Das das Ganze für Länder mit Handelsbilanzüberschuss funktioniert, mag ja noch gehen. Aber jeder Ueberschuss braucht ein Defizit. Und diesem geht früher oder später das Gold bzw. das Kapital aus.
Stimmt. Das ist ja auch Sinn und Zweck eines Goldstandards. Dass nämlich auch unter den Ländern die Handelsbilanz ausgeglichen ist (bzw. innert nützlicher Frist ausgeglichen wird). Oder einfacher: Dass jedes Land schlussendlich mit dem auskommt, was es selbst erwirtschaftet.Beispiel:Land A hat ein Defizit, Land B den Überschuss:Gold fliesst jetzt von A nach B.In Land A sinkt die Goldmenge und somit die Geldmenge. Deflation und niedrigere Preise. Die niedrigeren Preise sorgen für billigere Produktionskosten. Somit wird Land A gegen B konkurrenzfähiger.In Land B herrscht Inflation weil Gold/Geldmenge steigen. Die Preise steigen, Land B wird weniger konkurrenzfähig gegenüber Land A.Es kommt also zum Ausgleich, dass nun B das Defizit gegenüber A bekommt. Es ist also ein automatisches Regelsystem, das nach spätestens 3-5 Jahren Ungleichgewicht zwischen Ländern einen Ausgleich einläuten würde wie ein Pendel, das mal in die eine mal die andere Richtung ausschlägt, dabei an Momentum verliert und für einen Ausgleich sorgt.Es stimmt also, dass es dann unmöglich wäre, dass sich z.B. die USA 40 Jahre lang ein Handelsdefizit auf Kosten anderer Länder leisten können.
Denken wir weiter: Goldstandart in dieser Form & das Zinssystem können gar nicht zusammen funktionieren, da Zins und Zinseszins per se eine steigende Geldmenge erforderlich machen.
Das ist richtig und der grösste Nachteil jedes Zinssystems. Dabei spielt es allerdings keine Rolle ob Goldstandard oder Fiat-Money.Goldstandard-Systeme haben dabei den Vorteil, dass sie ja ohnehin eine ausschweifende Geld- und Kreditmengenausweitung verunmöglichen. Deshalb halten sie auch länger bis eine gezielte Inflation notwendig ist (also eine Abwertung der Währung gegen Gold).Ideal wäre ein Goldstandard also dann, wenn die Zinsen unterhalb von 1.5% liegen würden. Das entspricht dem globalen Wachstum der Goldmenge durch Produktion. Notabene auch dem realen durchschnittlichen Wirtschaftswachstum.
Auf jeden Fall kann Sie [die Zentralbank] mehr machen als damals. Auch wenn das heutige System sicherlich nicht vollkommen ist.
Stimmt. Sie kann mehr Schaden anrichten
Warum nicht die Wirtschaft und Geldmenge den Marktkräften überlassen? Die regeln das nämlich um einiges besser als (halb-)staatliche planwirtschaftliche Institutionen. Du kannst zwischen 10 verschiedenen Automarken wählen, 20 verschiedenen Handys und 100 verschiedenen Yoghurts. Warum muss Dich der Staat zwingen, ein ganz bestimmtes Geld zu wählen, das er kontrollieren kann?
dann würde ich mir dauernd überlegen, wass ich nun bereits kaufe und was nicht. Ich würde das alte Auto bis auf die Felgen runterfahren, da erstens nächstes Jahr die Technologie weiter fortgeschritten und zweitens die Karre günstiger ist. Ich kenne mich da zu wenig aus, aber soweit ich weiss hat kaum einmal Deflation zu einem Wirtschaftsboom geführt. Taler Taler du musst wandern, genau das tut er mit Deflation eben nicht.
Es ist das gängige Argument, dass sich die Menschen mit dem Kaufen zurückhalten, wenn sie mit sinkenden Preisen rechnen. Wer das tut, hat sich in den letzten 10, 20 Jahren nie einen Computer, einen Fernseher oder ein Handy gekauft, denn wir wussten, dass die Preise sinken würden. Aber wir kaufen auch heute Handys, obschon wir wissen, dass wir in zwei Jahren mehr Leistung für weniger Geld kriegen werden. Der Vergleich hinkt also in der Praxis.Deflation hat genau so wenig zu einem Wirtschaftsboom geführt wie Inflation.Nun gut, Inflation führt schon eher zu einem Boom, wenn man den Menschen billige Kredite nachschmeisst und sie dazu verleitet, auf Pump heute zu konsumieren, was sie erst morgen erarbeiten müssen. Aber solche inflations-erzeugten Booms sind brandgefährlich, weil in der Zukunft unweigerlich irgend wann die Rechnung präsentiert wird. Und dann wirds hässlich. So eine Phase haben wir ja jetzt seit 2008.Wir haben hier also zwei Möglichkeiten: Fiat-Money und ein System, das auf Kredit beruht. Das führt am Anfang zu enormem Wirtschaftswachstum und am Ende in eine tiefe Depression bzw. Währungsreform.Oder eben ein österreichisches System, wo Kredite aus existierendem Geld finanziert werden müssen. Das führt dazu, dass Kredite sehr sorgfältig und seriös und nur an aussichtsreiche Unternehmungen vergeben werden. Also weniger schnelles Wachstum aber auch nur kleine Rezessionen.Anders ausgedrückt: Wollen wir im Dot-Com-Boom 1000 Firmen aufstellen, von denen dann 950 in Konkurs gehen oder wollen wir nur 100 Firmen aufstellen, von denen nur 50 in Konkurs gehen?Wirtschaftsbooms und -busts sind nicht vom Geldsystem abhängig - bzw. sollten es nicht sein - sondern von Erfindungen, Ideen, Produktivitätssteigerungen, Technischem Fortschritt etc.Die ganze Kolonialisierung der USA inklusive Bau von Städten, Eisenbahnlinien etc. haben alle unter Goldstandard stattgefunden. Auch da gab es Booms und Busts.Es gibt noch einen weiteren Grund, der gegen künstlichen inflationären Wirtschaftsboom spricht: Das Produzieren am Markt vorbei: Wegen der Fed-Pumpenkohle ab 2000 wurden in den USA mehr Häuser gebaut als benötigt wurden. Das hat zwar während 7 Jahren der Bauindustrie grosse Aufträge beschert, es wurden neue Baufirmen gegründet, Bauarbeiter eingestellt etc. aber das Ergebnis ist, dass in den Jahren danach weniger Häuser als benötigt gebaut wurden, denn zuerst musste ja der Überschuss an leeren Häusern verkauft werden. Also wurden nicht nur die zusätzlich seit 2000 neu eingestellten Bauarbeiter entlassen sondern auch teilweise jene, die in einer gesunden Bauwirtschaft immer Arbeit gehabt hätten. --> Wir produzieren zuerst auf Halde und machen dann Zwangsferien. Wie sinnvoll ist das?
Deshalb auch die starken Zweifel an den Rettungsversuchen der Südeurostaaten. Deleveraging (sprich Schuldenabbau & Geldvernichtung) in einer krise wirkt prozyklisch.
hierzu hat weico einen guten Artikel verlinkt:
http://www.karstenuwe.com/stutzel-entla ... rrtum.html
Ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass der Goldstandart, wie er in vier Jahrzehnten vor dem 1Wk existiert hat heute nicht mehr zeitgemäss und nicht mehr möglich wäre.
Nicht 4 Jahrzehnte sondern 4 Jahrtausende
Der grosse Nachteil eines Goldstandards ist, dass man aus einer Abwärtsspirale (wie z.B. GB nach 1918) nicht mehr herauskommt. Bekämpfung von Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Rezession und Schulden, sind unter einem Goldstandard nicht möglich.Wobei das streng genommen nicht am Goldstandard liegt sondern daran, dass die Länder Kriege führen, die sie sich nicht leisten können. Kriege sind nämlich immer hochgradig inflationär!Was die BoE in dieser Situation hätte tun sollen ist, das Pfund gegenüber Gold abzuwerten. Das haben die Amis 1931 unter FDR so gemacht, als sie den Dollar von 20.67/oz auf 35/oz abwerteten.Ob ein Goldstandard zeitgemäss ist, richtet sich danach, wie man ihn implementiert. Man könnte durchaus eine bargeldlose elektronische Währung haben und nur mit Chip im Arm bezahlen. Wichtig ist schlussendlich nur, dass die Geldmenge kontrolliert ist und es natürliche Barrieren für die Erweiterung der Geldmenge gibt. Das haben wir seit 1971 nicht mehr und das muss es in einem neuen System wieder geben.Am besten wäre ohnehin ein Waren-Geld System statt eines Schuld-Geld Systems. Waren-Geld würde bedeuten, dass die Geldmenge ganz organisch und natürlich mit der Produktion eines Landes wächst und fällt. Geld käme dann ohne Zutun von Staat oder einer Zentralbank durch die Wirtschaft auf die Welt, wäre schuldenfrei und würde immer einen echten, realen Wert repräsentieren.Derzeit kommt unser Geld als Buchungssatz "Forderung an Verbindlichkeit" in einer Bank auf die Welt und sorgt somit schon in der Minute seiner Geburt dafür, dass irgend jemand dafür Zinsen zahlen muss, die es noch gar nicht gibt.