden des Gewinns der ersten drei Quartale des laufenden Jahres verdanken sich den Fremdwährungspositionen, die hauptsächlich aus Anleihen, aber auch aus Aktien bestehen. Die tatsächlichen Cash-Erlöse daraus (Zinserträge und Dividenden) beliefen sich auf 7,1 Milliarden Franken. Der ganze Rest sind reine Bewertungsänderungen (aus Kursen der Wertpapiere und Währungen. 3,3 Milliarden gehen zudem auf einen wieder gestiegenen Goldpreis zurück und damit ebenfalls auf einen reinen Buchgewinn.
Wäre es gegen alle buchhalterischen Prinzipien, würde die Regelung heissen, dass nur realisierte Gewinne (Dividenden, Zinsen, Verkauf von Fremdwährungen) ausgezahlt würden?

Schlage ich nun vor, dass die Gold- und Devisenvorräte wie das Inventar bei einer Firma laufend abgeschrieben werden, z.B. 10 %/Jahr, werden sich Finanzexperten wohl entrüstet abwenden. Bin aber lernfähig, falls mir jemand dies als Schnapsidee plausibel darlegen kann.
Die Bargeldhaltung kostet effektiv. Handling, Transport und der "time-delay" wenn du es wieder flüssig (auf Konti's) machen willst. Buchgeld ist Buchgeld und Noten und Münzen sind halt physisch. Logisch kann man das eine ins andere konverierten nur ist dies extrem umständlich und nicht unbeschränkt machbar. Damit eine Bank handlungsfähig ist und bleibt muss das Geld möglichst in der entsprechenden Geldmengengrösse bleiben. Zudem wird die Natioalbank nicht genügend Noten und Münzen im Umlauf halten, als dass jede Bank (oder auch nur eine grössere) das Geld darin hält.

Die SNB ist zudem wirklich sicher - aus diesem Grund funktioniert seit Jahren der Interbanken-Markt nicht mehr reibungslos. Wenn die Banken sich nun entschliessen das Geld trotzdem bei der SNB zu halten, können die verrechneten Negativzinsen ganz einfach auch auf die Kunden übertragen werden. Da auch dies Kosten verursacht (und zudem wohl auch nicht alle Banksysteme in der Lage sind diese Situation abzubilden) dürfte dies wohl eher nicht geschehen.

Bin trotzdem gespannt, wies nächstes Jahr läuft.

 
Merci Azrael.

Ich brauche vermutlich schon etwas Nachhilfe im Geldwesen  :oops:

Also meine erste Frage:

Woher kommt das Geld, das die Bank der SNB bringen will? Sicher mal nicht von der SNB selbst. Also von extern und vorwiegend nicht in physischer Form. Lagerung kostet also nur etwas Computerspeicherplatz. Warum lässt die Bank das nicht einfach dort, statt es zur SNB zu verschieben (Null oder Negativzins + Buchungsaufwand)?

2. Ist die Bank verpflichtet, Geld anzunehmen? Ist es kein Geschäft für sie, soll sie doch einfach nein sagen. Sie ist ja auch nicht verpflichtet mir Geld zu geben, falls es kein Geschäft für sie  ist.

 
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Ich weiss gar nicht, was Du willst: Deine Frage ist gar nicht dumm ;)

Ich erlaube mir als Laie, eine dumme Frage zu stellen:

[...]

Frage: Warum sollte die Bank mein Sparguthaben der SNB bringen, statt es in ihren riesigen Tresorräumen zu stapeln? Kostet das mehr als der Strafzins bei der SNB?
Nur ein verschwindend kleiner Teil der Bankguthaben (so etwa 1-2%) ist Zentralbankgeld. Der grosse Rest ist virtuelles Buchgeld.

Zentralbankgeld = Banknoten. Also Schuldscheine der SNB auf Zentralbankgeld.

Buchgeld ist virtuelles Geld. Ein Anspruch auf Zentralbankgeld aber von der SNB nicht gedeckt. Geld, das von der Bank selbst geschöpft wurde.

Hmmmmm, eigentlich wollte ich es vereinfachen aber ich verkompliziere es nur.

Zentralbankgeld (also eine Banknote) ist ein Schuldschein der SNB. Aber da die SNB diese Banknoten nicht mehr gegen Gold einlöst sondern nur gegen Zentralbankgeld, ist die Banknote kein Schuldschein, der gegen einen Sachwert einzulösen wäre.
Konkret: Die SNB ist verpflichtet, eine 100er Note gegen 2*50er oder gegen 5*20er-Noten einzulösen. Aber das bringt Dir nichts.

Deshalb die verwirrende Aussage "Zentralbankgeld ist ein Schuldschein lautend auf Zentralbankgeld."

Buchgeld, das die Banken über Kreditschöpfung generiert haben ist wiederum durch überhaupt nichts gedeckt. Es ist ein Versprechen der Bank auf Zentralbankgeld. Aber eben nur das: Ein Versprechen.

Konkret: Wenn Du Fr. 1000 auf Deinem Bankkonto hast, kannst Du nicht davon ausgehen, dass die Bank auch Fr. 1000 in Form von Banknoten rumliegen hat. Ok, diesen Betrag werden sie wohl noch in Cash verfügbar haben und in aller Regel lösen sie auch ihr Versprechen ein und geben Dir die Fr. 1000 in Bar, wenn Du das möchtest.
Aber alles in allem übersteigt die Summe aller Bankkonton bei weitem die Menge an Banknoten in den Tresoren der Bank.

Sprich: Wenn alle Leute gleichzeitig ihre Bankguthaben gegen Banknoten einlösen wollten, hätte keine Bank der Welt dieses Geld auch zur Verfügung.

Um aber auf Deine ursprüngliche Frage zurück zu kommen:

Bargeld (Zentralbankgeld, Banknoten) ist vergleichsweise knapp, denn es macht nur einen sehr geringen Teil der Geldmenge aus. Es ist also keinesfalls so, dass die Banken bündelweise Zentralbankgeld bei der SNB gegen negative Zinsen deponieren!

Was sie gerne deponieren ist das virtuelle Buchgeld,  denn damit machen sie so viel Gewinn, dass ein negativer Zins von 1% überhaupt nicht ins Gewicht fällt.

Warum?

Angenommen Du bringst Fr. 1000 in Noten auf die Bank und deponierst sie auf Deinem Konto.

Dafür kriegst Du - wenn's hochkommt - vielleicht 2% Zinsen.

Die Bank kann nun aus diesen Fr. 1000 bis zum 100fachen an Geld schöpfen. Sprich: Deine Fr. 1000 erlauben es der Bank, Fr. 100'000 an Kredit zu vergeben. Wenn wir nun annehmen, dass die Bank für diese virtuellen Fr. 100'000 4% Zinsen kassiert sind das Fr. 4000 pro Jahr. In Bezug auf Deine Fr. 1000 ist das ein Gewinn von 300%! (Oder wenn wir die 2% abziehen, die die Bank Dir bezahlt - noch 298%)

Anstatt Fr. 100k zu 4% als Kredit zu vergeben, kann die Bank auch nur 90k als Kredit vergeben und 10k bei den SNB hinterlegen und dafür Banknoten kassieren.

Auf diesen hingerlegten 10k wird ihr nun ein negativer Zins belastet.

Allerdings hat sie nun 10k in Noten aus denen sie - wiederum mit Faktor 100 - eine Geldmenge von 1 Mio generieren kann.

Und 1 Mio zu 4% Zins sind fette Fr. 40'000.

Etc. ... so läuft das Spiel.

 
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Das mit dem Bargeld glaube ich begriffen zu haben,  das folgende schon eher nicht.

Angenommen Du bringst Fr. 1000 in Noten auf die Bank und deponierst sie auf Deinem Konto.

Dafür kriegst Du - wenn's hochkommt - vielleicht 2% Zinsen.

Die Bank kann nun aus diesen Fr. 1000 bis zum 100fachen an Geld schöpfen. Sprich: Deine Fr. 1000 erlauben es der Bank, Fr. 100'000 an Kredit zu vergeben. Wenn wir nun annehmen, dass die Bank für diese virtuellen Fr. 100'000 4% Zinsen kassiert sind das Fr. 4000 pro Jahr. In Bezug auf Deine Fr. 1000 ist das ein Gewinn von 300%! (Oder wenn wir die 2% abziehen, die die Bank Dir bezahlt - noch 298%)

Anstatt Fr. 100k zu 4% als Kredit zu vergeben, kann die Bank auch nur 90k als Kredit vergeben und 10k bei den SNB hinterlegen und dafür Banknoten kassieren.

Auf diesen hingerlegten 10k wird ihr nun ein negativer Zins belastet.

Allerdings hat sie nun 10k in Noten aus denen sie - wiederum mit Faktor 100 - eine Geldmenge von 1 Mio generieren kann.

Und 1 Mio zu 4% Zins sind fette Fr. 40'000.

Etc. ... so läuft das Spiel.
Bleibe mal bei deinem Beispiel. Ich starte ein Unternehmen, nenne es  mal "Seniorit" (Senioren in IT). Ich erstelle einen prächtigen Businessplan, der Bankberater ist begeistert. Da er sein Monatssoll für Kreditvergaben noch nicht erfüllt hat und ich bereit bin mangels Sicherheiten 5 % p.a. Zins zu bezahlen bekomme ich den gewünschten Fr. 90'000 Kredit. Dies erlaubt es nun der Bank, von der SNB Fr. 10'000 Cash zu +/- 0 % zu erhalten. Dies dank der Tatsache, dass Herr Müller Fr.. 1000 auf seinem Sparkonto hat.

Frage 1: Aufgrund welcher Regelung kann die Bank aus 1000 Fr per Federstrich Fr. 100'000 machen. Gibt es etwas vergleichbares aus der realen Welt (also nicht Finanzwelt oder mittels religiöser Wunder à la Brotvermehrung)?

Frage 2: Die fiktiven Fr. 10'000 welche bei der SNB deponiert werden sind ja ein Tauschgeschäft (SNB gibt dafür Banknoten) Ein Zins auf diese Einlage scheint doch angebracht, da es für die SNB ein Risiko ist (Seniorit könnte pleite gehen)

 
Frage 1: Aufgrund welcher Regelung kann die Bank aus 1000 Fr per Federstrich Fr. 100'000 machen. Gibt es etwas vergleichbares aus der realen Welt (also nicht Finanzwelt oder mittels religiöser Wunder à la Brotvermehrung)?
Ich hab's - ich gebe es zu - ein bisschen vereinfacht dargestellt:

Das "Fractional Reserve Banking" funktioniert so, dass eine Bank einen gewissen Prozentsatz einer Einlage als Reserve behalten muss und den Rest als Kredit vergeben darf.

In den USA sind das 10%. Sprich: Wenn Du $100 auf Dein Bankkonto einzahlst, muss die Bank 10% als Sicherheit behalten und darf die restlichen $90 als Kredit vergeben. Diese $90 werden nur in irgend einer Form verbraucht, an einen Dritten bezahlt und dieser bringt die $90 auf die Bank.

Von diesen $90 muss die Bank nun wiederum 10% behalten und darf $81 als Kredit vergeben. usw.

Wenn wir diese Reihe weiterführen (und unter der Annahme, dass es nur EINE Bank gibt), werden aus den $81 noch $72.9 an Krediten frei, dann ... 65.61, 59.05, 53.14 ..... usw.

Wenn man das bis auf die Ebene von einem Cent so 100 mal weiterrechnet wird in der Summe aus $100 schlussendlich eine Kreditsumme von $999.98. Ich runde auf auf 1000. Bei $100 und 10% Reserve ergibt sich somit eine ver-10-fachung- des Kreditvolumens.

In Europa liegt die Reserve bei 2.5%. Somit ergibt sich eine ver-40-fachung des Kreditvolumens.

In der Schweiz ist nur eine Reserve von 1% nötig und somit kommen wir auf eine ver-100-fachung.

Es ist also nicht eine direkte Vermehrung von Fr. 100 zu Fr. 10'000 (oder 1000 zu 100'000) sondern geht über x Stufen der Kreditvermehrung.

An dieser Stelle magst Du zu recht einwenden, dass dies nicht stimmt, da es ja in einem Land nicht nur EINE Bank gibt, sondern viele. So magst Du Fr. 100 auf Dein Konto der UBS einzahlen, jemand nimmt einen Kredit von 99 bei der UBS auf, bezahlt damit Schulden an einen Dritten, der diese 99 auf sein CS-Konto schiebt und somit der CS die Möglichkeit gibt, Fr. 98.01 an neuem Kredit zu vergeben, der dann auf ein Konto der ZKB fliesst.

Richtig! Aber andererseits gibt es auch Situationen, wo ein von der CS geholter Kredit auf ein UBS-Konto fliesst. Betrachten wir also das gesamte Bankensystem als wäre es eine einzige Bank, stimmt die Logik wieder.

Ein weiterer Knackpunkt: Als Unternehmen oder Privatperson bekommt man nur dann Kredit, wenn man einen Sachwert als Pfand besitzt. Das schränkt die Kreditvergabe natürlich ein bzw. verlangsamt den Zyklus.

Zusammengefasst: Aus Fr. 1000 --> Fr. 100'000 zu machen funktioniert, sofern ein Kredit 100 mal vergeben wird und wieder als Deposit an die Bank zurückfliesst.

Frage 2: Die fiktiven Fr. 10'000 welche bei der SNB deponiert werden sind ja ein Tauschgeschäft (SNB gibt dafür Banknoten) Ein Zins auf diese Einlage scheint doch angebracht, da es für die SNB ein Risiko ist (Seniorit könnte pleite gehen)
Risiko für die SNB? Nicht unbedingt: Die Geschäftsbank hinterlegt bei der SNB als Gegenleistung für die Banknoten nicht eigenes Buchgeld sondern einen Schuldschein. Das kann ein MBS sein (also die Hypothek, die Meerkat bei der Bank aufgenommen hat), die Obligation der ABB oder ein Aktienpaket.

Welche Wertpapiere die SNB in welcher Höhe als Gegenleistung für Kredite akzeptiert, bestimmt die SNB selbst.

Wenn Du also für Dein Haus eine Hypothek bei der UBS aufgenommen hast, ist die Chance gross, dass Dein Schuldschein mittlerweile bei der SNB als Sicherheit hinterlegt ist.

Sollte die UBS Pleite gehen, bist du Deine Schulden nicht los sondern hast sie nun gegenüber der SNB.

Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die SNB Deinen Schuldschein nicht an einen Hedge-Fonds in Singapore verkauft hat? ;)

 
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D.h., dass ich das Geld, welches ich nicht (ver)brauche von nun an unter die Matratze lege und nicht mehr auf die Bank bringe. Damit unterbreche ich die wundersame Geldvermehrung und die Spekulation bricht zusammen :D   :razz: :rolling:

Hm. Rechnungen bezahlen ist auch falsch und wird möglichst umgangen......

Ich gründe eine neue Bewegung: Die erste Geldverweigerer-Revolutioäre-Altenbewegung DEGRA  und mache Montagsdemos  :mrgreen: :danke: :gun: :waterpipe:

1. Grundsatz : Tauschen statt kaufen

2. Grundastz : "Nur nichts kaufen ist billiger" (war mal ein Werbespruch bei Bernie's. Hm, kennt wohl niemand mehr ;-) )

3. Grundsatz : Wenn Geld unumgänglich, dann darf nur von Privat an Privat übergeben werden. Geldinstitute sind strengstens verboten

4. Grundsatz: Jegliche Überschüsse bleiben unter der Matratze

 
Damit unterbreche ich die wundersame Geldvermehrung und die Spekulation bricht zusammen :D   :razz: :rolling:
Die Aussage ist zwar witzig gemeint, trifft aber durchaus den Kern. Ist auch logisch: Geld unter der Matratze kann nicht verliehen geschweige denn zur Geldschöpfung herangezogen werden. Es ist dem Kreislauf physisch entzogen. Deshalb gibt Dir ja Deine Hausbank auch einen bescheidenen Zins, wenn Du ihr das Geld als Kredit überlässt.

Buchgeld ist auch so viel praktischer. Denke nur an elektronische Zahlungen, an EC- und Kreditkarte.

Bill Gates hat es 1994 wie folgt auf den Punkt gebracht: "Banking is necessary, banks are not."

Wenn man mal darüber nachdenkt: Wir brauchen elektronischen Zahlungsverkehr. Fein, aber den erledigen auch schon PayPal oder Bitcoin und andere Systeme.

Wir brauchen die Zusammenführung von Kreditnehmern und Geldgebern. Auch das wäre über eine Internet-Plattform möglich.

Es ist also durchaus möglich, dass - sollten die Bankzinsen negativ werden - neue Plattformen aufgebaut werden, die die am häufigsten benötigten Bankdienstleistungen anbieten: Elektronischen Zahlungsverkehr und Kreditvermittlung und somit die Banken wie wir sie heute kennen, teilweise ersetzen.

 
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@MF: Merci für deine detaillierten Ausführungen. Muss das mal in einer ruhigen Stunde nach Weihnachten verdauen. Z. Zt. völliger ShoppingStress (erhöhe Geldumlauf)   
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Ich muss das wohl auch noch ein paar mal durchlesen, im Moment verstehe ich nur Bahnhof.

Gestern stand in der Zeitung, die Postfinance sei besonders stark vom Negativzins betroffen, weil sie weniger mit dem Geld spekulieren und umsomehr bei der SNB einlagern. Warum lagern sie es denn nicht einfach auf ihrer eigenen Festplatte?

Gruss

bahnhofsfritze

 
Ich schaue das einfach so an:

Da auch die EZB einen Negativzins kennt und viele Anleger aus dem Rubel flüchteten, wurde unser Franken zu attraktiv. Somit hat die SNB die Negativzinsen eingeführt um die Mindestgrenze zum Euro von 1.20 aus der Gefahrenzone zu nehmen - Basta. :)   Aber warum sie es nicht einfach auf ihrer eigenen Festplatte lagern können verstehe ich auch nicht.

Aber nun zu meine Frage:

Was wird die Negativ-Verzinsung längerfristig für folgen haben? Kann man endlich eine Trendwende daraus leiten, welche entweder eine Deflation oder Inflation des Geldes bewirken wird? Denn real haben wir immer noch keine gefühlte Inflation bemerkt, obwohl die Zentralbanken unmengen an Geld 'gedruckt' haben -- es müsste doch schon längst eine Hyperinflation entstanden haben? Oder doch nur eine Reflation?

Gruss Revinco

 
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Ich finde unsere Schweizer Uhren für ausländische Käufer auch zu attraktiv, die müsste man irgendwie verschlechtern, damit nicht alle reichen Ausländer Schweizer Uhren kaufen wollen.... :runaway:

Ich will nicht behaupten, dass es falsch ist Produkte (Schweizer Geldscheine, Schweizer Banken) unattraktiv zu machen, ich verstehe es einfach nicht.

Gruss

fritz

 
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Was wird die Negativ-Verzinsung längerfristig für folgen haben?
Das grosse Geld fliesst immer dort hin, wo sich das beste Rendite/Risiko-Verhältnis ergibt.

Der Anleger will höchstmögliche Rendite. Die bekäme er im Moment mit Rubel-Anleihen. Aber da die unsicher sind bzw. der Rubel an Wert verliert werden sie gemieden.

Entsprechend legen die Banken ihre Überschuss-Gelder lieber in Deutschen oder Schweizer Staatsanleihen an oder parkieren sie direkt bei der Zentralbank. Da bekommen sie zwar kaum Rendite aber zumindest ist das Geld dort sehr sicher.

Die Negativzinsen sollen nun bewirken, dass die Banken ihre Gelder dort wieder abziehen, etwas mehr Risiko eingehen und mehr Kredite der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Das kann funktionieren.

Die entscheidende Frage jedoch ist: Will die Wirtschaft überhaupt neue Kredite?

Es gibt die expandierenden Unternehmen wie Apple, Tesla oder Alibaba, die bereits genügend Geld haben. Die brauchen keine neuen Kredite.

Andere Unternehmen sind schlechter aufgestellt, würden Kredite wollen, bekommen aber keine, weil sie zu wenig unbelastetes Pfand als Sicherheit bieten können.

Somit ergibt sich für die Banken ein Anlagenotstand: Sie werden gezwungen, ihre bei den Zentralbanken geparkten Gelder abzuziehen, wissen aber noch nicht so recht, wohin damit.

Entscheidend für die weitere Entwicklung der Inflation wird sein, was die Banken schlussendlich mit dieser Überschussliquidität anfangen. Bisher haben sie in Anleihen und Aktien investiert und dort eine Preissteigerung ausgelöst. Entscheiden sie sich nun, zum Beispiel in Agrarland zu investieren, werden dort die Preise steigen. Inklusive der Lebensmittelpreise. Kaufen sie Rohstoffe, steigen entsprechend dort die Preise usw.

 
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Entsprechend legen die Banken ihre Überschuss-Gelder lieber in Deutschen oder Schweizer Staatsanleihen an oder parkieren sie direkt bei der Zentralbank. Da bekommen sie zwar kaum Rendite aber zumindest ist das Geld dort sehr sicher.
Ich fühle mit fritz. Als Nichtbanker verstehen wir vermutlich einfach nicht, dass die Finanzindustrie ganz andern Prinzipen folgt als echte Industrien im freien Markt.

Bleiben wir mal beim Vergleich Uhrenfabrik/Bank. Die Uhrenfabrik hat ein Lagerhaus voller Uhren, die Bank Tresore (Festplatten)  voll von Geld.

Schauen wir zuerst auf die Output-Seite: Beide möchten ihre Produkte loswerden und dabei etwas verdienen. Beide haben nun ein Problem, wenn die Kunden ausbleiben, d.h. Leute/Firmen die weder eine Uhr noch Geld brauchen.  Niemand in der freien Marktwirtschaft kann gezwungen werden, sich das eine oder andere anzuschaffen.

Imputseite: Die Uhrenfabrik hat ein schlechtes Management. Der Einkauf hat nicht nur zuviele Uhrenbestandteile eingekauft, sondern die Marketingabteilung hat auch den Absatzmarkt falsch beurteilt. Es kommt noch schlimmer, weil die völlig undisziplinierte Einkausfsabteilung weiterhin dauernd Bestandteile einkauft.  Man stelle sich vor, dass das Management jetzt verzweifelt nach einer Platzierung für die Bestandteile sucht. Andere Firmen wollen sie auch  nicht, da der Uhrenmarkt stagniert. Eine zenrale Stelle, bei der man die Teile gegen ein paar Prozent Vergütung einlagern könnte, gibt es nicht. Was tun? Vereinfacht gesagt: Einkaufsleiter entlassen, Mitarbeiter in Zwangsferien. Einkaufsstopp. Marketingabteilung/Verkauf verstärken, Preise senken, Weihnachtsaktionen starten, alles mit dem Zweck die Lager abzubauen. Möglicherweise gibt es statt eines Gewinns einen Verlust. So lernt man aus Fehlern.

Jetzt also die Preisfrage: Warum nimmt die Bank immer noch Geld entgegen, wenn sie dafür keine Abnehmer findet? Warum bauen sie eine "Ueberschussliquidität auf? Gemäss industrieller Marktlogik müsste es jetzt heissen: "Hoppla, zuviel Geld reingenommen, da Markt leider falsch eingeschätzt. Ab sofort wird kein Geld mehr entgegengenommen oder nur noch gegen eine "Lagergebühr". Auf der Absatzseite werden die Kreditzinsen gesenkt.  Möglicherweise gibt es statt eines Gewinns einen Verlust. So lernt man aus Fehlern.

Braucht es weniger Uhren, braucht es weniger Uhrenfabriken. Braucht es weniger Geld, braucht es weniger Banken. Reine Marktwirtschaft.

Ich glaube ein Problem liegt in der psychologisch wichtigen 0 % - Grenze. Die Bank lebt doch von der ZinsDIFFERENZ. Angenommen sie braucht, risikobereinigt, 1 % zum Leben. Da kann es ihr doch egal sein, ob der Einleger 1 % erhält und der Kreditnehmer 2 % bezahlt oder ob der Einleger - 2 % Negativzinsen zahlt und der Kreditnehmer 1 % Zinsen erhält. Die Differenz is beide Male 1 % zugunsten der Bank. Diese Grenzen verschieben sich eben nach Angebot und Nachfrage. Wo liegt das Problem?

Mit risikobereinigt meine ich, dass die effektive Spanne von den damit verbundenen Risiken abhängig ist. Bsp. Kleinkreditzins +10 %, Liborhypothek 0,8 %   

 
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Es ist also durchaus möglich, dass - sollten die Bankzinsen negativ werden - neue Plattformen aufgebaut werden, die die am häufigsten benötigten Bankdienstleistungen anbieten: Elektronischen Zahlungsverkehr und Kreditvermittlung und somit die Banken wie wir sie heute kennen, teilweise ersetzen.
Also eine Plattform/Firma über die ich nur elektronischen Zahlungsverkehr, Debit Card machen kann wäre irgendwie interessant. Keine Beratung, keine Schalter/Büros ... nur ein Computer. Müsste eigentlich kostengünstig sein. Problem wäre vermutlich der Bargeldbezug.

 
Jetzt also die Preisfrage: Warum nimmt die Bank immer noch Geld entgegen, wenn sie dafür keine Abnehmer findet? Warum bauen sie eine "Ueberschussliquidität auf?  
Bei Deinem Beispiel mit der Uhrenfabrik findet ein Wertschöpfungsprozess statt: Es werden Zahnräder gekauft und Uhren verkauft.

Bei der Bank ist es viel einfacher: Es kommt Geld rein und es geht Geld raus. Es findet keine Produktion statt und es wird kein Mehrwert geschaffen.

Diese Unterscheidung ist wichtig, denn ein Uhrenfabrikant kann nicht einfach hingehen und in seine Bilanz schreiben:

"Passiva Plus 1000 Zahnräder, Aktiva plus 10 Uhren." und - tataaaaa! - auf einmal gibt es mehr Uhren am Lager. Der Banker hingegen kann das. Und er tut es auch!

Angenommen, Du brauchst einen Kredit über 100'000 für eine neue Maschine. Die neu erworbene Maschine hinterlegst Du als Pfand für den Kredit und die Bank ist einverstanden, Dir den Kredit zu 5% Zins zu gewähren.

Woher hat die Bank das Geld?

Die allgemeine und gleichsam falsche Meinung lautet: "Die Bank hat 100 Bankkunden, die jeweils Fr. 1000.- auf ihrem Sparbuch haben und die von der Bank einen Zins von 2% bekommen".

Entsprechend die Überlegung: Die Bank hat bei ihren Kunden zu 2% Kredit aufgenommen, verleiht das Geld zu 5% weiter und verdient somit 3%.

Früher war das tatsächlich so. Aber heute läuft es anders: Die Bank hat keine 100'000. Also was tut sie?

Sie schreibt in ihre Bilanz zwei Buchungen:

Aktiva: Wertpapier von Meerkat für Maschine +100'000

Passiva: Kredit an Meerkat -100'000

Diese 100'000 schreibt sie nun einfach Deinem Konto gut und damit ist der Fall erledigt.

Es passiert also (fast) nichts weiter als dass die Bank über einen simplen Buchungssatz (Forderung an Verbindlichkeit) Deine 100'000 Franken "aus dem Nichts" erzeugt!

"fast", weil die Bank gemäss Gesetz 1% des so geschöpften Kredites als Zentralbankgeld vorrätig haben muss. Sie muss also Fr. 1000 besitzen, die noch nicht in anderweitigen Kreditgeschäften gebunden sind.

Soweit zur Geldschöpfung. Aber das war ja nicht Deine Frage.

Deine Frage lautete, was die Bank tut, wenn niemand einen Kredit haben will. Tja, dann kann die Bank gar nichts tun! Dann geht sie weinend zur Zentralbank und dem Staat, erzählt davon dass sie nicht mehr leben kann und gerettet werden muss, weil sie systemrelevant ist.

Und dann gibt es drei Möglichkeiten:

1. Der Staat erbarmt sich der Bank und nimmt Kredit auf, den die Bank zu einem leicht höheren Zinssatz vergeben darf als der Leitzins, den sie der Zentralbank zahlen muss. Bei Staatskrediten passiert die Kreditvergabe nämlich nicht über einen Buchungssatz sondern über einen Kredit, den die Bank bei der ZB zum Leitzins aufnimmt. Bei Staatsanleihen gilt nämlich 100%ige Sicherheit und deshalb muss die Bank in diesem Fall auch nicht 1% eigenes Zentralbankgeld als Sicherheit halten.

Konkret: Der Staat erstellt einen Zettel wo draufsteht: "Staatsanleihe Fr. 1 Mio"

Die Bank übergibt diese Staatsanleihe der Zentralbank, die ihr dafür 1 Mio auf ihr Girokonto überweist.

Die Bank überweist die Mio auf das Konto des Staates.

Sie hat nun (Phantasiezahlen) einen Kredit bei der ZB z 0.25% und vergibt das Geld risikolos weiter an den Staat zu 0.8%. Somit also 0.55% risikoloser Rendite.

2. Die Zentralbank erbarmt sich der Bank, gewährt ihr Kredit und nimmt das Geld ihrerseits wiederum als Kredit von der Bank auf. Das sind dann die erwähnten Überschussreserven, die die Banken bei der ZB halten.

Hier kann die ZB natürlich steuern: Wenn Sie der Bank zu 0.5% Kredit gewährt und ihr das Geld dann zu 0.7% wieder abnimmt, ist das ein "free-lunch" für die Bank in Höhe von 0.2%. Wenn die ZB diese Kredite aber zu (minus)0.5% verzinst, ist der Spass für die Bank zu Ende und sie muss sich reguläre Kreditnehmer suchen (Unternehmen, Häuslebauer) oder eben den Staat.

3. Weder Staat noch ZB erbarmen sich der Bank. Die Bank muss dann handeln wie ein Unternehmen: Kredite günstiger anbieten, Werbung machen, Kundenservice und Dienstleistungen verbessern, eigene Mitarbeiter entlassen, Boni kürzen ... etc.

Fall 3 ist in den letzten 7 Jahren meines Wissens nie vorgekommen.

 
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Bei Deinem Beispiel mit der Uhrenfabrik findet ein Wertschöpfungsprozess statt: Es werden Zahnräder gekauft und Uhren verkauft.

Bei der Bank ist es viel einfacher: Es kommt Geld rein und es geht Geld raus. Es findet keine Produktion statt und es wird kein Mehrwert geschaffen.
Die Wertschöpfung einer Bank ist offensichtlich umstritten. Aus dem Artikel

Banken schreiben Gewinne – aber schaffen sie auch Wert?

Es ist gar nicht so einfach festzustellen, wie gross die tatsächliche volkswirtschaftliche Wertschöpfung einer Bank, respektive des gesamten Finanzsektors eines Landes, ist. Führen wir uns kurz vor Augen, was eine Bank eigentlich macht: Sie nimmt auf der einen Seite Geld auf, von Sparern, von Obligationären, von anderen Kreditgebern, und reicht auf der anderen Seite Geld in Form von Krediten weiter: an Unternehmen, an Hausbesitzer, an Staaten, et cetera. Sie sorgt also dafür, dass Kapital in der Wirtschaft dorthin fliesst, wo es produktiv eingesetzt werden kann. Des weiteren bietet sie Zahlungsverkehrs-Dienstleistungen und dergleichen an.

In all diesen Geschäften verdienen die Banken an Gebühren und an Zinsdifferenzen. Das heisst aber noch lange nicht, dass alle diese Verdienste wirklich ökonomische Wertschöpfung darstellen. Um diese zu evaluieren, müsste korrekterweise der Akt des Risikomanagements vom Akt der blossen Risiko-Inkaufnahme getrennt werden. Was in der BIP-Berechnung in der Regel aber nicht getan wird.

Andrew Haldane, Exekutivdirektor für Finanzmarktstabilität bei der Bank of England – er ist in dieser Funktion das ungefähre Äquivalent zu Thomas Jordan in der Schweizerischen Nationalbank – argumentiert in einer Analyse, dass die blosse Inkaufnahme von Risiken durch die Banken keine Wertschöpfung darstelle. Das Papier wurde Ende November auf VoxEu publiziert und ist hier abrufbar.
 
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3. Weder Staat noch ZB erbarmen sich der Bank. Die Bank muss dann handeln wie ein Unternehmen: Kredite günstiger anbieten, Werbung machen, Kundenservice und Dienstleistungen verbessern, eigene Mitarbeiter entlassen, Boni kürzen ... etc.

Fall 3 ist in den letzten 7 Jahren meines Wissens nie vorgekommen.
Genau dies wäre aber "freie Marktwirtschaft" gemäss meinem Verständnis.

 
im Tagi wurde dies als "neue " Idee propagiert

(Neue Idee im Kampf gegen den starken Franken)

Die Idee ist sicher nicht neu, ist sie aber empfehlenswert? Hier der Link auf den Originalartikel

Ökonom Ernst Baltensperger empfiehlt Ablösung des Mindestkurses

«Aber man könnte den jetzigen Mindestkurs durch eine Untergrenze für einen Währungskorb ersetzen, der beispielsweise je zur Hälfe aus Dollar und Euro besteht.»

...

«Der Währungskorb würde eine Lockerung der ausschliesslichen Orientierung am Euro erlauben und der Nationalbank eine Anpassung ihrer heutigen Politik gestatten, ohne den Franken international übermässig attraktiv zu machen.» Auch für Spekulanten würde der Franken unattraktiver.
Trifft letzteres wirklich zu?

 
Die Tücken mit dem Dollar-Euro-Fix-Mix
 

Gleichwohl sieht er in einer allfälligen Neujustierung der Wechselkurspoltik unter Einbezug des Dollars einen Schwachpunkt: Sie beruhe auf der Prämisse einer erstarkenden US-Währung. «Die SNB würde mit einem solchen Kurswechsel implizit eine Prognose zum Dollar abgeben», sagte Frangulidis. Der ZKB-Experte erachtet dies als problematisch. Nicht weil er eine solche Vorhersage für falsch hält – vielmehr gehen auch die Ökonomen der ZKB von einem steigenden Dollarkurs aus –, sondern weil sich die Nationalbank mit einer Prognose offen im Markt exponiere.
In eine ähnliche Richtung zielen auch die Bedenken von Janwillem Acket, Chefökonom der Bank Julius Bär. «Wenn der Dollar zulegt und damit gegenläufig zum Euro tendiert, ist die Idee, einen Währungskorb zur Richtschnur für die SNB zu nehmen, gut», sagte Acket. Was aber, falls der Franken einmal mehr zur alleinigen Fluchtburg für verunsicherte Investoren wird und in der Folge sowohl Dollar als auch Euro zur Schwäche neigen? Für die Nationalbank wäre dann aus Sicht des Bär-Chefökonomen überhaupt nichts gewonnen.
Bei sinkenden USD und EUR würden ein paar 100 Mia CHF wohl nicht mehr ausreichen :?

 
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3. Weder Staat noch ZB erbarmen sich der Bank. Die Bank muss dann handeln wie ein Unternehmen: Kredite günstiger anbieten, Werbung machen, Kundenservice und Dienstleistungen verbessern, eigene Mitarbeiter entlassen, Boni kürzen ... etc.

Fall 3 ist in den letzten 7 Jahren meines Wissens nie vorgekommen.
Genau dies wäre aber "freie Marktwirtschaft" gemäss meinem Verständnis.
Genau das ist der Kritikpunkt an die Adresse der Zentralbanken. Nämlich, dass sie den Markt verzerren und mit zentralistischer Planung gegen den Markt agieren. Dass staatliche Planung nicht sonderlich effizient ist, konnten wir ja am Kommunismus sehr gut beobachten.

Es gibt da mehrere Aspekte:

Die Bankenrettungs-Aktionen der letzten 6 Jahre, die Gelddruckerei und die erhöhten Staatsschulden haben gleichermassen alle Währungen geschwächt und das Ausfallrisiko sogar für Staaten erhöht. Entsprechend hätten in einem freien Markt die Anleihen-Zinsen steigen müssen.

Hier haben die Zentralbanken Gegensteuer gegeben, indem sie Staatsanleihen direkt aufgekauft und somit deren Preise hoch, die Zinsen niedrig gehalten haben.

Das ist einerseits verständlich, denn damit entlasten sie die angeschlagenen Staaten vor zu hohen Zinszahlungen. In den USA, bei Staatsschulden von 18 Billionen macht jeder Prozentpunkt an Zinsen 180 Mrd. Dollar aus. Da entspricht 6% der Steuereinnahmen von rund 3 Billionen.

Andererseits verführen sehr niedrige Zinsen dazu, auf höheres Risiko zu spekulieren, denn nur noch riskante Papiere versprechen eine anständige Rendite. Auch wird bei der Kreditvergabe nicht mehr so seriös abgewägt, ob sich eine Investition rechnet. Zu 4% Zins werden viel mehr Unternehmen auf Kredit finanziert und gestartet als bei einem 8% Zins.

Die Zentralbanken führen hier also ein Experiment durch, dessen Ausgang ungewiss ist. Ihr Ziel ist es, Inflation zu erzeugen, um die Staatsschulden in Kaufkraft zu entwerten andererseits aber die Zinsen niedrig zu lassen, um die Kreditvergabe anzukurbeln.

Um das zu erreichen müssen sie immer schneller immer grössere Geldmengen erzeugen und laufen somit Gefahr, den Wert der Währung (ihre Kaufkraft) zu schwächen und im ungünstigsten Fall sogar das Vertrauen in eine Währung zu zerstören.

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Noch ein Nachtrag zum Stichwort "Wertschöpfung durch die Banken".

Es ist nicht negativ gemeint, wenn ich von "keine Wertschöpfung" spreche. Polizisten oder Feuerwehrleute generieren ja auch keine Wertschöpfung und dennoch sind sie für eine funktionierende Gesellschaft unverzichtbar.

Die Dienstleistungen der Banken sind für die Wirtschaft ausserordentlich wichtig. Sie bringen Kreditnehmer und -geber zusammen und sorgen für Liquidität im Geldsystem. Aber eine eigentliche Wertschöpfung resultiert daraus nicht.

Volker Pispers nannte es despektierlich: "Anderer Leute Geld Gassi führen."

Man kann sogar so weit gehen und hinterfragen, ob die wichtigsten Aufgaben von Banken (Zahlungsverkehr und Kreditwesen) nicht auch von einer anderen Institution übernommen werden könnte. Zahlungsverkehr wird z.B. schon von PayPal oder Bitcoin angeboten und um Geldgeber und Kreditnehmer zusammen zu bringen könnte auch eine geeignete Internet-Plattform dienen.

Bill Gates hat es 1994 so formuliert:

"Banking is necessary, banks are not"