Währungsreform: Weltuntergang oder Neuanfang?

genau deshalb bezweifle ich auch stark, dass Neuerungen wirklich durchgesetzt, sprich Probleme bei der Wurzel angepackt würden, anstatt einfach "von Vorne zu beginnen".
Nun, es wachsen ja nicht nur die Schulden exponentiell sondern auch das Wissen der Menschen. Oder besser: Die Zahl der Menschen, die sich auf einmal für den Wert des Geldes und Fragen um die Entstehung von Geld etc. interessieren.Die Zahl der Menschen steigt, die irgendwie spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist mit unserem Geldsystem. Sie können es vielleicht nicht in Worte fassen (noch nicht) aber sie werden sich fragen, warum z.B. 100'000 für die Sanierung einer Schule fehlen aber das millionenfache dieses Betrages mal locker für Banken-Bailouts über Nacht locker gemacht wird. Der nächste Schritt wird sein, dass sie sich fragen, was genau an unserem System verbesserungswürdig ist und sie werden die Antworten finden. Dann werden unweigerlich auch die Politiker nicht mehr darum herum kommen, bessere und zukunftsträchtigere Lösungen anzubieten. Man wird dann versuchen einen Konsens zu finden zwischen alt bewährtem und neuen Ideen.Es wird viele geben, die für das alt bewährte (Goldstandard) plädieren werden und andere, die ganz neue Lösungsansätze anstreben. Vielleicht wird man sich in der Mitte treffen und ein Warengeld kreieren, das beide Seiten zufrieden stellt: Einerseits die Bindung der Geldmenge an die effektive Produktion, was die Fans eines Goldstandards zufrieden stellt, denn die monieren in erster Linie die hemmungslose Gelddruckerei und andererseits jene, die Arbeit über Vermögen stellen und eine Umverteilung von oben nach unten anstreben, damit sich Arbeit wieder lohnt.Und wenn wir schon dabei sind, könnte gleich noch das leistungslose Grundeinkommen eingeführt werden. Das ist in einem zinslosen Geldsystem nämlich durchaus finanzierbar ;)Aber eben: Den Zeitpunkt für das Eintreffen einer WR zu bestimmen ist so schwierig wie abzuschätzen, wann genau eine Lawine abgehen wird. Wir können nur festhalten, dass der Hang steil und gefroren ist und dass es schneit. Irgend wann wird eine Schneeflocke landen, die 5 andere löst und die reissen dann ein paar Dutzend mit und Sekunden später sind Billionen Schneeflocken auf dem Weg ins Tal. Wem will man dafür die Schuld geben? Der einzelnen Schneeflocke? Der Hanglage? Und wer will bestimmen, welche Schneeflocke es schlussendlich sein wird, die die Lawine triggert?
 
Ich will nicht wissen wieviele % der Menschen zB in der Schweiz sich für Geldsysteme interessieren. So viele sind das nicht, für die meisten ist Geld Mittel zum Zweck. Genau so für die Politiker. Sogar im Bankenumfeld stelle ich oftmals fest, dass Leute die tagtäglich mit Vermögen und Geld arbeiten eigentlich keine Ahnung haben wie die Maschine tickt.

Es wird viele geben, die für das alt bewährte (Goldstandard) plädieren werden
Ich hoffe nicht, dass du den Goldstandart als bewährtes Geldsystem siehst. Ansonsten empfehle ich den Artikel von Tobias Straumann aus der FuW.
 
Ich hoffe nicht, dass du den Goldstandard als bewährtes Geldsystem siehst. Ansonsten empfehle ich den Artikel von Tobias Straumann aus der FuW.
"Bewährt" im Sinn von "hat paar Tausend Jahre lang funktioniert" ist es allemal. Ob es zeitgemäss ist und die optimale Lösung, glaube ich allerdings nicht. Stell trotzdem mal den Link zur FuW rein.Die meisten Menschen haben natürlich das Problem, dass sie alles um sich herum in einer Währung bewerten. Wenn sie wissen wollen, was ihr Haus wert ist, nennt man ihnen einen Betrag in Franken. Was ist ihre Pensionskasse oder ihr Aktienvermögen wert? Ein Betrag in Franken.Wenn nun der Franken wertlos wird, zieht man ihnen in ihrem Wertesystem den Boden unter den Füssen weg.
 
"Bewährt" im Sinn von "hat paar Tausend Jahre lang funktioniert" ist es allemal. Ob es zeitgemäss ist und die optimale Lösung, glaube ich allerdings nicht. Stell trotzdem mal den Link zur FuW rein.
goldstandart ist nicht= Gold als Währung. Der Goldstandart exsistierte meines Wissens keine paar Tausend Jahre. sondern ca 40 Jahre vor dem 1. WK. und Zeitgemäss ist er definitiv nicht mehr. In dieser Form würde er kaum mehr funktionieren.
Die meisten Menschen haben natürlich das Problem, dass sie alles um sich herum in einer Währung bewerten. Wenn sie wissen wollen, was ihr Haus wert ist, nennt man ihnen einen Betrag in Franken. Was ist ihre Pensionskasse oder ihr Aktienvermögen wert? Ein Betrag in Franken.Wenn nun der Franken wertlos wird, zieht man ihnen in ihrem Wertesystem den Boden unter den Füssen weg.
Jap. Dieses Problem hatte ich auch.Ging eine Weile bis alles begriffen war. Aber noch bin ich bei den Basics.
 
Dazu beziehe ich mich zB. auf Bary Eichengreen in "Globalizing Capital". Diese Argumente wurden auch von Tobias Straumann verwendet. Wir alle wissen, dass der Goldstandart schlussendlich in der grossen Depression geendet hat. Auslö-sung dafür war eine ausgeprägte Deflation, genau dieses Risiko wird durch den Goldstandart stark erhöht. Länder mit Handelsbilanzdifiziten haben Mühe das für die Geldsicherung notwendige Gold aufzutreiben, der Zentralbank sind die Hände gebunden, sie ist kaum in der Lage etwas gegen Krisen zu unternehmen. Im Gegenteil: Um in Wirtschaftskrisen den Kapitalabfluss zu stoppen muss die Zen-tralbank die Zinsen erhöhen, was die Wirtschaft noch weiter abwürgt. Dies führt zu wirtschaftlichen Flächenbränden und macht das System Krisenanfällig. Fragen sich, wiso der Goldstandart vor dem 1. WK funktioniert hat:Hauptargument sind die damaligen politischen Rahmenbedigungen. Viele Politiker hatten die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt kaum verstanden. Die Zentralbank galt als unantastbar und war kaum öffentlichem Druck ausgesetzt. Paradoxerweise stellten Investoren einem Land mit Handelsbilanzdefizit schnell Kapital zur Verfü-gung, da von steigenden Zinsen ausgegangen wurde. Dies linderte die Symptome und wirkte antizy-klisch. Mit dem heutigen Wissensstand und dem heutigen Technologisierungsgrad halte ich den Goldstandart in seiner alten Form für nicht durchsetzbar. Auch wenn wir während dem Goldstandart viele Probleme die wir heute haben nicht hatten. (explodierende Staatsveschuldung, Inflationsrisiken, stabile Währun-gen

 
1. Es ist richtig, dass der Begriff "Goldstandard" erst seit etwa 1717 gilt aber wenn ich von Goldstandard spreche, meine ich alle Währungen (auch weit früher), die durch Gold gedeckt waren. Es spielt auch keine Rolle, ob direkt physische Gold- oder Silbermünzen getauscht werden oder Papier, das eine gewisse Gold/Silber-Menge repräsentiert.

2. Die Depression von 1929ff wurde nicht durch Goldstandard ausgelöst, auch wenn der eine Rolle dabei spielte. Ein Goldstandard legt ja fest, dass die Geldmenge nur entsprechend der Goldmenge ausgeweitet werden darf. Soweit so gut. Aber auch das Gegenteil ist richtig: Wenn Gold ins Land fliesst (Handelsüberschuss), dann [SIZE= px]muss [/SIZE]die Geldmenge entsprechend ausgeweitet werden. Genau das hat aber die FED versäumt und somit ist die Geldmenge zu weit abgesunken. Die USA hatten damals grosse Überschüsse mit GB.

3.

der Zentralbank sind die Hände gebunden, sie ist kaum in der Lage etwas gegen Krisen zu unternehmen.
Wir sehen ja heute sehr deutlich, dass die ZB ohnehin nichts gegen Krisen unternehmen können. Sie drucken Geld, bzw. verändern die Leitzinsen und beeinflussen somit die Geldmenge. Das verhindert keine Krisen und löst sie auch nicht sondern zögert die Lösung nur hinaus.
4.

Deflation, genau dieses Risiko wird durch den Goldstandart stark erhöht.
Stimmt. Das "Risiko" einer Deflation wird erhöht. Stellt sich die Frage, was an einer Deflation (hier im Sinn von sinkenden Preisen) schlecht sein soll. Wir wissen, dass Inflation vor allem den "kleinen Mann" entreichert. Umkehrschluss wäre, dass Deflation vor allem dem kleinen Mann nützt.Es gibt zwei grundsätzliche Ansätze für Geldpolitik: Ein Fiat-Money System und ein austeritäres, österreichisches Modell:

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(die schlechte Kopie der Grafik stammt aus: http://www.pdv-bayern.de/sites/default/ ... e_welt.pdf )

Im österreichischen System bleibt die Geldmenge und somit das in Geld gemessene BIP konstant. Aber die Preise sinken wegen Effizienzsteigerung. Technologischer Fortschritt ist ja per Definition deflationär. Wir erleben das an den Preisen für TV-Geräte, Handys, Computern in den letzten Jahrzehnten und davor bei Preisen für Kleidung und Lebensmittel.

In einer österreichischen Welt würdest Du einfach konstant Fr. x pro Monat verdienen aber dank der sinkenden Preise könntest Du Dir jedes Jahr ein bisschen mehr dafür kaufen.

5. Zentralbanken sind eine relativ neue "Erfindung". Die FED wurde ja erst 1913 gegründet. Zuvor wurde Geld von den Staaten selbst ausgegeben, was ja schliesslich auch Sinn macht. Warum sollen die US-Bürger Zinsen an eine private Institution dafür zahlen, dass die ihnen das Geld druckt?

6. Es spricht eigentlich nichts dagegen, dass es mehrere Geldsysteme parallel in einem Land gibt. Der Markt wird sich dann schon für das beste entscheiden.

 
2. Die Depression von 1929ff wurde nicht durch Goldstandard ausgelöst, auch wenn der eine Rolle dabei spielte. Ein Goldstandard legt ja fest, dass die Geldmenge nur entsprechend der Goldmenge ausgeweitet werden darf. Soweit so gut. Aber auch das Gegenteil ist richtig: Wenn Gold ins Land fliesst (Handelsüberschuss), dann [SIZE= px]muss [/SIZE]die Geldmenge entsprechend ausgeweitet werden. Genau das hat aber die FED versäumt und somit ist die Geldmenge zu weit abgesunken. Die USA hatten damals grosse Überschüsse mit GB.
Das das Ganze für Länder mit Handelsbilanzüberschuss funktioniert, mag ja noch gehen. Aber jeder Ueberschuss braucht ein Defizit. Und diesem geht früher oder später das Gold bzw. das Kapital aus.Denken wir weiter: Goldstandart in dieser Form & das Zinssystem können gar nicht zusammen funktionieren, da Zins und Zinseszins per se eine steigende Geldmenge erforderlich machen. Am Anfang mag das gehen, aber wissen genau, dass die Zinseszinskurve exponentiell ist. Es ist somit unmöglich über längere Zeit gedecktes Geld zu erhalten. Irgendwann wird die Nachfrage nach Geld die weltweite Förderungsmenge von Gold übersteigen.

3.

Wir sehen ja heute sehr deutlich, dass die ZB ohnehin nichts gegen Krisen unternehmen können. Sie drucken Geld, bzw. verändern die Leitzinsen und beeinflussen somit die Geldmenge. Das verhindert keine Krisen und löst sie auch nicht sondern zögert die Lösung nur hinaus.
Auf jeden Fall kann Sie mehr machen als damals. Auch wenn das heutige System sicherlich nicht vollkommen ist.
4.

In einer österreichischen Welt würdest Du einfach konstant Fr. x pro Monat verdienen aber dank der sinkenden Preise könntest Du Dir jedes Jahr ein bisschen mehr dafür kaufen.
dann würde ich mir dauernd überlegen, wass ich nun bereits kaufe und was nicht. Ich würde das alte Auto bis auf die Felgen runterfahren, da erstens nächstes Jahr die Technologie weiter fortgeschritten und zweitens die Karre günstiger ist. Ich kenne mich da zu wenig aus, aber soweit ich weiss hat kaum einmal Deflation zu einem Wirtschaftsboom geführt. Taler Taler du musst wandern, genau das tut er mit Deflation eben nicht.

Deshalb auch die starken Zweifel an den Rettungsversuchen der Südeurostaaten. Deleveraging (sprich Schuldenabbau & Geldvernichtung) in einer krise wirkt prozyklisch.

Fazit:

Mehrere Wirtschaftssysteme parallel oder eine abgeänderte / kurzfristige Situation der Goldanbindung halte ich für möglich. Ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass der Goldstandart, wie er in vier Jahrzehnten vor dem 1Wk existiert hat heute nicht mehr zeitgemäss und nicht mehr möglich wäre.

 
Das das Ganze für Länder mit Handelsbilanzüberschuss funktioniert, mag ja noch gehen. Aber jeder Ueberschuss braucht ein Defizit. Und diesem geht früher oder später das Gold bzw. das Kapital aus.
Stimmt. Das ist ja auch Sinn und Zweck eines Goldstandards. Dass nämlich auch unter den Ländern die Handelsbilanz ausgeglichen ist (bzw. innert nützlicher Frist ausgeglichen wird). Oder einfacher: Dass jedes Land schlussendlich mit dem auskommt, was es selbst erwirtschaftet.Beispiel:Land A hat ein Defizit, Land B den Überschuss:Gold fliesst jetzt von A nach B.In Land A sinkt die Goldmenge und somit die Geldmenge. Deflation und niedrigere Preise. Die niedrigeren Preise sorgen für billigere Produktionskosten. Somit wird Land A gegen B konkurrenzfähiger.In Land B herrscht Inflation weil Gold/Geldmenge steigen. Die Preise steigen, Land B wird weniger konkurrenzfähig gegenüber Land A.Es kommt also zum Ausgleich, dass nun B das Defizit gegenüber A bekommt. Es ist also ein automatisches Regelsystem, das nach spätestens 3-5 Jahren Ungleichgewicht zwischen Ländern einen Ausgleich einläuten würde wie ein Pendel, das mal in die eine mal die andere Richtung ausschlägt, dabei an Momentum verliert und für einen Ausgleich sorgt.Es stimmt also, dass es dann unmöglich wäre, dass sich z.B. die USA 40 Jahre lang ein Handelsdefizit auf Kosten anderer Länder leisten können.
Denken wir weiter: Goldstandart in dieser Form & das Zinssystem können gar nicht zusammen funktionieren, da Zins und Zinseszins per se eine steigende Geldmenge erforderlich machen.
Das ist richtig und der grösste Nachteil jedes Zinssystems. Dabei spielt es allerdings keine Rolle ob Goldstandard oder Fiat-Money.Goldstandard-Systeme haben dabei den Vorteil, dass sie ja ohnehin eine ausschweifende Geld- und Kreditmengenausweitung verunmöglichen. Deshalb halten sie auch länger bis eine gezielte Inflation notwendig ist (also eine Abwertung der Währung gegen Gold).Ideal wäre ein Goldstandard also dann, wenn die Zinsen unterhalb von 1.5% liegen würden. Das entspricht dem globalen Wachstum der Goldmenge durch Produktion. Notabene auch dem realen durchschnittlichen Wirtschaftswachstum.
Auf jeden Fall kann Sie [die Zentralbank] mehr machen als damals. Auch wenn das heutige System sicherlich nicht vollkommen ist.
Stimmt. Sie kann mehr Schaden anrichten :pWarum nicht die Wirtschaft und Geldmenge den Marktkräften überlassen? Die regeln das nämlich um einiges besser als (halb-)staatliche planwirtschaftliche Institutionen. Du kannst zwischen 10 verschiedenen Automarken wählen, 20 verschiedenen Handys und 100 verschiedenen Yoghurts. Warum muss Dich der Staat zwingen, ein ganz bestimmtes Geld zu wählen, das er kontrollieren kann?
dann würde ich mir dauernd überlegen, wass ich nun bereits kaufe und was nicht. Ich würde das alte Auto bis auf die Felgen runterfahren, da erstens nächstes Jahr die Technologie weiter fortgeschritten und zweitens die Karre günstiger ist. Ich kenne mich da zu wenig aus, aber soweit ich weiss hat kaum einmal Deflation zu einem Wirtschaftsboom geführt. Taler Taler du musst wandern, genau das tut er mit Deflation eben nicht.
Es ist das gängige Argument, dass sich die Menschen mit dem Kaufen zurückhalten, wenn sie mit sinkenden Preisen rechnen. Wer das tut, hat sich in den letzten 10, 20 Jahren nie einen Computer, einen Fernseher oder ein Handy gekauft, denn wir wussten, dass die Preise sinken würden. Aber wir kaufen auch heute Handys, obschon wir wissen, dass wir in zwei Jahren mehr Leistung für weniger Geld kriegen werden. Der Vergleich hinkt also in der Praxis.Deflation hat genau so wenig zu einem Wirtschaftsboom geführt wie Inflation.Nun gut, Inflation führt schon eher zu einem Boom, wenn man den Menschen billige Kredite nachschmeisst und sie dazu verleitet, auf Pump heute zu konsumieren, was sie erst morgen erarbeiten müssen. Aber solche inflations-erzeugten Booms sind brandgefährlich, weil in der Zukunft unweigerlich irgend wann die Rechnung präsentiert wird. Und dann wirds hässlich. So eine Phase haben wir ja jetzt seit 2008.Wir haben hier also zwei Möglichkeiten: Fiat-Money und ein System, das auf Kredit beruht. Das führt am Anfang zu enormem Wirtschaftswachstum und am Ende in eine tiefe Depression bzw. Währungsreform.Oder eben ein österreichisches System, wo Kredite aus existierendem Geld finanziert werden müssen. Das führt dazu, dass Kredite sehr sorgfältig und seriös und nur an aussichtsreiche Unternehmungen vergeben werden. Also weniger schnelles Wachstum aber auch nur kleine Rezessionen.Anders ausgedrückt: Wollen wir im Dot-Com-Boom 1000 Firmen aufstellen, von denen dann 950 in Konkurs gehen oder wollen wir nur 100 Firmen aufstellen, von denen nur 50 in Konkurs gehen?Wirtschaftsbooms und -busts sind nicht vom Geldsystem abhängig - bzw. sollten es nicht sein - sondern von Erfindungen, Ideen, Produktivitätssteigerungen, Technischem Fortschritt etc.Die ganze Kolonialisierung der USA inklusive Bau von Städten, Eisenbahnlinien etc. haben alle unter Goldstandard stattgefunden. Auch da gab es Booms und Busts.Es gibt noch einen weiteren Grund, der gegen künstlichen inflationären Wirtschaftsboom spricht: Das Produzieren am Markt vorbei: Wegen der Fed-Pumpenkohle ab 2000 wurden in den USA mehr Häuser gebaut als benötigt wurden. Das hat zwar während 7 Jahren der Bauindustrie grosse Aufträge beschert, es wurden neue Baufirmen gegründet, Bauarbeiter eingestellt etc. aber das Ergebnis ist, dass in den Jahren danach weniger Häuser als benötigt gebaut wurden, denn zuerst musste ja der Überschuss an leeren Häusern verkauft werden. Also wurden nicht nur die zusätzlich seit 2000 neu eingestellten Bauarbeiter entlassen sondern auch teilweise jene, die in einer gesunden Bauwirtschaft immer Arbeit gehabt hätten. --> Wir produzieren zuerst auf Halde und machen dann Zwangsferien. Wie sinnvoll ist das?
Deshalb auch die starken Zweifel an den Rettungsversuchen der Südeurostaaten. Deleveraging (sprich Schuldenabbau & Geldvernichtung) in einer krise wirkt prozyklisch.
hierzu hat weico einen guten Artikel verlinkt: http://www.karstenuwe.com/stutzel-entla ... rrtum.html
Ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass der Goldstandart, wie er in vier Jahrzehnten vor dem 1Wk existiert hat heute nicht mehr zeitgemäss und nicht mehr möglich wäre.
Nicht 4 Jahrzehnte sondern 4 Jahrtausende ;)Der grosse Nachteil eines Goldstandards ist, dass man aus einer Abwärtsspirale (wie z.B. GB nach 1918) nicht mehr herauskommt. Bekämpfung von Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Rezession und Schulden, sind unter einem Goldstandard nicht möglich.Wobei das streng genommen nicht am Goldstandard liegt sondern daran, dass die Länder Kriege führen, die sie sich nicht leisten können. Kriege sind nämlich immer hochgradig inflationär!Was die BoE in dieser Situation hätte tun sollen ist, das Pfund gegenüber Gold abzuwerten. Das haben die Amis 1931 unter FDR so gemacht, als sie den Dollar von 20.67/oz auf 35/oz abwerteten.Ob ein Goldstandard zeitgemäss ist, richtet sich danach, wie man ihn implementiert. Man könnte durchaus eine bargeldlose elektronische Währung haben und nur mit Chip im Arm bezahlen. Wichtig ist schlussendlich nur, dass die Geldmenge kontrolliert ist und es natürliche Barrieren für die Erweiterung der Geldmenge gibt. Das haben wir seit 1971 nicht mehr und das muss es in einem neuen System wieder geben.Am besten wäre ohnehin ein Waren-Geld System statt eines Schuld-Geld Systems. Waren-Geld würde bedeuten, dass die Geldmenge ganz organisch und natürlich mit der Produktion eines Landes wächst und fällt. Geld käme dann ohne Zutun von Staat oder einer Zentralbank durch die Wirtschaft auf die Welt, wäre schuldenfrei und würde immer einen echten, realen Wert repräsentieren.Derzeit kommt unser Geld als Buchungssatz "Forderung an Verbindlichkeit" in einer Bank auf die Welt und sorgt somit schon in der Minute seiner Geburt dafür, dass irgend jemand dafür Zinsen zahlen muss, die es noch gar nicht gibt.
 
Stimmt. Das ist ja auch Sinn und Zweck eines Goldstandards. Dass nämlich auch unter den Ländern die Handelsbilanz ausgeglichen ist (bzw. innert nützlicher Frist ausgeglichen wird). Oder einfacher: Dass jedes Land schlussendlich mit dem auskommt, was es selbst erwirtschaftet.Beispiel:Land A hat ein Defizit, Land B den Überschuss:Gold fliesst jetzt von A nach B.In Land A sinkt die Goldmenge und somit die Geldmenge. Deflation und niedrigere Preise. Die niedrigeren Preise sorgen für billigere Produktionskosten. Somit wird Land A gegen B konkurrenzfähiger.
Genau diese Annahmen haben sich nach dem 1 WK als falsch erwiesen. Das tönt in der Theroie alles schön und gut, hat aber in der Praxis nicht funktioniert. Jedenfalls nach dem 1 Wk nicht, und ich meine die Welt nach dem 1 Weltkrieg ist der heutigen näher als 17irgendwas, wo der Bildungsstand der Bevölkerung in Sachen Geldsysteme und Konjunktur nicht sonderlich hoch war. Was wenn Land A Griechenland ist und eigentlich gar nichts produziert? okay, man kann sagen "mit dem Goldstandart wäre dies nie passiert", bringt uns aber nicht weiter. Land A wird vielleicht sein Defizit nie los, da die Waren zwar günstig sind, die Qualität der Konkurrenz aber nicht erreicht. Werden den mit sinkenden Preisen ausländische Spezialisten dort arbeiten gehen um diese zu verbessern? wohl kaum. Land A würde versumpfen und wohl schon bald einmal die Nachbarländer mit runterziehen. Der Goldstandart hat sich als sehr krisenanfällig herausgestellt.
Ideal wäre ein Goldstandard also dann, wenn die Zinsen unterhalb von 1.5% liegen würden. Das entspricht dem globalen Wachstum der Goldmenge durch Produktion. Notabene auch dem realen durchschnittlichen Wirtschaftswachstum.
Du weisst ja bestens, dass die Zinskurve exponentiell ist. und zwar immer. egal ob der Zins bei 10% oder 1% liegt, das Letztere funktioniert einfach länger als das Erstere. Die Goldproduktionsmenge ist aber nicht exponentiell. Irgendwann ist Ende.
Oder eben ein österreichisches System, wo Kredite aus existierendem Geld finanziert werden müssen. Das führt dazu, dass Kredite sehr sorgfältig und seriös und nur an aussichtsreiche Unternehmungen vergeben werden. Also weniger schnelles Wachstum aber auch nur kleine Rezessionen.
Der Mensch will immer das Maximum, jedenfalls die meisten davon. Er wird immer nach Wohlstand und Reichtum streben. Eigentlich ist mir das System mehr oder weniger egal. You have to be water. Anpassungsfähig eben. Wenn Sie Geld in den Himmel drucken kaufen wir Gold. Wenn nur wenig Kredite an sichere Unternehmen vergeben werden, defensive Dividendentitel. Die Frage wohin wir gehen mag wichtig sein, aber beeinflussen können wir das nicht. Es fällt wie es fällt.
Wirtschaftsbooms und -busts sind nicht vom Geldsystem abhängig - bzw. sollten es nicht sein - sondern von Erfindungen, Ideen, Produktivitätssteigerungen, Technischem Fortschritt etc.Die ganze Kolonialisierung der USA inklusive Bau von Städten, Eisenbahnlinien etc. haben alle unter Goldstandard stattgefunden. Auch da gab es Booms und Busts.
unter Goldstandart und Ausbeutung eines ganzen Kontinentes! Wenn ich nur mit Pistole und Kanone sämtliche Schätze eines Kontinenten ausrauben kann mach ich auch vorwärts ;)
Nicht 4 Jahrzehnte sondern 4 Jahrtausende ;)
Das Währungsregime des Goldstandards war von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg vorherrschend. Der Goldstandard verlor nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung und fand schließlich durch die Sterlingkrise 1931 sein Ende. Das nachfolgende Währungssystem des Goldstandards war das System von Bretton Woods.
Quelle: Wikipedia.org
 
Genau diese Annahmen haben sich nach dem 1 WK als falsch erwiesen. Das tönt in der Theroie alles schön und gut, hat aber in der Praxis nicht funktioniert.
Wie gesagt: Es hat nichts mit dem Geldsystem zu tun, wenn ein Land Geld ausgibt, das es nicht hat für etwas, das nur zerstörerisch und unproduktiv ist. GB hätte in diesem Fall das Pfund abwerten sollen. Aber Du hast recht, das hätte damals die Probleme um Rezession und Arbeitslosigkeit nicht gelöst:Das Problem damals war, dass viele mit einer Abwertung des Pfund gerechnet haben. Sie haben ihre Pfund in Gold getauscht und dieses ins Ausland, vorzugsweise die USA verschoben. Die Goldvorräte der BoE sind somit ausgeblutet.
Was wenn Land A Griechenland ist und eigentlich gar nichts produziert?
Dann hat es in jeder Währung und jedem Geldsystem ein Problem. ;)
Du weisst ja bestens, dass die Zinskurve exponentiell ist. und zwar immer. egal ob der Zins bei 10% oder 1% liegt, das Letztere funktioniert einfach länger als das Erstere. Die Goldproduktionsmenge ist aber nicht exponentiell. Irgendwann ist Ende.
Stimmt, hab' ich ja geschrieben. Deshalb gab's ja zu anderen Zeiten auch bereits zinslose Geldsysteme und sogar Schwundgeld. Dann funktioniert das Ganze wunderbar 100-1000 Jahre lang.Das römische Reich wurde immerhin 1200 Jahre alt, die Republik Venedig 500 Jahre.
Das Währungsregime des Goldstandards war von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg vorherrschend. Der Goldstandard verlor nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung und fand schließlich durch die Sterlingkrise 1931 sein Ende. Das nachfolgende Währungssystem des Goldstandards war das System von Bretton Woods.
Quelle: Wikipedia.org
Dann nenne es von mir aus Goldwährung oder Goldhinterlegungs-Standard. Es ist richtig, dass der Begriff "Goldstandard" aus dem 19. Jh. stammt. Dennoch: Gold-gedecktes Geld oder Gold direkt als Geld gibt es seit König Krösus, 650 v.Chr.
 
Du weisst ja bestens, dass die Zinskurve exponentiell ist. und zwar immer. egal ob der Zins bei 10% oder 1% liegt, das Letztere funktioniert einfach länger als das Erstere. Die Goldproduktionsmenge ist aber nicht exponentiell. Irgendwann ist Ende.
Stimmt, hab' ich ja geschrieben. Deshalb gab's ja zu anderen Zeiten auch bereits zinslose Geldsysteme und sogar Schwundgeld. Dann funktioniert das Ganze wunderbar 100-1000 Jahre lang.Das römische Reich wurde immerhin 1200 Jahre alt, die Republik Venedig 500 Jahre.
...aber dann sind wir beim Thema "welche Währungssysteme würden den besser funktionieren, als das heutige. Oder den jetzt diskutierten Goldstandart." Meine Aussage war eher bezogen auf "funktioniert der Goldstandart in alter Form heute, oder eben nicht"
Dann nenne es von mir aus Goldwährung oder Goldhinterlegungs-Standard. Es ist richtig, dass der Begriff "Goldstandard" aus dem 19. Jh. stammt. Dennoch: Gold-gedecktes Geld oder Gold direkt als Geld gibt es seit König Krösus, 650 v.Chr.
einverstanden. Tschuldige die Tüpflisch...erei :twisted:
 
["welche Währungssysteme würden den besser funktionieren, als das heutige.
Genau das ist die entscheidende Frage: Ein Goldstandard ist sicher besser als ein Fiat-System aber eine gute und nachhaltige Lösung wäre er auch nicht.Der grösste Blödsinn ist sicher, dass unser Geld als Schuldgeld durch einen Buchungssatz "Forderung an Verbindlichkeit" auf die Welt kommt. Also als Schuld.Besser wäre es auf alle Fälle, dass Geld als Warengeld auf die Welt kommt. Sozusagen kein "Goldstandard" sondern ein "Wirtschaftsstandard". Die Geldmenge sinkt und steigt also mit der wirtschaftlichen Leistung. (Was notabene die Griechenland-Problematik nicht löst!)Das beste Geldsystem wäre wohl die komplette Abschaffung des Geldes, wie es http://www.youtube.com/watch?v=Ts4ynYTd2MYAuf den ersten Blick utopisch bis idiotisch aber eigentlich hat er recht. Bei Star-Trek und anderen utopischen Gesellschaften gibt es ja auch kein Geld ;)Wir haben heute andere und bessere Mittel, um unsere Arbeitsleistung und Produktivität vernünftig im Volk/auf der Welt zu verteilen. Ansonsten, wenn man beim Geld bleiben will, dürfte nichts anderes übrig bleiben als a) ein gedecktes Geldb) Zulassen von negativen Zinsen (also ein Absenken der Zinstreppe) um die Umverteilung von unten nach oben gar nicht erst zuzulassen.Damit hätten wir zwei Probleme gelöst. Nämlich erstens, dass Geld wieder ein Wertaufbewahrungsmittel wird und Otto Normalverbraucher nicht durch Inflation schleichend entreichert wird. Und zweitens, das Geld wieder entsprechend der Arbeitsleistung und Effizienz verdient wird und nicht nach Vermögen.
 
MF

Besser wäre es auf alle Fälle, dass Geld als Warengeld auf die Welt kommt.
Aber hoffentlich ist dir dabei nicht das Wort "WIR" eingefallen. ;) Jeder der WIR besitzt, fühlt sich, wie wenn er eine heisse Kartoffel in der Hand hält :mrgreen:
 
Nö, an WIR habe ich nicht gedacht. Davon habe ich immer die Finger gelassen.Aber guck Dir mal über's WE den 6-Teiler von Hörmann an. Es würde mich interessieren, was Du (andere natürlich auch) davon hältst.

 
Frage an MF: Warum bist Du der Meinung, dass bei einer Währungsreform das Gold sich als einziger Gewinner herausstellt?Aktien müssten ihren Wert genauso beibehalten wie Edelmetalle. Eine Firma die Waren produziert die irgendjemand habe möchteverdient immer Geld.Mein Geldsystem funktioniert so: Das Geld wird in h/Arbeit gerechnet. ein Kaugummi kostet also 10 sek/Arbeit.ein Auto kostet 180Tage/Arbeit u.s.w.

 
@ Miguelito:Ich möchte MF nicht vorgreifen, aber bedenke, dass die Firmen Schuldner haben, die in einer WR pleite gehen können. Dies würde wohl auch die Aktienpreise drücken.

 
Frage an MF: Warum bist Du der Meinung, dass bei einer Währungsreform das Gold sich als einziger Gewinner herausstellt?
Hab ich das je behauptet?Bei einer WR erhalten alle Sachwerte die Kaufkraft. Von mir aus auch Kupfer oder Zypressenholz. Auch Aktien oder Immobilien erhalten in einer WR grundsätzlich ihren Wert. Aber die sind differenzierter zu betrachten: Bei Immos könnte es z.B. sein, dass so viele Leute soviel Geld verlieren und ihre Immos nicht mehr halten können, dass die Preise purzeln.Bei Aktien/Firmen ist es dasselbe: Gut möglich, dass einige Firmen im Vorfeld der WR enorm profitieren aber andere gehen unter. Da wird es sehr schwierig im Vorfeld abzuschätzen, welche Firma wie aus der Krise kommen wird - und ob überhaupt.Gold ist von daher eine recht simple Lösung. Da kann man nicht viel falsch machen.
 
Frage an MF: Warum bist Du der Meinung, dass bei einer Währungsreform das Gold sich als einziger Gewinner herausstellt?
Hab ich das je behauptet?Bei einer WR erhalten alle Sachwerte die Kaufkraft. Von mir aus auch Kupfer oder Zypressenholz. Auch Aktien oder Immobilien erhalten in einer WR grundsätzlich ihren Wert. Aber die sind differenzierter zu betrachten: Bei Immos könnte es z.B. sein, dass so viele Leute soviel Geld verlieren und ihre Immos nicht mehr halten können, dass die Preise purzeln.Bei Aktien/Firmen ist es dasselbe: Gut möglich, dass einige Firmen im Vorfeld der WR enorm profitieren aber andere gehen unter. Da wird es sehr schwierig im Vorfeld abzuschätzen, welche Firma wie aus der Krise kommen wird - und ob überhaupt.Gold ist von daher eine recht simple Lösung. Da kann man nicht viel falsch machen.
Stimmt, hast du in diesem Thema nicht behauptet. Sorry. Habe allerdings was änliches im Cash Forum gelesen.Ich würde gerne etwas Gold physisch kaufen, kann allerdings das Risiko nicht wirklich abschätzen. Vor gerade mal 10 Jahren war das Gold ja nur 280$ je Unze Wert. Wer sagt mir dass Gold nicht wieder auf 500$ je Unze fällt??Hälst du eine Währungsreform in der Schweiz für möglich?? in welchem Zeitraum?? Die Schweiz baut ihre Verschuldung ja ständig ab und wenn das Ausland eine Währungsreform durchführen würde, müssten wir ja nicht auch mitmachen, oder??